Märkte und Wirtschaft 2021: Licht am Ende des Tunnels
2020 haben defensive Anlagewerte besser performt als zyklische Vermögenswerte. Für 2021 erwarten wir das Gegenteil.
Für die Aktienmärkte Asiens und der Emerging Markets war 2019 ein herausforderndes Jahr. Die globale Konjunktur hat sich in den vergangenen 18 Monaten abgekühlt, wobei die Industrieproduktion stärker an Schwung verloren hat, während die Endnachfrage in den Industrieländern weiter mit relativ robusten Raten gewachsen ist.
Dafür gibt es mehrere Gründe: die verzögerte Wirkung der früheren Straffung der chinesischen Geldpolitik, den in vielen Ländern schwachen Automobilzyklus und den Vorratsabbau bei den Unternehmen, die ihre Bestände aufgrund der Unsicherheiten über Handelskonflikte und Zölle reduziert haben. Das schwächere globale Wachstum hat zu größeren Bewertungsunterschieden auf Einzeltitel- und Marktebene geführt. Dabei sind einige Value-Aktien/zyklische Titel zu stark für das wachstumsschwächere Umfeld abgestraft worden.
Die weitere Entwicklung der US-chinesischen Handelsgespräche dürfte auch 2020 erheblichen Einfluss auf die Marktrenditen haben. Wie dieser Konflikt letztlich ausgeht, lässt sich nicht sagen, und es besteht die Gefahr einer weiteren Eskalation. Die Trump-Regierung sieht den Vormarsch der Technologien aus Asien und vor allem China als Bedrohung. Daran dürfte sich auch künftig nichts ändern. China investiert weiter massiv in die Halbleiterentwicklung und 5G und die USA werden weiter verhindern wollen, dass China Zugang zu US-amerikanischer Technologie erhält. Dessen ungeachtet haben die Meldungen von der Handelsfront zuletzt mehr Mut gemacht und wir halten eine Teilvereinbarung für das wahrscheinlichste Szenario. Sobald es mehr Klarheit zu den künftigen Zollregelungen gibt, werden die Unternehmen auch wieder mehr investieren.
Die chinesische Wirtschaft scheint bislang relativ robust, hat aber an Dynamik verloren. Wir rechnen nicht mit einer aggressiven Lockerung der Geld- und Fiskalpolitik, da Chinas Regierung an einem gesunden Gleichgewicht zwischen akzeptablen Wachstumsraten und der Vermeidung finanzieller Risiken für die Wirtschaft gelegen sein wird. Die verzögerten wachstumsdämpfenden Auswirkungen der früheren geldpolitischen Straffung dürften sich schon bald auflösen. Gestützt durch eine wachstumsförderliche Wirtschaftspolitik sollte die chinesische Wirtschaft daher mittelfristig wieder Fahrt aufnehmen.
In Korea sind Aktien inzwischen günstiger als während der globalen Finanzkrise. Neben der Wachstumsverlangsamung in China und den Handelskonflikten haben die ungewollten negativen Folgen der koreanischen Regierungspolitik hier auf die Stimmung gedrückt. Beispielsweise hat die Anhebung des Mindestlohns um 29% in den ersten beiden Amtsjahren der Regierung zu einem Rückgang des Beschäftigungswachstums geführt. Wir glauben aber, dass die Wachstumsschwäche im Inland die Regierung dazu veranlassen könnte, ihre Politik zu überdenken und wirkungsvollere Maßnahmen zu ergreifen, um das Wachstum anzukurbeln. Wenn sich zugleich auch Chinas Wachstumsaussichten und Handelsbeziehungen verbessern sollten, dürften Investoren künftig wieder mehr für koreanische Aktien zahlen müssen.
In Indien haben sich durch die aktuelle Wachstumsverlangsamung neue Anlagechancen eröffnet. Mit einer Regierung, die einen greifbaren Strukturwandel vorantreibt, bietet Indien eine der besten strukturellen Wachstumsstorys in Asien. In der Vergangenheit war es eine Herausforderung, an diesem Markt unterbewertete Aktien hochklassiger Unternehmen aufzutun. Durch die jüngste Marktschwäche haben sich jedoch neue Anlagechancen in Aktien ergeben, die weitgehend isoliert von negativen außenwirtschaftlichen Faktoren wie den Handelsspannungen sind. Im aktuell schwachen Wettbewerbsumfeld können zudem die Privatbanken bei einer stabilen Profitabilität aktuell Marktanteile dazugewinnen. Die – von uns eher gemiedenen – staatseigenen Banken haben dagegen mit einer mangelhaften Aktiva-Qualität und schwachen Bilanzen zu kämpfen, während die Expansion der Finanzunternehmen außerhalb des Bankensektors (NBFC) durch höhere Refinanzierungskosten behindert wird.
Weitere Anlagechancen bieten sich in der Region bei Unternehmen mit starken Bilanzen, einer verbesserten Free Cashflow-Generierung und robusten Dividendenrenditen. Diese finden sich zum Beispiel im Technologiesektor in Taiwan und Korea sowie im chinesischen Konsumsektor. Ausgewählte Banken und Versicherungsunternehmen – vor allem diejenigen mit einem verlässlich profitablen Kerngeschäft – erfüllen diese Kriterien aber ebenfalls.
Auch wenn weiterhin Schatten über dem geopolitischen Ausblick für Asien liegen, sehen wir insgesamt Potenzial für eine gewisse Verbesserung des Handels und weitere wachstumsförderliche geld- und fiskalpolitische Maßnahmen, vor allem in China und Korea. Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen dürften ihren Tiefpunkt erreichen und die Kluft zwischen Industrieproduktion und Endnachfrage dürfte wieder schrumpfen. Das ist wichtig für Asien, da die Gewinnrevisionen zumeist mit dem globalen Produktionszyklus korreliert sind. Eine Rückkehr zu besseren Gewinnaussichten sollte die Aktienrenditen in Asien 2020 stärken und speziell bei Value-Aktien und in zyklischen Marktsegmenten für gute Unterstützung sorgen.
Wir halten die beiden größten Volkswirtschaften Lateinamerikas, Brasilien und Mexiko, weiter für interessant. Nachdem der brasilianische Kongress die geplante Rentenform der Regierung – eine unserer Ansicht nach unerlässliche Voraussetzung für eine verbesserte finanzielle Lage des Landes – verabschiedet hat, hat sich das Sentiment gegenüber dem brasilianischen Markt verbessert. Dagegen scheinen die Märkte die Entwicklungen in Mexiko nicht ausreichend zu würdigen. Hier hat der neue Präsident Andrés Manuel López Obrador (AMLO), der mit dem Stopp eines 13,3 Milliarden US-Dollar schweren Bauprojektes für einen neuen Mega-Flughafen zunächst für Aufruhr gesorgt hatte, festgestellt, dass es für die Regierung besser ist, mit dem privaten Sektor und nicht gegen diesen zu arbeiten. Anfängliche Befürchtungen, dass die Staatsausgaben unter der AMLO-Regierung explodieren würden, haben sich nicht bewahrheitet. So hat die Regierung für 2020 einen konservativen Haushaltsplan verabschiedet, der einen Primärsaldo ausweist. Durch eine gute Makropolitik ist zudem die Inflation unter Kontrolle, sodass die mexikanische Zentralbank die Zinsen seit August 2018 zwei Mal senken konnte – was sich 2020 in einem realen Lohnwachstum niederschlagen sollte. Vor diesem Hintergrund glauben wir angesichts des weiter unter dem langfristigen Durchschnitt notierenden mexikanischen Aktienmarktes, dass die Marktteilnehmer die Aussichten des Landes zu schlecht einschätzen.
Russland könnte vom US-chinesischen Handelskrieg profitieren. Seit Veröffentlichung des Mueller-Berichts hat sich der Fokus der USA verlagert – statt auf Russland richtet sich das Hauptaugenmerk jetzt vor allem auf China, Iran und die Golfregion. Dadurch ist das Sentiment gegenüber dem russischen Markt inzwischen weniger negativ. Da auch keine Sanktionen mehr drohen, können wir uns jetzt auch wieder auf die Fundamentaldaten dieses Marktes konzentrieren, und diese verbessern sich. Mit Haushalts- und Leistungsbilanzüberschüssen ist die Finanzlage des Landes sehr gut; außerdem ist die russische Wirtschaft inzwischen weniger anfällig für Ölpreisschwankungen als in der Vergangenheit. Unserer Ansicht nach schlagen sich diese positiven Fundamentaldaten aber noch nicht am russischen Aktienmarkt nieder, sodass dieser weiterhin attraktiv bewertet erscheint. Absolut betrachtet ist der russische Markt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 5,3 für 2020 – was einem Abschlag von 22% gegenüber dem 15-jährigen Durchschnitt entspricht – weiterhin der günstigste der Emerging Markets. Außerdem bietet Russland unserer Einschätzung nach aktuell die beste Dividendenrenditen unter allen bedeutenden Schwellenmärkten. Dadurch könnten sich interessante Anlagemöglichkeiten eröffnen.
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Die in diesem Material dargestellten Prognosen und Marktaussichten sind subjektive Einschätzungen und Annahmen des Fondsmanagements oder deren Vertreter. Diese können sich jederzeit und ohne vorherige Ankündigung ändern. Es kann keine Zusicherung gegeben werden, dass die Prognosen wie vorhergesagt eintreten werden.
EMEA8978/2019
2020 haben defensive Anlagewerte besser performt als zyklische Vermögenswerte. Für 2021 erwarten wir das Gegenteil.
Als aktive Manager in einer Industrie, in der passive Strategien weiter Marktanteile gewinnen, möchten wir daran erinnern, dass sich Investments in herausragende, gut geführte Unternehmen auf lange Sicht überdurchschnittlich auszahlen. Uns ist es bislang immer wieder gelungen, derartige Unternehmen zu identifizieren und zum richtigen Preis zu kaufen.
Bernhard Langer, CIO von Invesco Quantitative Strategies, erläutert die Vorteile systematischer und faktorbasierter Investmentansätze. Dazu zählen zum Beispiel systematische Risiko-Overlays, die zeitnah auf Marktrisiken reagieren und so helfen, das Anlagevermögen der Kunden zu schützen.