„Für die Spieleindustrie ist das eine positive Entwicklung, da die Gewinnspanne bei einem Download höher ist als bei einem Disc-Verkauf“, erklärt Cohen. „Und durch den Direktverkauf an den Konsumenten und die digitale Verbindung bauen die Spielesoftwareunternehmen eine dauerhafte Beziehung zum Endverbraucher auf.“
Haben sie erst einmal einen Titel verkauft, können sie dem Nutzer noch weitere Artikel im Zusammenhang mit dem Spiel verkaufen, zum Beispiel zusätzliche Spielfiguren oder eine Erweiterung des Spiels. Im aktuellen Umfeld haben digitale Spiele Cohen zufolge noch einen weiteren Vorteil: Da die Verbraucher sie herunterladen können, sind die Spielesoftwareunternehmen von den derzeitigen Lieferkettenstörungen nicht so stark betroffen wie die Konsolenhersteller.
Mit der zunehmenden Verbreitung des Internets wächst der Anteil der Digitalisierung am BIP vieler asiatischer Länder. Auf der Suche nach attraktiven Anlagemöglichkeiten blicken viele Investoren zuerst nach China. Mike Shiao, Chief Investment Officer des Invesco-Teams für asiatische Aktien (ohne Japan), sieht im Digitalisierungszeitalter jedoch auch interessante Anlagechancen in anderen asiatischen Ländern.
„Südkorea ist für seine vorbildliche Internetkonnektivität mit Breitbanddiensten, die zu den schnellsten der Welt gehören, bekannt“, sagt er. „Der Anteil der Onlineeinkäufe ist deutlich höher als in China und die Koreaner geben im Schnitt fast drei Mal so viel in Online-Kanälen aus wie die Chinesen.“
Das mache Südkorea zu einer natürlichen Brutstätte für Innovationen im Internetbereich mit einigen wirklich herausragenden Anlagemöglichkeiten.
Wenn die Welt grün wird
Dürren und Überschwemmungen, Wirbelstürme und Waldbrände hat es auf der Welt schon immer gegeben, aber das Ausmaß der Zerstörung, das wir in den letzten zehn Jahren erlebt haben, stellt alles bisher Gesehene in den Schatten. Der Klimawandel ist kein fernes Zukunftsszenario mehr. Er ist längst Wirklichkeit.
Im Wettlauf gegen die Zeit stemmen sich die weltweiten Regierungen den Klimaveränderungen endlich mit vereinten Kräften entgegen. Die Verringerung der CO2-Emissionen steht ganz oben auf ihrer Prioritätenliste. Mittlerweile haben sich viele Länder dazu verpflichtet, in den kommenden Jahrzehnten auf eine Netto-Null-Emissionen-Wirtschaft umzustellen.
Allein die Bemühungen, dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, werden rund um die Welt Auswirkungen auf viele Branchen haben. In Vorbereitung auf eine Welt, die nicht mehr durch Öl am Laufen gehalten wird, haben sich einige Ölkonzerne bereits neu erfunden. Andere Unternehmen, die von der fossilen Wirtschaft abhängig sind, werden ihre Geschäftsmodelle ebenfalls grundlegend ändern müssen, um zu überleben.
Doch damit fossile Brennstoffe wirklich der Vergangenheit angehören, ist eine neue Innovationswelle erforderlich. Bei den Themen Technologie und Innovation denken viele Investoren vor allem an die USA oder Asien. Dabei hat Europa das Potenzial, bei ‚grünen Technologien‘ die Führung zu übernehmen. An Innovationen mangelt es in Europa gewiss nicht: Sieben der Top-10-Länder des Bloomberg-Innovationsindex befinden sich in Europa.1
Auch der Energy Transition Index sieht die europäischen Länder im Rennen um die Energiewende vor vielen anderen Ländern.2 Der Europäische Green Deal wird von vielen als wegweisend angesehen – mit ihm will die Europäische Union die globalen Umweltherausforderungen als Chance zur Modernisierung ihrer Wirtschaft nutzen.
Die Elektrifizierung ist der Schlüssel zur Dekarbonisierung und James Rutland, Fondsmanager im europäischen Aktienteam unsere Investmentzentrums in Henley, ist davon überzeugt, dass der Versorgungssektor von der ‚Elektrifizierung von allem‘ profitieren wird.
„In der Wahrnehmung der Anleger gehören Versorgerwerte seit Langem zu den langsam wachsenden, defensiven Portfoliobausteinen“, sagt er. „Aber wir glauben, dass sich das schon bald ändern könnte.“
Die meisten europäischen Versorgungsunternehmen sind in das Rennen um die „Netto-Null“ eingestiegen und setzen nicht mehr auf Kohle, sondern auf erneuerbare Energien. Rutland gibt zu, dass der Weg zur Klimaneutralität eine Gratwanderung ist, bei der es noch wichtige Fragen zu klären gilt, zum Beispiel die Frage, wer das alles bezahlen wird.
„Dass die Regierungen größtenteils die Kosten schultern werden, ist ermutigend“, stellt er fest. „Das ist eine kurzfristige Lösung und es bleibt abzuwarten, wie es weitergeht. Wir betrachten dies aber in jedem Fall als bedeutende Anlagechance für Anleger mit einem mittelfristigen Anlagehorizont.“
Gesundheit und Wohlbefinden zunehmend im Fokus
Kaum etwas verdeutlicht den Wert der Gesundheit besser als eine Pandemie. Tatsächlich hat Covid-19 jedoch nur einen bestehenden Trend beschleunigt. Im Portfolio von Ido Cohen zum Beispiel finden sich Unternehmen, die vom Trend zu einer gesünderen Lebensweise profitieren, wie Hersteller von Sportbekleidung und -schuhen.
Randall Dishmon wiederum glaubt, dass sich die Diagnostik und genetische Testverfahren weiterentwickeln und ein zunehmendes Wachstum verzeichnen werden. In seinem Ausblick auf 2022 spricht er über das Genomsequenziergerät, mit dem Forscher das Covid-19-Virus analysierten, um letztlich in Rekordzeit einen Impfstoff zu entwickeln.
„Die unterschiedlichen Ansätze, die verfolgt wurden, basierten alle auf der Sequenzierung. Dadurch erhielten die Impfstoffforscher die nötigen Informationen über die Eigenschaften dieses Virus“, erklärt Dishmon.
Dass das Unternehmen, das dieses Gerät entwickelt hat, eine wichtige Position in seinem Portfolio ist, versteht sich da von selbst.
Fondsmanager Chris Liu, der für uns aus Hongkong heraus tätig ist, investiert in den chinesischen Gesundheitssektor. Der chinesische Gesundheitsmarkt ist bereits der zweitgrößte der Welt, wird die USA aber voraussichtlich schon in wenigen Jahren auf Platz 1 ablösen.
„Das Wachstum des chinesischen Gesundheitsmarktes wird durch mehrere langfristige Trends gestützt“, sagt Liu. „Dazu gehören vor allem die Alterung der chinesischen Bevölkerung, das Wachstum der chinesischen Mittelschicht, der technologische Fortschritt und der zunehmende Technologieeinsatz.“
Er sieht Anlagechancen in der Medizintechnik, bei innovativen Arzneimittelherstellern, Impfstoffherstellern und medizinischen Dienstleistungen, hält aber auch Positionen in Auftragsforschern/-herstellern. Letztere sind im Auftrag anderer Unternehmen aus dem Gesundheitssektor tätig und stellen Dienstleistungen bereit, die von der Entwicklung bis zur Herstellung von Arzneimitteln reichen. Dabei profitieren diese Unternehmen nicht nur von ihrem Zugriff auf einen riesigen Pool von Hochschulabsolventen aus den Fachgebieten Biologie und Chemie, sondern auch von einer großen Patientenbasis für klinische Studien in einem extrem bevölkerungsreichen Land.
Zusammen mit den staatlichen Maßnahmen zur Förderung von Innovationen und zur Verbesserung der allgemeinen Gesundheitsversorgung der Bürger eröffnet sich dadurch unserer Meinung nach großesPotenzial für chinesische Gesundheitsunternehmen. Diese haben sich in den vergangenen Jahren in der Wertschöpfungskette weiter nach oben bewegt, und die chinesische Pharmaindustrie hat begonnen, von der Generikaproduktion auf die Herstellung innovativerer Arzneimittel umzustellen.
In die Zukunft investieren
Die hier beleuchteten Themen sind nur einige der Megatrends, die unsere Investmentexperten berücksichtigen, um ihre Portfolios zukunftssicher zu machen. Im neuen Jahr werden wir weitere Fachbeiträge veröffentlichen, die detailliertere Einblicke in die Einschätzungen und Positionierung unserer Anlagespezialisten geben.
Dabei sollten sich Anleger allerdings stets darüber bewusst sein, dass es nicht ratsam ist, in ein Unternehmen zu investieren, nur weil es zu einem bestimmten Thema passt. Wie spektakulär das schief gehen kann, zeigte sich zum Beispiel vor zwei Jahrzehnten, als sich viele Anleger von der New-Economy-Euphorie anstecken ließen und mit dem Platzen der Dot-Com-Blase viel Geld verloren – zum Teil, weil sie dieses Geld in Unternehmen gesteckt hatten, die sie nicht kannten oder verstanden.
Alle in diesem Artikel genannten Investmentmanager orientieren sich bei der Suche nach potenziellen Anlagechancen an langfristigen Themen. Für die meisten von ihnen stehen disziplinierte Fundamentalanalysen jedoch weiterhin im Mittelpunkt ihrer Investmentprozesse. Ido Cohen zum Beispiel reichen Untersuchungen der Finanzkennzahlen oder Gespräche mit den Managementteams der Unternehmen nicht aus. Er spricht auch mit Lieferanten, Großhändlern, Wettbewerbern, Kunden, Vertretern des mittleren Managements und Analysten, um ein ganzheitliches Bild der Unternehmen zu erhalten, in die er investiert.
Und auch das Invesco Quantitative Strategies Team verlässt sich nicht ausschließlich auf moderne Technologien, um potenzielle Anlagekandidaten zu identifizieren, sondern greift auch auf die Erfahrung und Expertise seiner Spezialisten zurück.
„Letztlich werden unsere Algorithmen nicht von Maschinen erstellt“, sagt Tim Herzig. „Anleitungen für Computer werden von Menschen programmiert und sind damit auch Ausdruck ihrer Überlegungen. Wir investieren nur in Unternehmen, die signifikante Übereinstimmungen mit themenspezifischen Wörterbüchern aufweisen. Um sicherzustellen, dass alle diese Aktien wirklich zum jeweiligen Thema passen, kann eine gewisse Aufsicht und Kontrolle durch unsere Experten erforderlich sein.“