Welche Argumente könnten gegen dieses Szenario sprechen?
Herausforderung 1: Covid-19 wird sich langfristig auf die Beschäftigung und das Einkommenswachstum in China auswirken
Der Konsum wird für das Konjunkturwachstum von China immer relevanter. Das könnte die Frage aufwerfen, ob das Land auch künftig in der Lage sein wird, das nötige Beschäftigungs- und Einkommenswachstum zu generieren, um weiterhin hohes Wachstum des Inlandskonsums zu ermöglichen. Angesichts der Unsicherheit aufgrund von Covid-19 ist dies ein Argument.
Tatsächlich stieg die Arbeitslosenrate im Februar letzten Jahres laut Beschäftigungserhebung der Regierung auf 6,2 %, und das verfügbare Einkommen städtischer Haushalte legte im 1. Quartal nur um 0,5 % zu. Durch die Konjunkturerholung verbessern sich diese Daten jedoch.
Im April dieses Jahres ging die Arbeitslosenrate auf 5,1 % zurück, und das Einkommenswachstum stieg im 1. Quartal 2021 auf 12,2 %.1 Da sich die Wirtschaftsaktivität normalisiert, gehen wir 2021 von einer weiteren Verbesserung aus.
Langfristig setzt die chinesische Regierung weiter auf qualitatives, statt quantitatives Wachstum. Diverse politische Entscheidungen sind vor allem darauf ausgerichtet, die Beschäftigung zu fördern und zu stabilisieren.
Auch Einkommensungleichheiten stehen auf der Tagesordnung der politischen Entscheidungsträger ganz oben. Zusätzlich rückt der dieses Jahr veröffentlichte neue Fünfjahresplan von China auch sozialen Wohlstand in den Vordergrund.
Herausforderung 2: Geopolitische Spannungen mit den USA werden das langfristige Wachstum bremsen
Unser Team ist der Meinung, dass die geopolitischen Spannungen zwischen China und den USA weiter andauern werden, und die Investoren teilen diese Sicht. Wir glauben jedoch nicht, dass diese Spannungen das langfristige Wachstum Chinas gefährden werden.
China dürfte trotz der herrschenden Spannungen gute Anlagechancen bieten. Der große Binnenmarkt des Landes wächst und ist eine Stütze der Wirtschaft. Dies ermöglicht einzigartige Wirtschafts- und Konjunkturzyklen und schützt vor geopolitischen Komplikationen. Chinesische Unternehmen generieren über 90 % ihrer Umsätze auf dem Inlandsmarkt und weniger als 5 % auf dem US-Markt.2
Herausforderung 3: Niedrige ESG-Standards in China
ESG setzt sich in China immer mehr durch. Die Qualität der Berichterstattung über ökologische, soziale und governancebezogene Indikatoren nähert sich langsam internationalen und regionalen Standards an.
Außerdem sagte China bei der UN-Generalversammlung letztes Jahr zu, bis 2060 CO2-neutral zu sein. Unseres Erachtens zeigt diese ehrgeizige Selbstverpflichtung, dass das Land auf langfristig nachhaltiges Wachstum setzt. Davon wird auch die ESG-Entwicklung profitieren.
Aufsichtsbehörden haben in China große Bedeutung und dürften zur Verbesserung der ESG-Berichterstattung chinesischer Unternehmen beitragen. Die Wertpapieraufsichtsbehörde China Securities Regulatory Commission (CSRC) wird wohl bald Leitlinien für die verpflichtende Unternehmensberichterstattung zu ESG-Themen veröffentlichen. Die fortschreitende Öffnung des chinesischen Finanzmarkts, um mehr ausländische Investoren anzuziehen, dürfte auch die ESG-Entwicklung Chinas fördern. Auch ein vermehrter ESG-Fokus internationaler Investoren dürfte das ESG-Bewusstsein stärken und die ESG-Prozesse verbessern.
Fazit
Investoren sollten aus mehreren Gründen eine separate Allokation in China erwägen. Das Land könnte neben höherem Wachstum auch vielerlei attraktive Anlagechancen bieten, da es über ein umfassendes und vielfältiges Anlageuniversum verfügt. Sein strukturelles Wachstum könnte viele interessante Anlagechancen schaffen.
Unseres Erachtens sollten die Investoren bei Anlagen in chinesische Aktien aus allen börsennotierten Aktien wählen – unabhängig davon, an welcher Börse sie gelistet sind. Sowohl Onshore- als auch Offshore-Märkte für chinesische Akten bieten einzigartige Unternehmen und umfassende Chancen für Investoren. Für die beste Aktienauswahl sollten die Investoren auf erfahrene Assetmanager zurückgreifen.