Thematische Fonds gibt es bereits seit vielen Jahrzehnten, passive Themen-ETFs dagegen erst seit einigen Jahren. Angesichts der Vielzahl der mittlerweile verfügbaren Themen-ETFs stellt sich die Frage, wie Anleger die aussichtsreichsten Produkte identifizieren können. Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, welche Ziele ein Themen-ETF verfolgt und wie er in ein diversifiziertes Portfolio integriert werden sollte. Außerdem sollten sie in der Lage sein zu unterscheiden, ob es sich um eine echte langfristige Anlagechance handelt oder nur um eine spannende, von Hype und Hoffnung getragene Idee.
Weiterentwicklung von Sektor-ETFs
Themen-ETFs sind eine intelligente Weiterentwicklung des traditionellen Sektoransatzes und können ähnlich wie Sektor-ETFs strategisch oder taktisch eingesetzt werden. Themen-ETFs zeichnen sich in der Regel durch eine geringere Korrelation mit breit gefassten Aktienanlagen aus sowie durch eine höhere kurzfristige Volatilität. Auf lange Sicht können Anleger dadurch potenziell höhere Renditen als aus breiten Aktienportfolios erwarten. So können Themen-ETFs mit ihrem Risiko-Ertrags-Profil zu einer besseren Diversifikation beitragen.
Der größte Unterschied zwischen Themen- und Sektor-ETFs besteht darin, dass Sektor-ETFs Unternehmen nach bestimmten Geschäftsfeldern gruppieren, während Themen-ETFs unabhängig von Branchenerwägungen auf Unternehmen mit Bezug zu einem bestimmten Thema oder globalen Trend setzen. Themen stehen häufig in Verbindung mit disruptiven Technologien, wie zum Beispiel saubere Energie, Blockchain, Robotik oder anderen technologischen Innovationen.
Anleger, die ein Investment in ein bestimmtes Thema erwägen, sollten sich unter anderem folgende Fragen stellen:
- Gibt es nachhaltige langfristige Wachstumstreiber?
- Gibt es bedeutende Nachfragequellen?
- Ist das Anlageuniversum ausreichend groß?
- Lassen sich die Unternehmen mit Bezug zum Thema messbar identifizieren?
- Ist das Thema für die betroffenen Unternehmen wirtschaftlich profitabel?
- Wo steht das Thema in Bezug auf seine Entwicklung?
Aufstieg von Themen-ETFs
Traditionell war das thematische Investieren weitgehend eine Domäne aktiv verwalteter Fonds. Durch die steigende Anlegernachfrage haben passiv gemanagte ETFs, die neue Themenindizes nachbilden, jedoch zunehmenden Zulauf erfahren. Heute gibt es in Europa mehr als 200 Themen-ETFs mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt über 50 Milliarden Euro1. Die meisten der neuen Themenindizes wurden von spezialisierten Unternehmen erstellt, zum Teil in Absprache mit einem ETF-Manager, um sicherzustellen, dass der Index den Anlegerbedürfnissen entspricht.
Im Zuge des Wachstums dieses Segments der ETF-Industrie haben größere Indexanbieter entweder eigene interne Kapazitäten entwickelt oder diese spezialisierten Anbieter übernommen. Heute bilden viele der europäischen Themen-ETFs Indizes nach, die von der Fachabteilung eines großen Indexanbieters erstellt werden, der sowohl über Expertise in diesem Bereich als auch über eine solide langjährige Erfahrung in der Verwaltung von Indizes verfügt.
Künstliche Intelligenz als technologische Innovation
Künstliche Intelligenz (KI) leistet bereits einen wichtigen Beitrag zur Investmentlandschaft, zum Beispiel bei der Konstruktion von Themen-ETFs. Diese ETFs bilden Indizes nach, die darauf ausgelegt sind, Aktien anhand von anderen Merkmalen als der Sektorzugehörigkeit auszuwählen. Daher benötigen Indexanbieter eine effiziente Methode, um die Aktien im Anlageuniversum zu identifizieren, die der Definition des Themas entsprechen.
Mithilfe von natürlicher Sprachverarbeitung (Natural Language Processing, NLP), maschinellem Lernen (ML) und anderen fortschrittlichen KI-Technologien können Tausende oder sogar Millionen von Unternehmensdokumenten und -meldungen schnell und objektiv anhand relevanter Schlüsselbegriffe und -sätze durchsucht werden. Das macht es einfacher, potenzielle Kandidaten für die Aufnahme in das betreffende Themenuniversum zu identifizieren.
Damit stellen diese Technologien bei der Ermittlung des Themenbezugs von Unternehmen eine leistungsstarke Ergänzung zu traditionelleren, fachlich orientierten Ansätzen dar, wobei einige Strategien auf eine Kombination beider Ansätze setzen.
Künstliche Intelligenz als thematische Anlagechance
Der Einsatz von KI bei der Indexkonstruktion ist nur ein Beispiel für das Potenzial dieser Technologie. Experten gehen davon aus, dass es in Zukunft in den meisten Sektoren Unternehmen geben wird, die irgendeine Form von KI in ihre Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsaktivitäten integrieren. Dieses enorme Wachstumspotenzial macht KI zu einem guten Fallbeispiel dafür, was ein gutes Anlagethema ausmacht.
Es wird geschätzt, dass KI-gestützte Anwendungen bis 2030 einen Beitrag von 15,7 Billionen US-Dollar zur Weltwirtschaft leisten werden2. Der größte Anteil an diesem Markt wird voraussichtlich auf NLP entfallen, gefolgt von ML. Weitere potenzielle Wachstumsbereiche sind KI-gestützte Robotik und Automatisierung sowie generative KI. Haupttreiber der Nachfrage ist der Wunsch nach einer größeren Effizienz und Produktivität durch datenintensive Geräte, die eine so wichtige Rolle in unserem Lebensalltag spielen.
Die Konzepte, die der heutigen KI zugrunde liegen, reichen mindestens bis in die 1950er Jahre zurück, als die Vision denkender Maschinen nicht nur Wissenschaftler und Mathematiker, sondern auch die Hollywood-Industrie beschäftigte. Wirklich Gestalt nahm die KI jedoch erst in den 1990er Jahren an und dank besser skalierbarer Anwendungen hat sie in jüngster Zeit deutlich an Fahrt aufgenommen. Der Markt für Spezialchips, die für das Wachstum von KI-Anwendungen von kritischer Bedeutung sind, wird von NVIDIA dominiert. Der KI-Sektor im weiteren Sinne umfasst jedoch mehr als genug unterschiedliche Unternehmen für den Aufbau sowohl breit gefasster als auch fokussierterer Indizes.
Innovationen in den Bereichen Cybersicherheit und Verteidigung
Dass das Thema Cybersicherheit immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist nicht zuletzt dem Erfolg der KI zuzuschreiben. Cyberkriminalität ist eine der komplexesten Bedrohungen für alle, die heute das Internet nutzen, und wird die Weltwirtschaft bis 2025 voraussichtlich 12 Billionen US-Dollar pro Jahr kosten3. Die zunehmende Bedrohung ist auf das immer raffiniertere Vorgehen der Cyberkriminellen zurückzuführen, die KI nutzen, um ihre Angriffe durch überzeugendere Täuschungen mit Deepfakes und andere Taktiken effektiver zu machen. Dementsprechend dürften Unternehmen, die das Internet und die mobile Kommunikation sicherer machen, auf Jahrzehnte hinaus von einer hohen Nachfrage und wachsenden Einnahmequellen profitieren.
Ein weiterer Sektor, in dem die Nachfrage steigt, ist die Verteidigungsindustrie, da sich Staaten weltweit mit einer verschärften Bedrohungslage konfrontiert sehen. Technologische Innovationen führen zu einer Neuausrichtung der Verteidigungsstrategien, da unbemannte Drohnen die Notwendigkeit verringern, dass Soldaten an vorderster Front ihr Leben riskieren. Andere Innovationen werden hoffentlich als Abschreckung dienen und so künftige Konflikte verhindern und die Welt sicherer machen.