MARKTAUSBLICK

Marktausblick 2024

Im Jahr 2024 wird das Kräftemessen zwischen Wachstum und Inflation im Vordergrund stehen. Wir erläutern, wie dieses unserer Ansicht nach ausgehen wird.

Zusammenfassung

Wachstum versus Inflation: Die Zentralbanken in Europa und Nordamerika haben sich darum bemüht, ihre Geldpolitik so zu dosieren, dass die Zinssteigerungen ausreichen, um die Inflation einzudämmen, ohne eine Rezession auszulösen. Für 2024 erwarten wir eine leichte Abschwächung der Weltwirtschaft und einen allmählichen Rückgang der Inflation. Das dürfte den Weg für erste Zinssenkungen um die Jahresmitte herum ebnen. Eine lockerere Geldpolitik sollte zu einer Erholung der Weltwirtschaft beitragen und Risikoanlagen in der zweiten Jahreshälfte neuen Auftrieb verleihen.

Transkript: Kristina Hooper, Chief Global Market Strategist, Invesco Ltd

Im Kampf gegen die Inflation erhöhen viele globale Zentralbanken inzwischen seit fast zwei Jahren die Zinsen. Dafür hat sich die Weltwirtschaft, und vor allem die US-Wirtschaft, bemerkenswert gut gehalten. Unser Ausblick für 2024 wirft einen genaueren Blick auf das Kräftemessen zwischen Wachstum und Inflation.

Wir gehen davon aus, dass sich das globale Wachstum in der ersten Jahreshälfte 2024 abschwächen wird, und rechnen mit einer weiter, wenn auch nicht geradlinig, nachlassenden Inflation. Bis Ende 2024 dürfte die Jahresrate der Inflation in den USA deutlich unter 3 % liegen und sich in der Eurozone und Großbritannien den Zielwerten der dortigen Zentralbanken erheblich stärker nähern.

Mit der Abschwächung von Wachstum und Inflation dürften die Zentralbanken beginnen, die Zinsen zu senken. Das sollte die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte ankurbeln und Risikoanlagen neuen Auftrieb verleihen. Eine detailliertere Erläuterung unseres Basisszenarios — sowie möglicher alternativer Szenarien — finden Sie in unserem jährlichen Investmentausblick für 2024.

Die Gratwanderung

Nach fast zwei Jahren der Inflationsbekämpfung durch Zinserhöhungen rechnen wir in Nordamerika und Europa im kommenden Jahr mit einer uneinheitlichen, aber anhaltenden Disinflation. Ende 2024 dürfte die Jahresrate der Inflation in den USA deutlich unter 3 % liegen und sich in der Eurozone und Großbritannien den Zielwerten der dortigen Zentralbanken erheblich stärker nähern. Kristina Hooper, Invesco Chief Global Market Strategist 

Video auf Englisch
Dauer des Videos: 1:09 Minuten

Was Sie im Jahr 2024 beachten sollten

Während wir für Europa und Nordamerika mit dem Ende der Zinserhöhungen und dem Beginn der Zinssenkungen rechnen, befindet sich China in einer ganz anderen Situation. Erfahren Sie mehr über unser Basisszenario für 2024 sowie zwei alternative Szenarien.

Von der Straffung zur Lockerung

Trotz der raschen Straffung der Geldpolitik in den letzten zwei Jahren zeigt sich die Bremswirkung der Zinserhöhungen in Nordamerika, der Eurozone und Großbritannien erst seit kurzem. Für das Jahr 2024 erwarten wir eine leichte Verlangsamung des Wirtschaftswachstums mit einer „holprigen Landung“ dieser Volkswirtschaften in der ersten Jahreshälfte. Wir erwarten, dass die Inflation weiter, wenn auch nicht geradlinig, nachlassen wird und die Zentralbanken beginnen werden, die Zinsen zu senken — angefangen in Europa mit seinen schwächeren Wachstumsaussichten. Angeführt von den USA dürfte die Wirtschaft dann in der zweiten Jahreshälfte 2024 wieder mehr Fahrt aufnehmen. Das sollte auch Risikoanlagen neuen Auftrieb verleihen.

Abb. 1. Die Märkte rechnen mit einer Lockerung der Zinsen in Nordamerika und Europa

Quelle: Bloomberg, Stand: 3. November 2023. Hinweis: Die Grafik zeigt die von den Märkten eingepreisten Zinspfade für die Zentralbanken der jeweiligen Länder. Der marktimplizite Leitzins basiert auf den Preisen der für die angegebene Laufzeitstruktur verfügbaren Overnight-Index-Swaps. 

Stabilisierung des Wachstums erwartet

China befindet sich in einer ganz anderen Phase des Konjunkturzyklus. Die Lockerung der COVID-Beschränkungen hat die chinesische Wirtschaft zwar gestützt. Die weltweite Wachstumsabschwächung, die unerwartet geringen fiskalpolitischen Stimulusmaßnahmen und die Schwäche des chinesischen Immobiliensektors haben das Wachstum jedoch ausgebremst. In China rechnen wir im ersten Halbjahr 2024 mit einem verhaltenen Wachstum, das in der zweiten Jahreshälfte jedoch mehr Fahrt aufnehmen dürfte. Die chinesische Regierung dürfte versuchen, das Wachstum durch fiskalpolitische Maßnahmen zu stabilisieren und gezieltere Maßnahmen zur Stärkung des Immobiliensektors ergreifen. Das würde sich positiv auf die Marktstimmung auswirken.  

Abb. 2 Chinas Wohnungsmarkt bleibt schwach, aber wir erwarten eine Stabilisierung

Quelle: China National Bureau of Statistics (NBS). Stand: September 2023.

Basisszenario: Beginn der Straffung

Japan sieht sich erstmals seit mehreren Jahrzehnten mit einer nachhaltig höheren Inflation konfrontiert. Da unklar ist, wie nachhaltig der Preisdruck ist, gehen wir davon aus, dass die Bank of Japan (BOJ) von einer deutlich restriktiveren Geldpolitik absehen wird, halten eine leichte Straffung in der ersten Jahreshälfte 2024 aber für wahrscheinlich. 

Abb. 3. Die Erwartungen der BOJ an die Entwicklung der Kerninflation sind im Jahresverlauf 2023 gestiegen

Hinweis: Das japanische Haushaltsjahr beginnt im April und endet im März. Median der Zinserwartungen der Mitglieder des BOJ-Vorstands. Quelle: Bank of Japan und CEIC

Abwägung der Auf- und Abwärtsszenarien

Der Spagat zwischen Wachstum und Inflation könnte in beide Richtungen gehen. Zwei mögliche alternative Szenarien wären:

Wichtige Risiken für die Zukunft 

Die jüngsten geopolitischen Ereignisse, darunter der russische Einmarsch in der Ukraine, die Ereignisse im Nahen Osten und die anhaltenden Spannungen um Taiwan, haben zu einer größeren Unsicherheit auf den globalen Märkten geführt. Die politische Unsicherheit in den USA hat zudem die Bedenken hinsichtlich der Tragfähigkeit der US-Haushaltspolitik und der Möglichkeit weiterer Behördenschließungen oder sogar einer Staatspleite verstärkt. Unterdessen hat die rasche Verschärfung der Finanzierungsbedingungen in vielen großen Volkswirtschaften Befürchtungen über mögliche Finanzunfälle geweckt. In unserem Basisszenario gehen wir davon aus, dass diese Faktoren keine Auswirkungen haben werden, aber wir sind uns darüber bewusst, dass sie Risiken für unseren Ausblick darstellen.

Abb. 4. Die Auswirkungen der geopolitischen Entwicklungen haben sich in jüngster Zeit in den wichtigsten Energiepreisen der Eurozone niedergeschlagen – und den Energiekosten der privaten Haushalte

Quellen: Quellen: Invesco, Bloomberg und Macrobond, Stand: 3. Oktober 2023. Hinweis: Die Abbildung zeigt die Wohnkosteninflation in der Eurozone, die auch Energie und Erdgas-Futures umfasst.

Hören Sie von unseren Investmentteams

Wir haben unsere Portfoliomanager aus den Bereichen Aktien, festverzinsliche Wertpapiere und alternative Anlagen befragt, um ihre Einschätzung für das kommende Jahr zu erfahren. Wo sie Risiken und Chancen sehen, erfahren Sie hier.

Aktien

Im Aktienbereich sehen wir das größte Potenzial in den Emerging Markets, obwohl Industrieländeraktien außerhalb der USA ebenfalls attraktiv erscheinen. Wir rechnen mit einer Outperformance von Value- und Small-Cap-Aktien sowie zyklischen Titeln. Auf Branchenebene haben wir eine Präferenz für zyklische Konsumwerte (die von einer konjunkturellen Erholung profitieren dürften) und Technologieaktien (deren KGVs steigen könnten, wenn die Zinsen sinken). 

Anleihen

Wir bevorzugen hochwertige Kreditanlagen und eine lange Duration und gehen davon aus, dass nominale Anleihen im Zuge der anhaltenden Disinflation gut abschneiden werden. Wir glauben, dass der US-Dollar nachgeben wird, da die Märkte mit Zinssenkungen durch die Fed rechnen. Dadurch dürften sich andere Währungen besser entwickeln als der US-Dollar. Wir haben eine Präferenz für Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern, da diese von einem schwächeren US-Dollar profitieren sollten. 

Alternative Anlagen

Private Credit

Unter den außerbörslichen Anlageklassen ist Direct Lending aufgrund der hohen Renditen, der variablen Verzinsung und der günstigen Konditionen und Schutzmechanismen für Kreditgeber derzeit attraktiv. Angesichts der Aussicht auf moderate Ausfallraten im nächsten Jahr rechnen wir zudem mit einer Outperformance von Distressed Credit.

Real Assets (Sachwerte)

Die Real Asset-Märkte könnten die Finanzierungslücke füllen, die nach den jüngsten Zusammenbrüchen regionaler Banken entstanden ist. An diesen Märkten engagieren wir uns bevorzugt über gewerbliche Immobilienkredite. Die höheren Zinsen könnten weiterhin Druck auf Immobilienanlagen ausüben. Wir sehen jedoch Hinweise auf eine Verbesserung der Fundamentaldaten, da es in verschiedenen Sektoren und Märkten Anzeichen von Stärke gibt. 

Private Equity

Im Private Equity-Bereich bevorzugen wir Investments mit Fokus auf Cash-Transaktionen, weil wir Möglichkeiten für Wachstumskapitalgesellschaften sehen, Kapital für private Unternehmen bereitzustellen, die in der Vergangenheit den Zugang zum IPO-Markt gesucht hätten. 

Rohstoffe

Aufgrund der Erwartungen an eine wirtschaftliche Erholung dürften sich zyklische Rohstoffe und vor allem Industriemetalle in den ersten Monaten des Jahres gut entwickeln. Angesichts der zunehmenden geopolitischen Risiken halten wir jedoch auch starke Phasen für Gold möglich.

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Wesentliche Risiken

  • Der Wert von Anlagen und die Erträge hieraus unterliegen Schwankungen. Dies kann teilweise auf Wechselkursänderungen zurückzuführen sein. Es ist möglich, dass Anleger bei der Rückgabe ihrer Anteile nicht den vollen investierten Betrag zurückerhalten.

Wichtige Informationen

  • Stand der Daten: 3. November 2023 sofern nicht anders angegeben.

    Dies ist Marketingmaterial und kein Anlagerat. Es ist nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf einer bestimmten Anlageklasse, eines Wertpapiers oder einer Strategie gedacht. Regulatorische Anforderungen, die die Unparteilichkeit von Anlage- oder Anlagestrategieempfehlungen verlangen, sind daher nicht anwendbar, ebenso wenig wie das Handelsverbot vor deren Veröffentlichung.

    Die Ansichten und Meinungen beruhen auf den aktuellen Marktbedingungen und können sich jederzeit ändern.

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