Der Investmentprozess von Invesco Quantitative Strategies identifiziert Faktoren, die die langfristige Aktienperformance bestimmen. Da verschiedene Faktoren tendenziell in verschiedenen Phasen des Zyklus wirken, werden gut diversifizierte Multi-Faktor-Portfolios aufgebaut, um langfristig attraktive Renditen für die Kunden zu erzielen.
Die treibenden Faktoren von Aktienrendite
Aktien liefern auf lange Sicht eine Rendite dafür, dass ein Investitionsrisiko getragen wird. Für einen Investor stellt sich die Frage, wie angesichts der innewohnenden Investitionsrisiken die Aktien mit dem besten Renditepotenzial identifiziert werden können. Jede Aktie verfügt zwar über einzigartige Merkmale, kann aber auch Ähnlichkeiten mit anderen Aktien aufweisen. Verschiedene Aktienauswahlprozesse umfassen einen fundamentalen Bottom-up Ansatz und Factor Investing.
Fundamentale Fondsmanager führen oft Unternehmensresearch durch, um interessante Aktien zu identifizieren, von denen sie in einem bestimmten geschäftlichen, makroökonomischen und Marktumfeld eine Outperformance erwarten. Ihre Betrachtungen ergeben typischerweise Portfolios mit hohem Überzeugungsgrad, deren Ziel es ist, in erster Linie von aktienspezifischen Performancetreibern zu profitieren.
Ein Factor-Investor analysiert den Markt dagegen auf der Basis von Renditetreibern oder so genannten Factors (Faktoren). Sie wurden durch akademische Forschung identifiziert und erklären grösstenteils die langfristige Aktienperformance. Um Faktoren zu berücksichtigen, wählt ein Portfoliomanager systematisch Aktien auf der Basis bestimmter Merkmale aus.
Während ein fundamentaler Manager darauf abzielt, Portfolios mit aktienspezifischen Risiken zu konstruieren, ist ein Factor Investor bestrebt, aktienspezifische Risiken durch Diversifizierung auszuschalten, indem er Portfolios mit Exposures gegenüber beabsichtigten Factor-Merkmalen konstruiert
Wie wir einen sinnvollen Faktor bestimmen
Einige kurzlebige Faktoren erklären Renditeunterschiede zwischen Aktien in bestimmten Marktumfeldern, spiegeln jedoch nicht die langfristige Marktentwicklung wider. Ein Beispiel hierfür könnte der Kurs einer Aktie aus einem Industrieland mit einer Präsenz in einem Schwellenland sein, die während kurzen Phasen schnellen Wachstums der Schwellenmärkte steigt, was zu einer breiteren Streuung der Rendite der Industrieländer ausschliesslich in solchen Zeiten führt. Es gibt darüber hinaus kurzfristige Faktoren, die einen einzelnen Markt beeinflussen, wie z. B. Schwankungen der Investorenstimmung, verfügbare Marktliquidität und das konjunkturelle Umfeld, das die Wertpapierpreise beeinflussen kann.
Ergänzend hierzu finden sich Faktoren, die dazu beitragen, Risiken an den Aktienmärkten zu verdeutlichen. Die bedeutendsten von ihnen sind Nachhaltigkeitsrisiken: Angesichts des gestiegenen Bewusstseins der Gesellschaft, der Aufsichtsbehörden und Kapitalmarktteilnehmer vertreten wir die Ansicht, dass Nachhaltigkeitsrisiken in den Bewertungen von Vermögenswerten nicht angemessen berücksichtigt werden. Daher sind wir überzeugt, dass ESG-Aspekte dazu beitragen werden, Risiken zu identifizieren, die in der Zukunft eintreten können.
Faktoren, auf die sich langfristige Investoren konzentrieren sollten
Beim Faktor Momentum sind sowohl die Kurs- als auch die Gewinndynamik zu beachten. Die Kursdynamik bezieht sich auf die jüngsten Schwankungen der Aktienkurse. Aktien werden gekauft, wenn ihre Wertentwicklung in der jüngsten Zeit gut war und verkauft, wenn sie eine schlechte Wertentwicklung verzeichnet haben. Die Gewinndynamik wird als der Trend bei den jüngsten Gewinnüberraschungen oder Änderungen der Gewinnerwartungen definiert.
Der Faktor Quality bewirkt, dass man sich auf die Aktien hochqualitativer Unternehmen konzentriert. Im Allgemeinen ist die risikobereinigte Performance extrem rentabler Unternehmen und/oder solcher mit geringerer Fremdfinanzierung besser als diejenige weniger rentabler oder hoch verschuldeter Unternehmen.
Beim Faktor Value liegt der Schwerpunkt auf Aktien, deren Kurs einen Abschlag gegenüber vergleichbaren Aktien aufweist. Wir gehen hierbei davon aus, dass der Kauf von geringer bewerteten Aktien auf lange Sicht zu höheren Renditen führen wird, da diese Aktien zu ihrem tatsächlichen, intrinsischen Wert zurückkehren.
Beim Faktor Size (z. B. Small Cap) liegt der Schwerpunkt auf den Aktien kleiner Unternehmen, von denen man hofft, dass sie diejenigen grosser Unternehmen übertreffen werden.
Schlussendlich kann ESG helfen, Titel zu bestimmen, die mit Risiken im Bereich der Nachhaltigkeit verbunden sind. Die Meidung solcher Titel kann zur Reduzierung von Drawdowns beitragen und folglich aus einer Risiko-Rendite-Perspektive potenziell Mehrwerte schaffen.
Alle oben erwähnten Faktoren helfen, Risiko und Rendite bei Aktien zu erklären und haben auf risikobereinigter Basis auf lange Sicht den Markt übertroffen. Da jeder Faktor über seine eigenen Merkmale verfügt, verzeichnen die einzelnen Faktoren in verschiedenen Phasen des Konjunkturzyklus jeweils unterschiedliche Wertentwicklungen.
Warum Faktoren auf lange Sicht Bestand haben
Warum Faktoren auf lange Sicht Bestand haben Es gibt umfassende empirische Belege dafür, dass Faktoraufschläge (z. B. Rendite über der Marktrendite), ähnlich wie Aktienrisikoaufschläge, eine beständige Komponente der Märkte sind. Faktorrenditen können auf kurze Sicht schwanken, aber auf lange Sicht werden positive Aufschläge erzielt.
Untersucht man, warum Faktoraufschläge an den Märkten Bestand haben, ergeben sich mehrere mögliche Gründe. Oft werden sie in drei verschiedenen Gruppen zusammengefasst: Risikoaufschläge, verhaltensbedingte Gründe und Marktstruktur.
Ein Risikoaufschlag wird als die Vergütung dafür interpretiert, dass ein systematisches Risiko getragen wird. Aktieninvestoren erwarten daher, dass sie einen Aufschlag gegenüber weniger riskanten Investitionen erwirtschaften. Das bedeutet, dass der mit einem Faktor verbundene Renditeaufschlag nur dann erzielt werden kann, wenn der Investor das mit diesem Faktor verbundene Risiko bereitwillig akzeptiert. Der Substanzwert- und auch der Grössenaufschlag werden von bestimmten Investoren beispielsweise als Vergütung für das höhere Ausfallrisiko bei „Substanzwert“-Unternehmen betrachtet.
Verhaltensbedingte Gründe für die Wertentwicklung von Faktoren stammen aus der verhaltensorientierten Finanzmarkttheorie und sollen Markteigenschaften erklären, die offensichtlich irrationales Verhalten der Investoren einbeziehen. Die Performance des Faktors Momentum wird beispielsweise häufig als verhaltensbedingtes Phänomen beschrieben, das zu beobachten ist, wenn Investoren auf Nachrichtenereignisse unter- oder überreagieren.
Gründe im Zusammenhang mit der Marktstruktur gehen davon aus, dass der Faktoraufschlag ein Ergebnis der Branchen- oder Marktstruktur ist, das dazu führen kann, dass bestimmte Investorenklassen oder Investitionsstrategien, z. B. Leerverkaufsstrategien, ungewöhnliche Renditen erwirtschaften.
Während die Vorteile des Einsatzes von Faktorstrategien durch „Überfüllung“ reduziert werden können, wenn ein Faktor an Beliebtheit gewinnt, geht aus den Research-Belegen für die Beständigkeit langfristiger Faktorrenditen hervor, dass die zugrundeliegenden Treiber dieser Faktoren nicht verschwinden. Wir sind in der Tat davon überzeugt, dass die Beständigkeit der Überrenditen dieser Faktoren so vorherrschend ist, dass sogar eine geringfügige Verlagerung zu deren Gunsten wirksam ist.
Die Wertentwicklung verschiedener Faktoren im Laufe eines Konjunkturzyklus
Während einer Erholung entwickeln sich (an der Grösse gemessen) kleinere Unternehmen im Durchschnitt besser als Substanzwerte. Wenn das Wachstum später positiv ist, sich aber verlangsamt, erreichen Qualitätsaktien eine überragende Performance, während Momentum-Strategien ihre Stärke in Marktphasen mit anhaltenden Trends zeigen. Die Faktorstrategien Quality und Low Volatility funktionierten andererseits in Krisenzeiten besonders gut.
Factor Timing ist in jedem Fall schwierig, und unser Research hat herausgefunden, dass es nicht rentabel war, wenn man die Transaktionskosten berücksichtigt. Es ist zwar sehr leicht, das Verhalten von Faktoren zu verstehen, wenn der Konjunkturzyklus bekannt ist, dafür ist es umso schwieriger, die zukünftige Entwicklung von Faktoren vorherzusagen. Ein gut diversifiziertes Multifaktor Modell bringt daher unserer Meinung nach gute Voraussetzungen mit, um während eines vollständigen Marktzyklus interessante Renditen zu liefern.
Wir dürfen nicht vergessen, dass jedes Portfolio über bestimmte, eingebettete Faktormerkmale verfügt, die sein Risiko- und Renditeprofil beeinflussen. Die Frage ist daher nicht, ob man über Factor-Exposures verfügen sollte, sondern ob die Exposure gegenüber den Faktoren direkt oder indirekt sein sollte.