Von Conor Hartnett, Tim Herzig, Sebastian Lehner und James Sieyes.
Angesichts der enormen Herausforderungen des Klimawandels und der dringenden Notwendigkeit, diese zu adressieren, versuchen klimabewusste Anleger zunehmend, ihre Portfolios mit den Zielen des Pariser Abkommens in Einklang zu bringen. Doch wie lassen sich die Klimaauswirkungen verschiedener Investments quantifizieren und vergleichen? Zwei Indikatoren können dabei helfen: Carbon Budget Divergence (CBD) und Implied Temperature Rise (ITR).
Messen, was zählt
Der Indikator CBD misst die absolute Differenz zwischen den prognostizierten Emissionen eines Unternehmens und seinem fairen Anteil am globalen CO2-Budget. Er zeigt also, welche Unternehmen ihr Emissionskontingent über- oder unterschreiten. Der Indikator ITR übersetzt die relative Überschreitung in einen geschätzten globalen Temperaturanstieg: Wie stark würde die Erderwärmung ausfallen, wenn sich die gesamte Wirtschaft so verhalten würde wie dieses Unternehmen?
Ziel beider Indikatoren ist es zu bewerten, inwieweit Unternehmen auf die Pariser Klimaziele ausgerichtet sind. Dabei legen beide den Fokus auf unterschiedliche Aspekte. CBD gibt Hinweise zu den spezifischen Auswirkungen in Tonnen Emissionen, während ITR einen intuitiven allgemeinen Temperaturwert bereitstellt. CBD liefert also quasi die Rohdaten und ITR die benutzerfreundliche Visualisierung.
Das unsaubere Geheimnis „schmutziger“ Branchen
Es ist nicht überraschend, dass emissionsintensive Branchen wie die Energie- und Rohstoffindustrie in beiden Bereichen schlecht abschneiden. Das ist jedoch eine sehr oberflächliche Feststellung. So könnte ein sehr emissionsintensives Unternehmen, das im Vergleich zu anderen Unternehmen größere Fortschritte in der Dekarbonisierung macht, unter ITR besser dastehen als unter CBD, das keine relativen Verbesserungen berücksichtigt. Um sich ein Gesamtbild zu verschaffen, müssen Anleger hinter die Zahlen schauen.
Verbinden der Datenpunkte
Ein genauerer Blick auf die Daten zeigt, welche Probleme auftreten, wenn Äpfel mit Birnen verglichen werden. Die unvollkommene Korrelation zwischen CBD und ITR verdeutlicht, wie beide unterschiedliche Nuancen erfassen. Die Einordnung extremer Ausreißer und Anomalien in Datenanalysen erfordert sowohl technische Finesse als auch ein sehr gutes Verständnis dafür, was die Indikatoren wirklich aussagen.
Wahl des richtigen Instruments
Als praxisnahes Tool eignet sich CBD hervorragend für die Unternehmensanalyse und den aktiven Dialog mit Unternehmen, vor allem sehr emissionsintensiven Unternehmen, bei denen es auf die absolute CO2-Reduktion ankommt. Als einfacher, jedoch auf hochkomplexen Annahmen basierender Indikator bietet ITR dagegen ein elegantes Tool für ganzheitliche Portfoliobewertungen und die Stakeholder-Kommunikation. Entscheidend ist, dass beide klug und nicht dogmatisch eingesetzt werden. Optimierte Ergebnisse für den Planeten und Investoren
Wie also bauen wir auf Klimaziele ausgerichtete Portfolios auf? Es ist ein Balanceakt. Aggressive Klimaziele können Abweichungen von Standard-Referenzindizes erforderlich machen. Analysen zeigen jedoch, dass sich auch mit geringfügigen Justierungen eine gute Ausrichtung auf Klimaziele erreichen lässt – zum Beispiel durch eine strategische Untergewichtung von „Klimasündern“ und die Übergewichtung von Vorreitern der Dekarbonisierung.
Die gute Nachricht: Die finanziellen „Kosten“ sind gering
Bei der Ausrichtung von Portfolios auf Klimaziele stellt sich automatisch die Frage nach den finanziellen Auswirkungen. Wir zeigen, dass sich auch mit geringfügigen aktiven Abweichungen von einem Referenzindex viel erreichen lässt. Ein Tracking Error von nur 50 Basispunkten gegenüber dem MSCI World kann ein Portfolio den Zielen des Pariser Abkommens viel näher bringen.
Nachhaltiges Investieren für die Zukunft
Der Weg zur CO2-Neutralität ist alles andere als geradlinig, und kein einzelner Indikator bietet eine Pauschallösung. Instrumente wie CBD und ITR können jedoch für bessere Orientierung in diesem komplexen Umfeld sorgen. Durch die umsichtige Anwendung dieser Indikatoren können klimabewusste Anleger bessere Entscheidungen treffen, positive Veränderungen in Unternehmen vorantreiben und Klimarisiken und -chancen besser managen. Mit Klarheit, Nuancierung und Überzeugung können klimabewusste Anleger ihre finanziellen und klimabezogenen Ziele in Einklang bringen.