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Bestätigen die Fakten den letzte Woche beobachteten Optimismus der Aktienanleger?

Bestätigen die Fakten den letzte Woche beobachteten Optimismus der Aktienanleger?

Nach einer positiven Woche für Aktienanleger erwarten die Märkte jetzt mit Spannung den Ausblick der US-amerikanischen Notenbank (Fed), neue Meldungen zu den Verhandlungen zwischen den USA und China sowie aktuelle Wirtschaftsdaten aus der Eurozone und China.

Dank der größeren Risikobereitschaft der Investoren konnten die Aktienmärkte in der letzten Woche zulegen. Der MSCI All Country World Index ist über die Woche gestiegen, der S&P 500 Index hat sich seinem Allzeithoch genähert und der technologielastige Nasdaq Composite Index einen soliden Anstieg von 1,9% verzeichnet.1 Mit den nachlassenden Ängsten an den Märkten stiegen auch die US-Staatsanleiherenditen – die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe (Treasury) kletterte auf 1,8% und die 30-jährige Treasury rentierte am Monatsende mit 2,29%.1 Zum Wochenschluss erreichte der Renditeabstand zwischen zwei- und zehnjährigen Treasuries wieder ein relativ komfortables Niveau von 18 Punkten.1

Das optimistischere Umfeld war auf mehrere positive Faktoren zurückzuführen, darunter die Erwartung, dass die Fed die Zinsen bei ihrer Sitzung in dieser Woche senken wird, sowie bessere Nachrichten zu den US-chinesischen Handelsgesprächen. Diese beiden positiven Faktoren drängten sogar einige enttäuschende Ergebnisveröffentlichungen prominenter Unternehmen in den Hintergrund — wobei die Berichtssaison meines Erachtens insgesamt relativ gut ausgefallen ist.

Aber nach den großen Erwartungen der letzten Woche wird sich in dieser Woche zeigen, wie begründet der jüngste Optimismus wirklich ist. Was die Handelsgespräche angeht, kommt es jetzt darauf an, ob die USA und China ihren Worten Taten folgen lassen und auf dem Weg zur Phase 1 eines Handelsabkommens echte Fortschritte machen. Die bislang durchweg positiven Berichte signalisieren, dass dieser erste Schritt hin zu einem umfassenderen Handelsabkommen tatsächlich näher rückt. Ich bin aber weiterhin skeptisch, was die Wahrscheinlichkeit einer kurzfristigen Einigung auf eine solche Teilvereinbarung angeht. Ich glaube, dass China seine Zustimmung zu einem derartigen Teilabkommen von der Gewährung von Zollerleichterungen abhängig machen wird. Das wiederum könnte einen erheblichen Stolperstein für die USA darstellen, die dieses Druckmittel zurückhalten möchten, um später größere Zugeständnisse zu erzwingen. Ich vermute, dass die Nachrichten schon bald — wenn auch vielleicht noch nicht in dieser Woche — ins Negative drehen könnten, was die Aktienkurse unter Abwärtsdruck setzen würde.

Ein weiteres mit Spannung erwartetes Ereignis dieser Woche ist die Fed-Sitzung am Mittwoch, bei der die Notenbank die Zinsen erneut senken könnte. Da eine Zinssenkung bereits so gut wie vorweggenommen wird, könnten die Pressekonferenz der Fed und die Äußerungen des Fed-Vorsitzenden zum geldpolitischen Ausblick noch bedeutender sein als der Zinsentscheid an sich. So könnte die Fed einen weniger akkommodierenden Ton anschlagen, was an den Märkten sicherlich für Nervosität sorgen würde.

Ich bin weiterhin zuversichtlich, dass Powell seine Worte sehr sorgsam wählen und erklären wird, dass die Fed gewillt ist, bei ihrer akkommodierenden Ausrichtung zu bleiben, falls sich dies als erforderlich erweisen sollte. Eine derartige Aussage dürfte reichen, um die Märkte zu beruhigen. Wenn Powell ein entsprechendes Statement abgeben sollte, dürften die Aktienmärkte auf den eigentlichen Zinsentscheid und die Pressekonferenz neutral bis leicht positiv reagieren. Eine Fehlkommunikation ist allerdings auch immer denkbar – in dem Fall würde ich mit größeren kurzfristigen Kursausschlägen rechnen.

Ein weiteres Thema, das uns weiterhin beschäftigt, ist das andauernde Brexit-Drama. Die Nachricht, dass die Europäische Union (EU) Großbritannien eine Verlängerung der Austrittsfrist bis Ende Januar gewährt hat, werte ich als willkommene Atempause, die am britischen Aktienmarkt ganz kurzfristig für Kursauftrieb sorgen sollte. Allerdings verlängert dieser Aufschub auch die Brexit-bedingte Unsicherheit. Die wirtschaftspolitische Unsicherheit wiederum dürfte, wie es in der Vergangenheit der Fall war, weiter für Investitionszurückhaltung bei den Unternehmen sorgen. Vor dem Hintergrund der Bestrebungen von Premier Boris Johnson, im Dezember Neuwahlen abzuhalten, und anderer Nachrichten rund um den Brexit rechne ich auch trotz der jüngsten Entwicklung mit einer anhaltenden Volatilität britischer Aktien und Staatsanleihen sowie des britischen Pfundes.

Darüber hinaus stehen in dieser Woche viele wichtige Wirtschaftsdaten zur Veröffentlichung an. Wir werden insbesondere die folgenden Indikatoren im Blick haben:

  • In China werden die aktuellen Daten zum Einkaufsmanagerindex veröffentlicht, die wir uns genau ansehen werden, da ich mit Hinweisen auf eine durch die staatlichen Stimulusmaßnahmen beförderte Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft rechne.
  • Wichtige Geschäfts- und Konsumklimaindikatoren für die Eurozone sollten zeigen, ob sich die Wirtschaft im gemeinsamen Währungsraum stabilisiert. 

Die Einkaufsmanagerumfragen und Geschäfts- und Konsumklimadaten sind wertvolle Frühindikatoren. Außerdem stehen in dieser Woche Zinssitzungen der Bank of Japan und der Bank of Canada an, die uns bessere Einblicke in die Verfassung dieser beiden Volkswirtschaften geben sollten. Ich gehe davon aus, dass beide Zentralbanken über eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in ihrem jeweiligen Land berichten werden.

Schließlich steht Ende dieser Woche ein historisches Ereignis an: Nach acht Jahren an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) reicht Mario Draghi den Stab an Christine Lagarde weiter. Ich erwarte dadurch zwar kurzfristig keine großen Veränderungen, glaube aber, dass Lagarde eine deutlich andere Politik als ihr Vorgänger verfolgen wird — und an den Märkten potenziell noch mehr Vertrauen schaffen könnte als Draghi (der diesbezüglich bereits viel erreicht hat). Grund dafür ist, dass sie die negativen Auswirkungen von Negativzinsen ernst nehmen dürfte — etwas, das Draghi weitgehend abgetan hat, wie man bei der jüngsten EZB-Pressekonferenz erst wieder gesehen hat. Auch glaube ich, dass Christine Lagarde offener für experimentelle geldpolitische Instrumente sein wird — und vielleicht sogar Maßnahmen in Erwägung ziehen könnte, die fiskalpolitische Impulse simulieren, anstatt nur die Regierungen zu höheren Ausgaben aufzufordern. 

Ich bin optimistisch, dass die EZB als Vorbild für andere Zentralbanken wie die Bank of Japan dienen könnte, die ihren Vorgaben folgen könnten, anstatt die Zinsen noch weiter in den negativen Bereich zu senken. Auch die Fed könnte diesem Vorbild folgen, anstatt auf Minuszinsen zu setzen (eine Möglichkeit, die in den USA zunehmend Sorgen macht). In jedem Fall dürften europäische Aktien Auftrieb erhalten, falls Lagarde andeuten sollte, dass sie offen für eine akkommodierende und innovative Geldpolitik ist.

Insgesamt rechne ich in den nächsten Wochen mit einigen negativen Kursausschlägen, da nicht alle Markterwartungen erfüllt werden dürften. Ich glaube aber weiterhin, dass der Trend an den globalen Aktienmärkten grundsätzlich weiter nach oben zeigt.

Quellen

  • 1 Quelle: Bloomberg, L.P., 25. Okt. 2019.

Risikohinweis

  • Der Wert von Anteilen kann schwanken. Dies kann teilweise auf Wechselkursänderungen zurückzuführen sein. Es ist möglich, dass Anleger bei der Rückgabe ihrer Anteile weniger als den ursprünglich angelegten Betrag zurückerhalten.

Wichtige Informationen

  • Daten vom 25. Oktober 2019, sofern nicht anders angegeben. Dieses Marketingdokument stellt keine Empfehlung dar, in eine bestimmte Anlageklasse, Finanzinstrument oder Strategie, zu investieren. Das Dokument unterliegt nicht den regulatorischen Anforderungen, welche die Unvoreingenommenheit von Anlageempfehlungen/Anlagestrategieempfehlungen sowie das Verbot des Handels vor der Veröffentlichung der Anlageempfehlung/Anlagestrategieempfehlung vorschreiben. Diese Information dient ausschließlich der Veranschaulichung und ist keine Empfehlung zum Kauf, Halten oder Verkauf von Finanzinstrumenten. Die in diesem Material dargestellten Prognosen und Marktaussichten sind subjektive Einschätzungen und Annahmen des Fondsmanagements oder deren Vertreter. Diese können sich jederzeit und ohne vorherige Ankündigung ändern. Diese Publikation ist nicht Bestandteil eines Verkaufsprospektes. Sie enthält lediglich allgemeine Informationen und berücksichtigt keine individuellen Erwartungen, steuerliche oder finanzielle Interessen.