Artikel

Asien: vom Optimierer zum Innovator

Asien: vom Optimierer zum Innovator
Kernaussagen
1.
1
Asiatische Unternehmen zählen weltweit zu den erfolgreichsten Innovatoren disruptiver Technologien
2.
2
In Südkorea sind die F&E-Ausgaben im Verhältnis zum BIP weltweit mit am höchsten
3.
3
Innovation bergen das Risiko von überhöhten Unternehmensbewertungen, bieten aber dennoch Anlagechancen

Anhaltende Investitionen in Forschung und Entwicklung haben massgeblich zum Wachstum und Aufstieg asiatischer Unternehmen beigetragen. In keiner anderen Region sind die F&E-Ausgaben seit 2000 so stark gestiegen.

2018 entfielen zum ersten Mal über zwei Drittel aller internationalen Patent-, Marken- und Geschmacksmusteranmeldungen auf Unternehmen mit Sitz in Asien. Nur zwei der zehn Unternehmen mit den meisten Anmeldungen stammten aus anderen Regionen.1

Die Innovationskraft asiatischer Unternehmen war in der Vergangenheit damit verbunden, bestehende Technologien zu übernehmen und zu verbessern. Dieser Prozess untermauerte das asiatische Exportwachstumsmodell im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts.   

Im vergangenen Jahrzehnt ist jedoch immer deutlicher geworden, dass asiatische Unternehmen – ob gross oder klein – weltweit zu den erfolgreichsten Innovatoren und Gestaltern disruptiver Technologien zählen.

Besonders auffällig ist dies in den nordasiatischen Ländern Südkorea, Taiwan, Japan und China. Die folgende Abbildung zeigt, die F&E-Ausgaben ausgewählter Länder im Verhältnis zum BIP. Das Verhältnis von F&E-Ausgaben zum Bruttoinlandsprodukt ist in Südkorea eines der höchsten der Welt. Diese Entwicklung wird von der Politik der Regierung umfassend gefördert.

Innovation ist noch immer schwer zu messen und zu bewerten. Nach wie vor traut man asiatischen Unternehmen oft nicht zu, ihre F&E-Ausgaben in Gewinne umzumünzen. Wir sind aber zuversichtlicher und sehen etwa Südkorea als typisches Beispiel für ein Land, dessen Innovationskraft unterschätzt wird.

Abbildung 1: F&E-Ausgaben in % des BIP, vor 10 Jahren ggü. heute
Abbildung 1: F&E-Ausgaben in % des BIP, vor 10 Jahren ggü. heute
Quelle: UBS. Stand: 14. April 2021.

Das Musterbeispiel für Innovation aus Südkorea ist Samsung Electronics. 2020 investierte das Unternehmen knapp 18 Mrd. US-Dollar in F&E. Die Investitionstätigkeit hat im Laufe der Jahre Innovationen in Bereichen wie Robotik, Speicherchips und OLED-Monitortechnologie ermöglicht. So konnte das Unternehmen Marktanteile von Konkurrenten gewinnen und Jahr für Jahr steigende Gewinne verbuchen.

Wir glauben allerdings, dass bei der LG Group eine grössere Chance besteht, in unterbewertete Innovationskraft zu investieren. Die LG Group ist eines der grössten Konglomerate von Korea. Ihre Tochterunternehmen sind in diversen Bereichen wie Chemikalien, Elektronik, Telekommunikation, Haushaltswaren und Solarenergie tätig. 

LG Electronics entwickelt sein Portfolio intelligenter Unterhaltungselektronik ständig weiter und ist deshalb regelmässig eines der zehn Unternehmen, die weltweit am meisten Patentanmeldungen einbringen.

Durch Investitionen in die Herstellung grosser OLED-Monitore konnte man sich die internationale Vorherrschaft bei OLED-Fernsehern sichern. Sogar Samsung, der umsatzstärkste Anbieter von Fernsehern weltweit, ist bei OLED-Bildschirmen von einem seiner grössten Konkurrenten abhängig – ähnlich wie Apple: Dort muss man bei iPhone-Komponenten auf Samsung zurückgreifen.

Hinzu kommt LG Chem, ein wichtiger Zulieferer patentierter OLED-Materialien und einer der weltgrössten Hersteller konventioneller Lithium-Ionen-Akkus. Akkus dürften aufgrund der steigenden Nachfrage von Elektrofahrzeugherstellern auf absehbare Zeit ein knappes Gut werden.

Auch LG Electronics spielt bei der Elektrofahrzeug-Revolution eine wichtige Rolle. Das Unternehmen hat Fachkompetenz bei Antriebskomponenten und Bordelektronik aufgebaut und vor kurzem ein Joint-Venture mit Magna gegründet. Der bekannte Automobilzulieferer soll der wichtigste Fertigungspartner für Technologieunternehmen wie Apple werden, die ohne eigene Produktion am Markt für Elektrofahrzeuge teilhaben wollen.

Die LG Group besitzt jeweils 30 bis 35 % an LG Chem, LG Electronics und LG Household – jedes für sich eine Wachstumsaktie. Wie die folgende Abbildung zeigt, wird die Holding LG Group zurzeit jedoch zu einem Abschlag von 57 % auf den kombinierten Wert dieser Beteiligungen gehandelt.

Wenn man alle anderen Vermögenswerte einbezieht, liegt der Abschlag zum Substanzwert eher bei 75 % – für eines der wohl am besten positionierten Unternehmen am Elektrofahrzeugmarkt.

Abbildung 2: LG Group - Beteiligungen mehr als doppelt so viel wert wie die Marktkapitalisierung
 Abbildung 2: LG Group - Beteiligungen mehr als doppelt so viel wert wie die Marktkapitalisierung
Quellen: Invesco, Bloomberg. Stand: 16. April 2021. Nur zur Illustration.

Langfristorientierung von Chaebols begünstigt F&E

Holding-Abschläge kommen häufig bei weithin bekannten Governancebedenken im Zusammenhang mit Investments in koreanische Chaebols (grosse Konglomerate in Familienbesitz) vor. Ihre Eigentümerstrukturen gelten als übermässig komplex, was nicht immer im besten Interesse von Minderheitsaktionären ist. Der Anlagehorizont dieser Unternehmen ist jedoch sehr lang. Dieser Umstand begünstigt Investitionen in F&E.

Die Geschäftsleitungen investieren in langfristiges Wachstum und legen weniger Wert auf die oft kurzfristiger ausgerichteten Forderungen mancher Minderheitsaktionäre.

Auch wenn die LG Group über einen Liquiditätsüberschuss verfügt, hat man dort den Anspruch über 50 % des Gewinns des Mutterunternehmens als Dividende auszuschütten. Neben einem umfangreichen Aktienrückkaufprogramm, plant man zudem weitere Investitionen in erneuerbare Energien, künstliche Intelligenz und andere Bereiche.

Das Unternehmen geht stärker auf die Bedürfnisse von Investoren ein, ermöglicht höhere Erträge für Minderheitsaktionäre. LG Electronics sowie LG Chem profitieren von Beteiligungen in der Autobranche, deshalb glauben wir, dass der Holding-Abschlag mittelfristig weiter sinken dürfte.

Vertrauen in chinesische Inkubatoren aufbauen

Ein weiterer wichtiger Innovationsstandort ist China, auch wenn die Wertsteigerungschancen hier weniger offensichtlich erscheinen als in Südkorea. Plattformbetreiber wie Alibaba und Tencent investieren enorme Summen in Forschung und Entwicklung und haben umfangreiche Beteiligungen an innovativen Start-ups. 

Es ist schwer vorherzusagen, welches davon der „nächste grosse Gewinner“ sein wird. Wir glauben jedoch, dass die Plattform-Unternehmen mit solchen Portfolios insgesamt attraktive Kapitalrenditen erwirtschaften werden.

Ein Unternehmen von dem wir uns überzeugen konnten ist Youdao, eine Tochtergesellschaft des Online-Gaming-Unternehmens NetEase, mit dem wir bereits bestens vertraut sind. Youdao ist im wettbewerbsintensiven Bereich der Online-Bildungsdienstleistungen tätig, befindet sich aber scheinbar kurz vor einem Wendepunkt in seiner Profitabilität.

Youdao hebt sich aufgrund der Produktqualität, welche in der Technikorientierung seines Managements begründet liegt, von der Konkurrenz ab. Die Expertise von NetEase zeigt sich in Initiativen, um Bildung spielerischer zu gestalten, sodass Lernen mehr Spass macht und interessanter wird.

Beispielsweise bietet das Unternehmen einen Stift, der Wörter übersetzt, sobald man ihn darüber bewegt. Solche Ideen zeigen, wie eine bessere Lernerfahrung und bessere Lernergebnisse der Kursteilnehmer in einem oft sehr undifferenzierten Markt Wettbewerbsvorteile ermöglichen.

Innovation zählt

Die innovativsten Unternehmen weisen oft eine Überbewertung auf. Wir halten uns jedoch an unseren disziplinierten, bewertungsorientierten Ansatz und finden so in Asien und anderen Schwellenmärkten nach wie vor innovative Unternehmen zu realisitischen Bewertungen. 

Wesentliche Risiken

  • Der Wert einer Anlage und die Erträge hieraus können sowohl steigen als auch fallen und es ist möglich, dass Anleger den ursprünglich angelegten Betrag nicht zurückerhalten.

Wichtige Hinweise

  • Dieses Marketingdokument stellt keine Empfehlung dar, eine bestimmte Anlageklasse, Finanzinstrument oder Strategie, zu kaufen oder verkaufen. Das Dokument unterliegt nicht den regulatorischen Anforderungen, welche die Unvoreingenommenheit von Anlageempfehlungen/Anlagestrategieempfehlungen sowie das Verbot des Handels vor der Veröffentlichung der Anlageempfehlung/Anlagestrategieempfehlung vorschreiben.

    Die in diesem Material dargestellten Prognosen und Meinungen sind subjektive Einschätzungen und Annahmen des Fondsmanagements oder deren Vertreter. Diese können sich jederzeit und ohne vorherige Ankündigung ändern. Es kann keine Zusicherung gegeben werden, dass die Prognosen wie vorhergesagt eintreten werden.

    Dieses Dokument stellt keinen Anlagerat dar. Vor dem Erwerb sollten sich Anleger über (i) die rechtlichen Vorschriften in ihrem Herkunftsland oder im Land, in dem sich ihr regelmässiger Wohnsitz befindet, (ii) eventuelle Devisenkontrollen sowie (iii) eventuelle steuerliche Auswirkungen informieren.