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Bleibt Gold auch 50 Jahre nach dem Ende des Goldstandards ein guter Schutz vor Inflation?

Bleibt Gold auch 50 Jahre nach dem Ende des Goldstandards ein guter Schutz vor Inflation?

Gold verzeichnete 2020 ein Rekordjahr. Anleger weltweit kauften große Mengen des Edelmetalls in Form von physischen Gold-ETFs und anderen börsengehandelten Produkten, so dass der Goldpreis im August ein Allzeithoch erreichte.

Im vergangenen Jahr stellte die Jahresrendite von Gold alle anderen wichtigen Anlageklassen in den Schatten. Das war auf die Pandemie und den Status als „sicherer Hafen“, der dem Metall oft zugesprochen wird, zurückzuführen – besonders angesichts der negativen Anleiherenditen, die die Opportunitätskosten in Verbindung mit dem Halten einer Anlage, die kein Einkommen zahlt, reduzieren. Gold erwies sich für die Anleger als nützliche Absicherung gegen eine unsichere Zukunft.

Im Jahr 2021 sind die Rahmenbedingungen (glücklicherweise) völlig anders – zumindest scheint der Ausblick besser zu sein. Anstatt der weit verbreiteten Unsicherheit weisen nun mehrere Faktoren auf eine starke Konjunkturerholung mit weniger Bedrohungen hin. Die Inflation ist zu einem der wichtigsten Abwärtsrisiken für Anleger geworden. Die US-Verbraucherpreisinflation verzeichnete in den ersten drei Monaten des Jahres mit 1,7 % ihren stärksten Anstieg seit einem Jahrzehnt.

Eine kürzlich unter 100 professionellen Anlegern im Vereinigten Königreich  durchgeführte Befragung ergab, dass diese mehrheitlich von einem Anstieg der US-Verbraucherpreisinflation auf über 2,5 % im Jahr 2021 ausgehen, wobei sie mit einem anschließenden Rückgang auf ein Niveau (2,0 - 2,5 %) rechnen, das es der Fed erlauben würde, ihre Zinsen nicht zu erhöhen. Aus anderen Umfragen ergibt sich ein ähnlicher Ausblick, da dem Potenzial für eine schnelle wirtschaftliche Expansion angebotsseitige Engpässe nach der Pandemie gegenüberstehen. Was preist der Markt ein? Der Fünf-Jahres-Inflationsswap in fünf Jahren zeigt, dass auf mittlere Sicht eine höhere Inflation erwartet wird. Der Konsens geht deshalb von einer höheren Inflation von über 2 % in den USA aus. In diesem Artikel untersuchen wir, ob Gold den Anlegern als Absicherung gegen Inflation dienen kann.

Inflationserwartungen und Goldpreis

Quelle: Bloomberg, Stand: 31. März 2021

Was uns die Vergangenheit lehrt

Allein die Untersuchung der Wertentwicklung von Gold in den letzten 50 Jahren würde die Theorie stützen, dass Gold eine Absicherung bei besonders hoher Inflation ist. In diesem Kontext bedeutet das, dass die Inflation deutlich über dem (implizit oder explizit) von den geldpolitischen Entscheidungsträgern festgelegten Ziel ist. Einer Untersuchung des Weltgoldrates (World Gold Council) auf der Basis von Daten seit 1971 zufolge, lag die Rendite von Gold im Durchschnitt bei über 15 % jährlich, wenn die Inflation mehr als 3 % erreichte, im Vergleich zu knapp über 6 % jährlich bei einer Inflation unter 3 %.

Beim näheren Betrachten der Daten, wenn wir nicht nur die Veränderungen im Jahresvergleich, sondern auch die Richtung und Geschwindigkeit der Veränderungen – in beide Richtungen – betrachten, können wir beobachten, dass Gold zwar offensichtlich auf lange Sicht einen angemessenen Schutz vor Inflation bietet, dies aber über kürzere Zeiträume weniger eindeutig ist. Der Zusammenhang zwischen Gold und Inflation war allerdings in den 1970er und 1980er Jahren wesentlich enger.

Inflation und Goldpreis während der letzten 50 Jahre

Quelle: Bloomberg, Stand: 31. März 2021. Schattierte Bereiche zeigen Zeiträume, in denen die US-Inflation über 3 % lag. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.

In den 1970er und 1980er Jahren können wir eine positive Korrelation zwischen Goldpreis und Inflation beobachten. Während dieses Zeitraums, kurz nach dem offiziellen Ende des „Goldstandards“, hatten Goldpreis und US-Verbraucherpreisinflation die Tendenz, sich gemeinsam in dieselbe Richtung zu entwickeln.

Seitdem ist der Zusammenhang weniger deutlich. So stieg die US-Verbraucherpreisinflation während der Technologieblase beispielsweise doppelt so stark, während sich der Goldpreis kaum veränderte. Der Anstieg um 18 % in den letzten Monaten des Jahres 1999 war vermutlich eher dem Ruf von Gold als „sicherer Hafen“ im Vorfeld des Jahres 2000 und einem potenziellen „Millennium Bug“ zu verdanken als Sorge um höhere Inflation.

Hat sich dieser Zusammenhang aufgelöst, und wenn ja, wie kam es dazu?

Es deutet einiges darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen Goldpreis und Inflation jetzt – wohl seit Anfang der 90er Jahre – geringer ist. Es ist wichtig, die Ursache hierfür zu verstehen, um herauszufinden, ob das so bleiben wird. Bei der Beantwortung dieser Frage können uns zwei der wichtigsten Treiber des Goldpreises helfen – Angst und Opportunitätskosten. Gold zahlt kein Einkommen, hat kein Fälligkeitsdatum und ist gefühlsbehaftet, daher ist es mit Hilfe traditioneller Finanzmodelle nur schwer zu bewerten. Möglicherweise mehr als bei anderen Vermögenswerten entspricht der Wert von Gold dem, was die Käufer bereit sind, zu zahlen. Letztes Jahr mussten wir feststellen, dass dieser Betrag bei einer entsprechenden Kombination von Faktoren über 2.000 $ pro Feinunze liegen kann.

Während man über die Korrelation zwischen Goldpreis und Inflation diskutieren kann, besteht zwischen Inflation und Zinsen ein gleichbleibender Zusammenhang, der sich leichter erklären lässt. Die Geldpolitik der Fed hat Vollbeschäftigung und Preisstabilität zum Ziel. 2012 gab die Fed bekannt, ausdrücklich eine Inflation von 2 % anzustreben, während Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses bestätigten, dass dieser Wert bereits seit Mitte der 1990er Jahre das implizite Ziel sei.

Durch die Verwaltung der Geldpolitik im Hinblick auf Ziele wurde die zukünftige Inflationsrate für die Anleger innerhalb eines gewissen Rahmens vorhersehbar. Die Anleger hatten weniger Angst vor schädlicher Inflation und dramatischen Zinsentwicklungen, die in den 1970er und 1980er Jahren für starke Volatilität verantwortlich waren. Zumindest im Hinblick auf die Inflation und die Zinsen hat das offensichtlich funktioniert, denn die Inflation bleibt bei rund 2 % unter Kontrolle.

Die Einführung anderer Inflationsabsicherungsinstrumente

1997 wurden die ersten inflationsgeschützten Staatsanleihen (TIPS) begeben. Sie stießen bei den Anlegern nur auf geringe Nachfrage, da diese sich nicht mehr viele Sorgen um Inflation zu machen schienen. Im Vereinigten Königreich wurden ab 1981 inflationsgeschützte Giltsherausgegeben ; die Nachfrage – besonders durch Pensionsfonds und andere Institutionen, die längerfristige Verbindlichkeiten absichern müssen, war relativ groß. Im Vereinigten Königreich war die Inflation höher als in den USA.

TIPS wurden entwickelt, um Schutz vor der Inflation zu bieten: das Kapital und die Kupon-Zahlungen werden jährlich um die Verbraucherpreisinflation bereinigt; dafür sind die Kupon-Sätze deutlich geringer als bei traditionellen Staatsanleihen mit derselben Laufzeit.  Wenn man bedenkt, dass die Renditen von Staatsanleihen derzeit unter 2 % und die impliziten zukünftigen Renditen unter 3 % liegen, könnte das für viele Anleger, die mit einer allmählichen Inflation rechnen, ein zu großes Opfer bedeuten.

TIPS und Gold als potenzieller Schutz vor Inflation

Quelle: Bloomberg, Stand: 31. März 2021. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Hinweis auf zukünftige Ergebnisse

Das bringt uns zu den Opportunitätskosten. Wir bereits erwähnt, zahlt Gold kein Einkommen. Wenn die Anleger also ein positives Einkommen für eine „risikofreie“ Anlage wie z. B. Treasuries erhalten, ist Gold für sie weniger interessant.  Wichtig ist, dass das Einkommen um die Inflation bereinigt sein muss, d. h., dass es sich um ein positives reales Einkommen handeln muss.

Ausblick – Womit müssen wir im schlimmsten Fall rechnen?

Der Markt preist eine Verbraucherpreisinflation zwischen 2,0 und 2,5 % ein (wobei das Risiko besteht, dass dieser Wert überschritten wird) und Renditen in ungefähr der gleichen Höhe. Die Realrenditen könnten damit auf kurze bis mittlere Sicht nahe bei null bleiben oder sogar negativ sein. Das bedeutet nicht unbedingt, dass Gold jetzt interessant sein dürfte – es ist lediglich nicht uninteressant.

Damit wären wir wieder bei der Angst – Wie groß ist das Risiko, dass die Inflation wesentlich über die derzeitigen Prognosen hinaussteigt? Viele der heutigen Anleger erinnern sich möglicherweise gar nicht an die Zeit, als die Inflation über 5 % lag. Starke Anstiege werden selten vorausgesagt, sie sind typischerweise auf externe Schocks, z. B. die Ölkrise in den 1970er Jahren, zurückzuführen.

Neben der Inflation bereitet Covid den Menschen nach wie vor Sorgen, unter anderem die mögliche Verbreitung neuer Varianten, die Erholung der Wirtschaft sowie soziale und politische Unruhen, die im Hintergrund weiterlaufen.

Wir haben bereits über andere Anlagen diskutiert, die eine direktere Art darstellen, sich vor Inflation zu schützen. Sollte die Inflation jedoch eine positive Überraschung bereithalten und die aktuellen Prognosen übersteigen, könnte Gold stärker glänzen. Der Wendepunkt könnte erreicht sein, wenn die Inflation die „Komfortzone“ zwischen 2 und 2,5 % verlässt, um sich der wesentlich besorgniserregendere 3 %-Marke zu nähern und diese vielleicht sogar zu überschreiten. Dann könnte die Fed die Zinsen anheben und es könnten Zweifel aufkommen. Ob Gold tatsächlich zum Schutz vor Inflation dient, kann immer noch diskutiert werden. Auf jeden Fall kann es sich bei Unsicherheit als nützlich erweisen, besonders, wenn niemand damit rechnet.

Fussnoten

  • 1  Im März 2021 unter 101 professionellen Anlegern, überwiegend diskretionären Fondsmanagern und Vermögensverwaltern im Vereinigten Königreich, durchgeführte Umfrage.

Wesentliche Risiken

  • Anlagestrategien sind mit zahlreichen Risiken verbunden. Das Kapital der Anleger ist nicht geschützt, und unter Umständen erhalten Sie den von Ihnen investierten Betrag nicht zurück. 

Wichtige Hinweise

  • Diese Informationen dienen lediglich zu Diskussionszwecken und richten sich ausschließlich professionelle Investoren in Österreich, Deutschland und in der Schweiz. Eine Verteilung von Marketingunterlagen in anderen Rechtsordnungen ist nur gemäß den Regelungen für Privatplatzierungen und der lokalen Regulierungen gestattet.

    Stand der Daten: Mai 2021 sofern nicht anders angegeben.

    Alle hier dargestellten Berechnungen und Grafiken sind rein indikativ und basieren auf bestimmten Annahmen. Frühere Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.       

    Nähere Angaben zu den Gebühren und sonstigen Kosten finden Sie im Emissionsprospekt und den Wesentlichen Informationen für Anleger zu den einzelnen Produkten.

    Die in diesem Material dargestellten Meinungen sind subjektive Einschätzungen des Fondsmanagements oder deren Vertreter und basieren auf aktuellen Marktbedingungen. Diese können sich jederzeit und ohne vorherige Ankündigung ändern.

    Herausgegeben durch Invesco Investment Management Limited, Central Quay, Riverside IV, Sir John Rogerson’s Quay, Dublin 2, Irland. Invesco Asset Management (Schweiz) AG, Talacker 34, 8001 Zürich, Schweiz.