Umschichtung in defensivere Vermögenswerte angesichts niedrigerer Renditen
In den letzten drei Monaten sind die Kurse an den Kapitalmärkten weiter gestiegen und die laufenden Renditen gesunken. Dadurch rechnen wir jetzt mit niedrigeren künftigen Anlageerträgen. Da wir glauben, dass sich das Eingehen höherer Risiken im aktuellen Umfeld nicht auszahlt, reduzieren wir das Risiko in unserer Modell-Asset-Allokation.
Dafür erhöhen wir unsere Positionen in Staatsobligationen und Investment Grade-Obligationen, sodass diese jetzt beide übergewichtet sind, und reduzieren unsere Allokationen in Immobilien und Rohstoffen auf neutral. In der regionalen Betrachtung haben wir eine Präferenz für den britischen Markt und die Schwellenmärkte. Außerdem erhöhen wir unser Engagement im japanischen Yen (JPY) weiter über US-Dollar-Hedges.
Die gute Nachricht? Wir erwarten in den nächsten zwölf Monaten einen raschen Rückgang der Zentralbankzinsen, wobei die Märkte bereits Zinssenkungen der US-Notenbank (Fed) um etwa 240 Basispunkte einpreisen. Die schlechte Nachricht ist jedoch, dass die Einpreisung dieser Erwartung in einige zyklische Vermögenswerte mit einer nachlassenden globalen Wachstumsdynamik zusammenfällt. Gleichzeitig zeichnen sich am Horizont potenzielle geopolitische Risiken und Risiken im Zusammenhang mit bevorstehenden Wahlen ab. Ihre langfristigen Auswirkungen werden unserer Ansicht nach jedoch begrenzt sein. Die Optimierungen auf der Grundlage unserer prognostizierten Renditen für die nächsten zwölf Monate veranlassen uns zu einem defensiveren Ansatz, wobei wir darauf achten, es nicht zu übertreiben.
Prognosen zu Zinssenkungen der Fed im Jahr 2024
Was ist von der Fed zu erwarten? Nachdem seit Jahresanfang 2024 bereits mehr als 40 Zentralbanken die Zinsen gesenkt haben, richten sich jetzt alle Augen auf die US-Notenbank. Die Fed wird ihre erste Zinssenkung voraussichtlich am 18. September 2024 bekannt geben. Die einzige offene Frage scheint zu sein, ob sie sich für einen 25- oder 50-Basispunkte-Schritt entscheiden wird. Da die Kerninflation (PCE) bei rund 2,6% liegt und das Wirtschaftswachstum nachlässt, scheint eine Zinssenkung so gut wie sicher.
Die Markterwartungen an Zinssenkungen der Fed sind stark gestiegen. Der Futures-Markt hat Zinssenkungen im Umfang von 110 Basispunkten bis Ende 2024 und von 235 Basispunkten innerhalb eines Jahres eingepreist. Das mag dramatisch erscheinen, entspricht aber der Vorgehensweise der Fed in vergangenen Lockerungszyklen, in denen die US-Notenbank die Zinsen in den ersten sechs Monaten in der Regel um rund 180 Basispunkte gesenkt hat.
Die Frage ist: Wie weit werden die Zinsen sinken? Die Märkte rechnen mit einem Rückgang um 240 Basispunkte in den nächsten zwölf Monaten, wodurch die Zinsen auf rund 3,10% sinken würden, bei einem möglichen Tiefstand von 2,90%. Gemäß der Taylor-Regel beträgt der „neutrale“ Zinssatz rund 4%, wenn die Inflation bei 2% liegt. Da die Median-Schätzung der Fed im Juni 2024 jedoch bei 2,8% lag, gehen wir davon aus, dass diese Prognosen steigen werden, wenn sich die jüngsten Verzerrungen auflösen.
Was die Neigung der Zinsstrukturkurve angeht, zeigt Abbildung 15 einen interessanten Trend: Seit 1980 lagen die Renditen 10-jähriger US-Staatsobligationen im Allgemeinen um durchschnittlich etwa 1,15% bis 1,30% über den Leitzinsen. Dieses historische Muster spricht dafür, dass eine Spanne von 4,00% bis 5,00% für die Zehn-Jahres-Rendite „normal“ ist. Ob wir diese Spanne erreichen, hängt davon ab, wie genau unsere bzw. die Prognosen des Offenmarktausschusses der Fed zum neutralen Fed-Leitzins sind. Wenn die Leitzinsanpassungen der Fed dem historischen Trend entsprechen sollten, könnte sich die Rendite 10-jähriger Obligationen durchaus in dieser erwarteten Spanne einpendeln.