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Investment Grade-Obligationen: Qualität trifft Chance

Investment Grade-Anleihen: Qualität trifft Chance

Einleitung

Nach einem Ausverkauf von Obligationen im Jahr 2022 bieten die Obligationenmärkte unserer Ansicht nach erstmals seit der globalen Finanzkrise wieder gute Ertragschancen zu attraktiven Bewertungen. Vor diesem Hintergrund haben viele Investoren ihre Obligationenallokationen erhöht.

Doch welche Bereiche des Obligationenuniversum bieten die besten Chancen?

Zuflüsse in Obligationen-ETFs können ein guter Indikator der Anlegerstimmung sein und helfen, die Marktbereiche zu identifizieren, die zum jeweiligen Zeitpunkt das größte Anlegerinteresse auf sich ziehen. Wie die jüngsten Daten zeigen, haben Investment Grade-Obligationen in den letzten Monaten besonders hohe Zuflüsse verzeichnet.

In den ersten neun Monaten des Jahres 2022 konzentrierten sich die Zuflüsse in Obligationen-ETFs noch größtenteils auf Staatsobligationenallokationen. Im Abschlussquartal drehte die Stimmung dann jedoch und Investment Grade-Obligationen (IG) übernahmen die Führung.

Diese Verlagerung hin zu IG-Obligationen zum Jahresende 2022 war vielleicht nicht überraschend. Die erhöhten geopolitischen Spannungen und Sorgen über eine globale Wachstumsabschwächung hatten zu einer deutlichen Spreadausweitung geführt, wodurch sich Anlegern attraktive Einstiegschancen boten.

Wo stehen wir jetzt und sind IG-Obligationen immer noch attraktiv?

Seit Anfang 2023 hat sich die globale Konjunkturstimmung leicht zum Positiven gewendet. Die Rezessionsängste haben nachgelassen, da die Volkswirtschaften robuster erscheinen als erwartet.

Da nun wieder von einer weichen Landung die Rede ist, sind die Spreads für Investment Grade-Obligationen enger geworden. Damit sind die Ertragschancen nicht mehr ganz so gut wie Ende 2022. Wir halten IG-Obligationen aus mehreren Gründen aber immer noch für attraktiv:

Die Weltwirtschaft ist noch nicht über den Berg

In Europa sind die Daten in letzter Zeit dank sinkender Gaspreise und der Wiederöffnung in China besser ausgefallen als erwartet. Die Rezessionsgefahr ist jedoch noch nicht gebannt und die Auswirkungen der bisherigen Zinserhöhungen müssen sich erst noch zeigen.

Vor diesem Hintergrund könnte sich eine defensivere Anlageklasse wie IG-Obligationen als attraktiver erweisen als höher verzinsliche Anlagen.

Die Renditen sind immer noch sehr attraktiv

Nach der kräftigen Rally im Januar sind die Renditen im Februar wieder gestiegen und liegen immer noch auf dem höchsten Niveau seit 2009. Die Anlageflüsse und die Unternehmensfundamentaldaten sorgen größtenteils immer noch für gute Unterstützung. Globale Investment Grade-Obligationen bieten momentan eine Rendite von rund 5% und sind damit fast so gut verzinst wie Hochzins- und Schwellenländerobligationen über einen Großteil der letzten zehn Jahre.1

In der Regel lassen sich mit Unternehmensobligationen zwölf Monate nach dem Tiefpunkt des Konjunkturzyklus hohe Erträge erzielen

Auch wenn der Zinsgipfel fast erreicht scheint und trotz der Marktrally im Januar könnte dies immer noch ein attraktiver Einstiegszeitpunkt sein.

Abbildung 1 zeigt die Perfomance von Unternehmensobligationen über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren einschließlich aller Hochs und Tiefs. Die 12-Monats-Zeiträume nach den markantesten Tiefpunkten sind grau schattiert.

Wie Sie sehen können, war die Performance von Unternehmensobligationen in der Vergangenheit nach größeren Marktausverkäufen über einen längeren Zeitraum hinweg sehr positiv.

Abb. 1. In den zwölf Monaten nach dem Ende eines Zinserhöhungszyklus der Fed sind die Unternehmensrenditen in der Regel hoch

Quellen: Macrobond, Stand: 28. Februar 2023. In der historischen Analyse werden die annualisierten, rollierenden 12-Monats-Renditedaten des Bloomberg US Corporate Index seit der Einführung des Index untersucht. Die 12-Monats-Zeiträume, die auf einen annualisierten 12-Monats-Tiefststand von mehr als -5% folgen, sind grau unterlegt. Eine Direktanlage in einen Index ist nicht möglich. Vergangenheitswerte geben keinen Aufschluss über die künftige Wertentwicklung einer Anlage.

Vor diesem Hintergrund werfen wir einen genaueren Blick auf die Anlageklasse sowie ihre wichtigsten Merkmale, Vorteile und Risiken. Außerdem erläutern wir anhand mehrerer Praxisbeispiele, wie sich IG-Obligationen über einen kompletten Marktzyklus verhalten. 

Wesentliche Merkmale der Anlageklasse

„Investment Grade-Obligationen“ sind Unternehmensobligationen, die von hochklassigen Unternehmen mit geringem Ausfallrisiko emittiert werden. Die drei großen Ratingagenturen verwenden leicht unterschiedliche Definitionen. Moody’s definiert Investment Grade-Obligationen als Obligationen mit einem Rating von Baa3 oder darüber. Bei Standard & Poor’s und Fitch bedeutet Investment Grade ein Rating von mindestens BBB-.

Investment Grade-Unternehmensobligationen bieten Anlegern mehrere potenziell attraktive Merkmale:

Gute Ertragsquellen

Investment Grade-Unternehmensobligationen können eine wichtige Ertragsquelle in einem Anlageportfolio darstellen. Besonders beliebt war die Anlageklasse dadurch gerade in den Jahren nach der globalen Finanzkrise, als sich Anleger mit einer langen Phase niedriger oder sogar negativer Staatsobligationenrenditen konfrontiert sahen.

In der Vergangenheit hat der höhere Zinskupon von Unternehmensobligationen im Vergleich zu Staatsobligationen geholfen, potenzielle Wertverluste auszugleichen. Wie Abbildung 2 zeigt, beträgt die Rendite globaler Unternehmensobligationen mit 5% etwa das 0,8-Fache der Duration des Index (6 Jahre). Ein Wertverlust würde damit erst dann entstehen, wenn die Renditen um weitere 0,8% steigen. Dieses Verhältnis ist nach wie vor auf dem höchsten Stand seit der Finanzkrise.

Abb. 2 Rendite je Durationseinheit (Bloomberg Global Aggregate Corporate Index)

Quellen: Bloomberg, Stand: 28. Februar 2023. Eine Direktanlage in einen Index ist nicht möglich. Vergangenheitswerte geben keinen Aufschluss über die künftige Wertentwicklung einer Anlage.

Weniger volatil als Aktien

Obwohl sie höher verzinst sind als Staatsobligationen, setzen Unternehmensobligationen Anleger in der Regel keinem übermäßigen Risiko aus. So ist ihre Kursvolatilität tendenziell deutlich geringer als die von Aktien.

Betrachten wir zum Beispiel den Bloomberg US Corporate Index. Seit seiner Einführung hat der Index nur elf Kalenderjahre mit einem Wertverlust abgeschlossen. Fast 80% der Zeit war die Indexperformance positiv, mit einer durchschnittlichen annualisierten Rendite von 7,26%. Im Vergleich dazu haben US-Aktien im gleichen Zeitraum zwar eine höhere annualisierte Rendite von 10,89% erzielt, dafür aber eine höhere Volatilität hinnehmen müssen (13 Verlustjahre).2

Abbildung 3: Wie häufig sind die Erträge aus Obligationen negativ?

Quellen: Bloomberg. Daten zur Kalenderjahrrendite des Bloomberg US Corporate Index seit Einführung des Index. Eine Direktanlage in einen Index ist nicht möglich. Vergangenheitswerte geben keinen Aufschluss über die künftige Wertentwicklung einer Anlage.  * Stand: 6. März 2023.

Geringes Kreditrisiko

Traditionell sind Ausfälle bei Emittenten mit Investment Grade-Rating sehr selten. Selbst in den Jahren 2008 und 2009 lag die Ausfallrate in der Spitze bei lediglich 0,3-0,4% des Universums. Die Gefahr einer Ratingherabstufung ist größer, lässt sich durch umfassende Kreditanalysen aber mindern.

Gute Diversifikatoren

Investment Grade-Unternehmensobligationen machen einen Großteil des globalen Anlageuniversums aus. Insofern können sie Anlegern bedeutende Diversifikationsvorteile bieten, indem sie ihnen die Möglichkeit geben, in eine Vielzahl unterschiedlicher Wirtschaftssektoren und Regionen zu investieren.

Hohe Liquidität

Investment Grade-Unternehmensobligationen werden auf einem großen Sekundärmarkt gehandelt und sind in der Regel liquider als höher verzinsliche Unternehmensobligationen.
 

Was sind die Risiken von Investment Grade-Obligationen?

Wie bei jeder Investition gibt es neben Vorteilen auch Risiken. In einem Konjunkturabschwung zum Beispiel steigt das Risiko, dass Unternehmen nicht mehr in der Lage sind, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Wie bereits erläutert, war das Risiko von Zahlungsausfällen bei Emittenten mit Investment Grade-Rating in der Vergangenheit sehr gering. Ratingherabstufungen können jedoch ein größeres Risiko darstellen.

Nach einer Herabstufung fällt der Kurs einer Obligationen in der Regel, da die Anleger eine höhere Risikoprämie verlangen oder sich von dem betreffenden Wertpapier trennen. Das kann zu Bewertungsverlusten führen. Kommt es doch nicht zum Zahlungsausfall, können diese Verluste jedoch durch die Kuponverzinsung und die letztliche Rückzahlung der Obligationen zum Nennwert wieder hereingeholt werden.

Ein aktives Kreditresearch kann helfen, das Risiko von Zahlungsausfällen und Ratingherabstufungen zu reduzieren. Ziel ist es, Möglichkeiten zur Generierung von Überrenditen unter unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedingungen zu identifizieren und zugleich das Verlustrisiko zu mindern. Das bedeutet, dass nach Unternehmen Ausschau gehalten werden muss, die ihre Schulden auch in einem ungünstigeren wirtschaftlichen Umfeld bedienen können und sich unter anderem durch eine starke Anlagendeckung und einen hohen Free Cashflow auszeichnen.

Praxisbeispiel: Der Watchlist-Prozess von Invesco

Matthew Chaldecott, Senior Client Portfolio Manager, Multi Sector Credit

Unser globales Credit Research Team wendet einen robusten „Credit Watchlist“-Prozess an. Dieser bildet die „erste Verteidigungslinie“, durch die sichergestellt werden soll, dass Emittenten, deren Kreditqualität sich verschlechtert, frühzeitig identifiziert werden. Unsere Kreditanalysten setzen einen Emittenten auf die Beobachtungsliste, wenn sie das Risiko einer nennenswerten Herabstufung durch die Ratingagenturen sehen. Das kann bedeuten:

  • Eine Herabstufung um mehrere Stufen innerhalb Investment Grade
  • Eine Herabstufung von Investment Grade auf High Yield
  • Eine Herabstufung von BB auf B

Wenn davon ausgegangen wird, dass sich die Fundamentaldaten des Wertpapiers wieder verbessern werden oder der Markt überreagiert hat, können unsere Teams entscheiden, das Wertpapier weiter zu halten. Ansonsten wird es verkauft.

Beispiel: ATOS SE

Atos ist ein globales IT-Dienstleistungsunternehmen mit einem Umsatz von 4 Mrd. EUR, das Dienstleistungen in den Bereichen digitale Transformation, Cybersicherheit und Hochleistungsrechner anbietet. Das Unternehmen ist in rund 70 Ländern tätig und hat mehr als 100.000 Mitarbeiter.

Der Emittent war zuvor in einigen unserer Buy-and-Maintain-Unternehmensobligationenportfolios enthalten, bevor er im April 2021 auf die Watchlist gesetzt wurde. Nach einer gründlichen Kreditanalyse wurde beschlossen, die Position zu veräußern. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein aktives Kreditresearch Anlegern helfen kann, sich rechtzeitig von einem Wertpapier zu trennen und so Verluste zu vermeiden.

Wenige Monate, nachdem die Position verkauft wurde, stufte S&P den Emittenten herab. Ein Jahr später folgte die Herabstufung auf High Yield.

Zeitlicher Ablauf der Ereignisse

Quellen: Invesco und Bloomberg, Stand: 31. Dezember 2022. Das Unternehmensbeispiel wurde zur Veranschaulichung ausgewählt und stellt keine spezifische Anlageberatung dar. Es ist möglich, dass nicht alle Wertpapiere vor einem Kreditereignis von der Beobachtungsliste erfasst werden. 

Abbildung 4. Kumulierte Renditen

Quellen: Invesco und Bloomberg, Stand: 31. Dezember 2022. Das Unternehmensbeispiel wurde zur Veranschaulichung ausgewählt und stellt keine spezifische Anlageberatung dar. Es ist möglich, dass nicht alle Wertpapiere vor einem Kreditereignis von der Beobachtungsliste erfasst werden. 

Verhalten über einen kompletten Marktzyklus

Abbildung 4 zeigt die Performance festverzinslicher Anlagen im Verlauf eines typischen Marktzyklus auf der Grundlage von Daten für die vergangenen 50 Jahre. Wie Sie sehen, kommt Investment Grade-Obligationen unter unterschiedlichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle zu. Dennoch gibt es einige wichtige Trends, auf die Anleger achten können und die wir im Folgenden näher erläutern.

Abb. 5. Historische Überrenditen von US-Anlagen während des Konjunkturzyklus

Hinweise: Die angegebenen Indexrenditen basieren zum Teil auf Rückrechnungen. Tatsächliche oder auf Rückrechnungen basierende Renditeangaben sind keine Garantie für die zukünftige Performance. Annualisierte monatliche Renditen von Januar 1970 bis Dezember 2021 oder seit Auflegung der Anlageklasse, sofern dies zu einem späteren Zeitpunkt erfolgte. Aktuellste verfügbare Daten anhand der jüngsten Analyse. Die Überrenditen von Anlageklassen sind wie folgt definiert: Aktien = MSCI ACWI - US-Dreimonats-Schatzwechsel (T-Bills), High Yield = Bloomberg Barclays HY - US-Dreimonats-Schatzwechsel, Bank loans = Credit Suisse Leveraged Loan Index - US-Dreimonats-Schatzwechsel, Investment Grade = Bloomberg Barclays US Corporate - US-Dreimonats-Schatzwechsel, Government bonds = FTSE GBI US Treasury 7-10y - US-Dreimonats-Schatzwechsel. Nur zur Illustration. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte den Anhängen. Quellen: Von Invesco Investment Solutions entwickeltes globales Konjunkturzyklus-Modell und Bloomberg L.P. 

Wie verhalten sich Investment Grade-Obligationen in konjunkturellen Abschwüngen und Rezessionen?

Dem amerikanischen Investor Bill Gross zufolge sind Obligationeninvestoren „die Vampire der Anlagewelt“: „Sie lieben Verfall und Rezession – alles, was zu niedriger Inflation führt und den Realwert ihrer Kredite schützt.“

Tatsächlich geht eine Konjunkturabschwächung in der Regel nicht nur mit einer niedrigeren Inflation einher, sondern auch mit einem Höchststand der Zinsen und einer weniger restriktiven Haltung der Zentralbanken. Das ist gut für festverzinsliche Anlagen. Wie wir wissen, bewegen sich die Zinsen und Obligationenkurse gegenläufig zueinander - wenn die Zinsen steigen, verlieren Obligationen an Wert. Anders ausgedrückt entwickeln sich festverzinsliche Anlagen in dieser Spätphase des Konjunkturzyklus, wenn die Zinsen sich wieder stabilisieren, tendenziell sehr positiv.

So weit zu festverzinslichen Anlagen im Allgemeinen - werfen wir nun einen genaueren Blick auf Investment Grade-Obligationen.

Wie Sie aus der obigen Grafik ersehen können, entwickeln sich bonitätsstarke festverzinsliche Anlagen (Staatsobligationen und Investment Grade-Obligationen) in dieser Phase des Zyklus tendenziell besser als Hochzinsobligationen. Ein Grund dafür ist, dass viele Anleger in schwierigen Marktphasen das Kreditrisiko in ihren Portfolios reduzieren und Zuflucht in weniger volatilen „Sichere Hafen“-Anlagen suchen. IG-Obligationeninvestoren können von diesen Bewegungen profitieren.

Hätten Sie es gewusst? 

Unternehmensobligationen haben in fünf der letzten sechs Rezessionsphasen in den USA eine positive Performance erzielt. 

US-Rezession

Dauer der Rezession (vom Höchststand zum Tiefpunkt)

Gesamtrendite

Staatsobligationen-Index

Unternehmensobligationen-Index

Januar 1980 – Juni 1980

6 Monate

8,84%

7,51%

Juli 1981 – Oktober 1982

16 Monate

33,50%

40,50%

Juli 1990 – Februar 1991

8 Monate

8,04%

7,05%

März 2001 – Oktober 2001

8 Monate

8,33%

8,03%

Dezember 2007 – Mai 2009

18 Monate

9,16%

0,39

Februar 2020 - März 2020

2 Monate

5,62%

-5,84%

Quellen: Macrobond. US-Rezession, gemessen von NBER. Bei den dargestellten Indizes handelt es sich um den Bloomberg US Treasury Index und den Bloomberg US Corporate Index. Die Gesamtrenditen werden während der Rezession monatlich gemessen und nicht annualisiert.

Wie verhalten sich Investment Grade-Obligationen in Erholungsphasen und Aufschwüngen?

Wenn der Markt in die Erholungsphase des Konjunkturzyklus eintritt, verengen sich die Spreads deutlich. Staatsobligationen werfen in diesen Phasen nur begrenzte Erträge ab, da die Zinsen in der Regel niedrig sind. Für Anleger, die noch immer einen vorsichtigen Ansatz verfolgen, ihr Kreditrisiko aber erhöhen möchten, könnte eine Umschichtung von Staatsobligationen in Investment Grade-Obligationen eine interessante Option sein, da Spreadverengungen hohe Wertsteigerungen ermöglichen können.

Im weiteren Verlauf des Zyklus, wenn der Markt von der Erholungsphase zur Aufschwungphase übergeht, schneiden Investment Grade-Obligationen dagegen in der Regel nicht mehr so gut ab. Obwohl sich die Credit Spreads in dieser Phase zumeist weiter verengen (was zu einer Outperformance gegenüber Staatsobligationen führt), kann eine restriktivere Ausrichtung der Zentralbanken eine Herausforderung darstellen. Um eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern, beginnen die Zentralbanken in der Regel an diesem Punkt des Zyklus mit Zinserhöhungen. Dementsprechend steigen die Renditen, was das Potenzial für hohe Anlagerenditen aus festverzinslichen Anlagen reduziert. 

Das Kreditrisiko erhöhen: ein historisches Praxisbeispiel

Coronabedingte Volatilität im Februar-März 2020

Durch die Corona-Pandemie hat die Finanzmarktvolatilität im Februar und März 2020 stark zugenommen. In der Folge haussierten Staatsobligationen, während sich die Credit Spreads dramatisch ausweiteten. Die Zentralbanken reagierten jedoch schnell und entschlossen, um die Weltwirtschaft zu stützen und die Finanzmärkte zu stabilisieren. Die Zentralbanken reagierten jedoch schnell und entschlossen, um die Weltwirtschaft zu stützen und die Finanzmärkte zu stabilisieren. 

Berücksichtigung von ESG-Erwägungen

In den letzten gut zehn Jahren ist ESG aus Sicht vieler Anleger von der Kür zur Pflicht geworden. Es ist kein „Nice-to-Have“ mehr, sondern ein „Have-to-Have“. Traditionell ist die Berücksichtigung von ESG-Kriterien bei Obligationen etwas schwieriger als bei Aktienanlagen. In mancher Hinsicht sind Unternehmensobligationen aber ein guter Startpunkt. Für die Führungsteams der Unternehmen ist die Tatsache, dass Aktionäre Stimmrechte haben, ein Anreiz, positive ESG-Veränderungen voranzutreiben. Obligationeninvestoren haben jedoch einen gewissen Einfluss, da die meisten Managementteams wissen, dass schlechte ESG-Praktiken mit höheren Risikoprämien (und damit Zinskosten) auf Unternehmensschuldtitel bestraft werden können.
 

Was sind die Vorteile für Anleger?

Ein wichtiger Faktor ist, dass ESG-Anlagen Kunden die Möglichkeit bieten, ihre Portfolios mit ihren Werten abzustimmen. Es gibt aber auch finanzielle Vorteile. Abgesehen von ethischen Erwägungen sollten Anleger bedenken, dass viele Kreditereignisse auf Fehlentwicklungen in Bezug auf ESG-Faktoren zurückzuführen sind. Daher berücksichtigen viele Investoren ESG-Faktoren im Rahmen ihres fundamentalen Kreditresearch-Prozesses. 

ESG-Praxisbeispiel: Volkswagen 

Lyndon Man, Co-Head of Investment Grade Credit

Einer der bekanntesten ESG-Vorfälle der letzten Jahre war der von Volkswagen (VW). 2015 war das Unternehmen in einen Skandal verwickelt, als herauskam, dass es Abgaswerte seiner Dieselautos manipuliert hatte. Der Abgasskandal kostete das Unternehmen mehr als 30 Mrd. EUR für Strafen, Vergleiche und Schadenersatz. Wie die folgende Abbildung zeigt, hatte dies erhebliche und anhaltende Auswirkungen auf sein Finanzprofil. Vergleicht man die Kreditausfallrisikoprämie von VW mit der des Konkurrenten BMW, so stellt man fest, dass VW selbst heute noch rund 60 Basispunkte mehr an Spread zahlt. 

Abb. 6. ESG-Kosten: Volkswagen vs. BMW

Quellen: Bloomberg, Stand: 30. November 2020. Die frühere Wertentwicklung lässt nicht auf zukünftige Renditen schließen. Die obigen Informationen dienen nur zur Veranschaulichung und nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf bestimmter Wertpapiere zu verstehen.   

In den Jahren nach dem Skandal hat VW hart daran gearbeitet, seinen Ruf wiederherzustellen, und hohe Investitionen in die Umstellung auf Elektrofahrzeuge getätigt.  

Unser Credit Research Team hat die Entwicklungen aufmerksam verfolgt und einen regelmäßigen Austausch mit dem Unternehmen gepflegt. Zwar gibt es nach wie vor Probleme im Zusammenhang mit den Folgen des Abgasskandals (und in letzter Zeit auch im Zusammenhang mit Fragen der Unternehmensführung und Mitarbeiterbeziehungen). Wir sind jedoch der Meinung, dass das Unternehmen insgesamt die richtigen Schritte unternommen hat. Außerdem sind wir der Ansicht, dass das Unternehmen seinen Konkurrenten in mancher Hinsicht inzwischen voraus ist.
 

Genauer betrachtet: Wie bewerten wir ESG?

Unser interner ESG-Bewertungsprozess ist vorausschauender als der externer Anbieter und unseres Erachtens daher auch eher in der Lage, Turnaround-Storys zu erfassen. Wir haben festgestellt, dass diese häufig mit einer verbesserten Finanz- und Investmentperformance einhergehen.  

Wir speichern unsere gesamten ESG-Analysen und -Daten in unserem hauseigenen „Everest“-System. Durch diesen systematischen und transparenten Ansatz haben unsere Portfoliomanager einfachen Zugang zu Informationen über aktuelle Entwicklungen. Zur Vereinfachung von Portfolio-Screenings werden die ESG-Scores auch in unsere Front-Office-Software integriert. Dadurch können Portfolios in Reaktion auf neue Entwicklungen optimiert werden.

Wie gut schlagen sich ETFs beim Thema ESG?

Ein geläufiger Irrglaube ist, dass ETFs nur in begrenztem Maße ESG-Faktoren berücksichtigen können. Tatsächlich haben ESG-ETFs anfangs nur kontroverse Branchen und Aktivitäten ausgeschlossen. Mittlerweile gibt es jedoch eine Vielzahl unterschiedlicher Strategien, die die Lücke zwischen einfachen Ausschlusskriterien und „Best-in-Class“-Ansätzen schließen. Letztere wählen die Unternehmen aus, die „am meisten Gutes“ tun.

So beziehen sich auch viele der vom ESG-Team von Invesco geleiteten Engagement-Dialoge auf unsere gesamte physisch investierte Fondspalette. Anders ausgedrückt profitieren passive Anleger von unseren aktiven Engagement-Prozessen. Dies ist ein gutes Beispiel für die Vorteile der globalen Präsenz von Invesco.

Das Invesco-Angebot

Warum Invesco?

Wir bei Invesco investieren seit mehr als 45 Jahren an den Märkten für IG-Obligationen. Dadurch haben wir bereits verschiedene Konjunkturzyklen und Krisenereignisse – von der globalen Finanzkrise bis zum Corona-Schock – erfolgreich gemeistert. Einige unserer IG-Obligationenexperten haben einen großen Teil dieser Reise mitgemacht.

In Verbindung mit unserer Innovationsstärke bildet diese Expertise die Grundlage für eine breite Palette von aktiven und passiven Obligationenlösungen mit unterschiedlichen geographischen Schwerpunkten und Anlagestilen. Mit unserem wachsenden Angebot an ESG-Lösungen helfen wir unseren Kunden zudem, ihre Portfolios auf ihre Werte abzustimmen.

Fußnoten

  • 1Quelle: Invesco und Bloomberg, 23. Februar 2023. Auf Basis des Bloomberg Global Aggregate Corporate Index. Eine Direktanlage in einen Index ist nicht möglich. Vergangenheitswerte geben keinen Aufschluss über die künftige Wertentwicklung einer Anlage.

    2Quelle: Invesco, Stand: 31. Dezember 2022. US-Aktienrenditen auf Basis des S&P500 Index. Eine Direktanlage in einen Index ist nicht möglich. Vergangenheitswerte geben keinen Aufschluss über die künftige Wertentwicklung einer Anlage.

Wesentliche Risiken

  • Der Wert von Anlagen und die Erträge hieraus unterliegen Schwankungen. Dies kann teilweise auf Wechselkursänderungen zurückzuführen sein. Es ist möglich, dass Anleger bei der Rückgabe ihrer Anteile nicht den vollen investierten Betrag zurückerhalten.

Wichtige Informationen

  • Stand aller Daten ist das angegebene Datum. Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Angaben von Invesco.

    Dieses Marketingdokument dient zur zur Illustration, stellt keine Empfehlung dar, eine bestimmte Anlageklasse, Finanzinstrument oder Strategie, zu kaufen oder verkaufen. Das Dokument unterliegt nicht den regulatorischen Anforderungen, welche die Unvoreingenommenheit von Anlageempfehlungen/Anlagestrategieempfehlungen sowie das Verbot des Handels vor der Veröffentlichung vorschreiben.

    Die in diesem Material dargestellten Prognosen und Meinungen sind subjektive Einschätzungen und Annahmen des Fondsmanagements oder deren Vertreter. Diese können sich jederzeit und ohne vorherige Ankündigung ändern. Es kann keine Zusicherung gegeben werden, dass die Prognosen wie vorhergesagt eintreten werden.