Die Lockerung der Geldpolitik und die weniger restriktiven Finanzierungsbedingungen dürften der Weltwirtschaft und den Märkten im Jahr 2025 Auftrieb geben. Unser Basisszenario geht von einem anhaltenden, nahe am Potenzialwachstum liegenden Wachstum der Weltwirtschaft aus. Mit einem negativen Wachstum rechnen wir nicht, sehen eine Rezession aber als Risikoszenario mit einer 15-prozentigen Eintrittswahrscheinlichkeit.
Die Zentralbanken streben ein „neutrales“ Zinsniveau an.
USA: Nachdem die Republikaner die US-Wahlen gewonnen haben, ist in den USA mit einem anhaltend expansiven fiskalischen Umfeld zu rechnen, zum Beispiel durch niedrigere Steuern. Unterdessen könnten die längerfristigen Wachstums- und Inflationserwartungen steigen – nicht ohne Grund standen US-Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten direkt nach den Wahlen unter Druck. Gleichzeitig könnte die Konkretisierung der politischen Agenda der neuen Regierung für eine anhaltend erhöhte Volatilität sorgen. Eine expansive Fiskalpolitik dürfte zu einer Underperformance lang laufender US-Staatsanleihen führen, während Anleihen am kurzen Ende und in den mittleren Laufzeitsegmenten der Zinsstrukturkurve stärker von positiven „Ankereffekten“ der geldpolitischen Lockerung profitieren. Selbst wenn die US-Notenbank (Fed) die Zinsen zunächst nicht weiter senken sollte und die Zinssätze noch länger auf einem höheren Niveau bleiben, bedeutet dies, dass Nachfrage und Performance weiter durch die laufenden Erträge/den Carry bestimmt werden dürften. Die Latte für Zinserhöhungen liegt unserer Ansicht nach recht hoch, und das aktuelle Renditeniveau sorgt für hohe regelmäßige Einnahmen und einen Puffer gegen das Risiko höherer Zinsen.
Eurozone Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Zinssenkungszyklus eingeleitet. Die vermehrten Hinweise auf eine Wachstumsverlangsamung scheinen den Währungshütern zunehmend Sorge zu bereiten - dass sie in dieser Phase der Marktentwicklung voraus sein könnten, ist jedoch abwegig. Unserer Ansicht nach liegen die Leitzinsen deutlich über dem neutralen Niveau und bis auf weiteres ist auch nicht mit einem deutlichen Aufschwung zu rechnen. Vor diesem Hintergrund dürften Tempo und Ausmaß der in den nächsten zwölf bis 24 Monaten zu erwartenden Zinssenkungen vom Markt immer noch unterschätzt werden. Die Androhung von Zöllen durch die USA könnte sich angesichts der möglichen Folgen für Exporte und Wachstum positiv auf die Euro-Duration auswirken.
Großbritannien: Die britische Wirtschaft hat gegenüber dem letzten Jahr zwar an Dynamik gewonnen, wächst aber weiterhin nur sehr langsam. Ein Aufschwung nach den Parlamentswahlen ist weitgehend ausgeblieben. Die Inflation normalisiert sich und dürfte weiter sinken, da der Lohndruck nachlässt. Unserer Ansicht nach reagiert die Bank of England (BoE) zu langsam auf die stockende Wirtschaft und die Wachstumsschwäche in Europa. Auf die fiskalpolitische Agenda der neuen Regierung haben die Märkte mit Besorgnis reagiert. Dadurch hat sich die Performance britischer Anleihen in den letzten Wochen irgendwo zwischen der ihrer europäischen und US-amerikanischen Pendants bewegt.
Finanzmärkte
Solide Wachstumsfundamentaldaten und eine lockerere Geldpolitik sorgen für Marktunterstützung. Die ausgereizten Bewertungen stellen jedoch weiterhin eine Herausforderung dar.
Unser Global Tactical Allocation Model signalisiert eine Untergewichtung von Risikoanlagen gegenüber der Benchmark. In der Folge sind wir in Aktien gegenüber Anleihen untergewichtet, wobei wir US-Aktien sowie defensive Sektoren mit Quality- und Low-Volatility-Merkmalen bevorzugen. Im Anleihenbereich setzen wir auf eine Untergewichtung des Kreditrisikos gegenüber der Benchmark und eine Übergewichtung der Duration bei Investment Grade-Anleihen und Staatsanleihen.
Fixed Income
Festverzinsliche Anlagen werden ein Kernbaustein von Versicherungsportfolios bleiben. Da die Zentralbanken weiter eine vorsichtige Zinspolitik verfolgen dürften, bleiben festverzinsliche Wertpapiere attraktiv. In der aktuellen Kontraktionsphase werden Versicherer ihre Duration wahrscheinlich eher durch Staatsanleihen als durch Unternehmensanleihen erhöhen und nach zusätzlichen Ertragschancen im Private Credit-Universum suchen.
Wir sind strukturell positiv in Bezug auf die Duration, da wir mit einer Wachstumsverlangsamung rechnen und überzeugt sind, dass die Inflation weiter nachlassen wird. Wir rechnen weiterhin mit steileren Zinsstrukturkurven, da die Zinssenkungen der Zentralbanken die Zinsen am kurzen Ende der Kurve stützen und eine weiterhin sehr lebhafte Emissionstätigkeit Anleihen mit längeren Laufzeiten belastet. In diesem Kontext wird der größere Handlungsspielraum der Zentralbanken der Schwellenländer die Attraktivität dieser Märkte erhöhen. Angesichts der unsicheren geopolitischen Lage müssen Investoren bei ihren Anlagen in diesen Märkten jedoch selektiv vorgehen.
Durch die weltweit unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung und das unterschiedliche Tempo und Ausmaß der geldpolitischen Lockerung eröffnen sich Anlagechancen durch relative Bewertungsunterschiede zwischen verschiedenen Staatsanleihen, Zinskurven und Währungen. Vor diesem Hintergrund setzen wir auf flexible Anleihestrategien, die in der Lage sind, diese Chancen zu nutzen.
Senior Secured Loans
Im spekulativen Ratingbereich bevorzugen wir weiterhin Senior Secured Loans gegenüber hochverzinslichen Anleihen, da Loans eine höhere Rendite bieten und über bessere strukturelle Absicherungen verfügen. Senior Secured Loans gehören zu den Schuldinstrumenten mit den besten Renditen im Fixed Income-Bereich. Ihre vorrangige Stellung in der Kapitalstruktur und ihre Besicherung mit den Vermögenswerten der Unternehmen mindern zudem das Ausfallrisiko.
Unserer Ansicht kann die strategische Flexibilität, die Loans im Private Credit-Bereich und vor dem Hintergrund volatiler Renditen bieten, gerade Versicherern sehr zugutekommen. Dennoch halten wir den „Upper Middle Market“, in dem Fremdkapital für größere Unternehmen mit einer besseren Kapitalausstattung und entsprechend stärkeren und stabileren Bilanzen bereitgestellt wird, für ein attraktiveres Marktsegment.
Private Credit
Obwohl sehr viel Kapital in diesen Markt fließt, glauben wir weiterhin, dass das aktuelle Umfeld zu attraktiveren Private Credit-Transaktionen führen wird. Daher könnte ein anhaltendes Engagement in diesem Bereich für Versicherer interessant sein. Wir rechnen mit besseren Anlagemöglichkeiten im Distressed- und Special Situations-Bereich, von denen Versicherer aufgrund der höheren Kapitaleffizienz im Vergleich zu Private Equity profitieren könnten.
Gewerbliche Immobilienkredite dürften sowohl unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten als auch im Hinblick auf die erforderliche Eigenkapitalunterlegung sehr attraktiv bleiben. Das liegt vor allem an der sich verbessernden Kreditqualität und der großen Anzahl an Anlagemöglichkeiten. In einem Umfeld niedrigerer Zinsen könnten sich auch wieder attraktive Möglichkeiten für neue Direktinvestitionen in Immobilien bieten. In der aktuellen Phase des Konjunkturzyklus bevorzugen wir jedoch die Fremdkapitalseite der Kapitalstruktur, um die mögliche Marktvolatilität im Vorfeld der Erholung abzufedern, sowie agilere Value-Add-Strategien.
Private Equity
Insgesamt raten wir Versicherungskunden im aktuellen Umfeld, bei ihren Private Equity-Allokationen selektiv vorzugehen. Strategien, die auf einen sehr hohen Fremdfinanzierungsgrad setzen, könnten sich im derzeitigen Zinsumfeld schwer tun, hohe risikobereinigte Renditen zu erzielen. Im Private Equity-Bereich bevorzugen wir Wachstums- und Expansionskapitalstrategien.
Risiken, die Versicherer im kommenden Jahr im Blick haben sollten
Wir betrachten die Disinflation – und die dadurch niedrigeren Zinsen – als mögliches Risiko für die Geschäftsmodelle von Versicherungsunternehmen. Daher halten wir es zum jetzigen Zeitpunkt für sinnvoll, ein verstärktes Engagement im Private Credit-Bereich in Erwägung zu ziehen. Das Risiko einer Rezession mit negativen Auswirkungen auf die Rentabilität von Kreditanlagen sehen wir bei 15%. Aufgrund dieses vorsichtigen Ansatzes setzen wir auf eine Diversifikation in Private Market-Anlagen über semi-liquide Kreditanlagen wie Senior Secured Loans. Dabei liegt unser Schwerpunkt auf größeren Emittenten mit einer guten Kapitalausstattung sowie vorrangigen Immobilienkrediten.