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ESG Ausblick - Lösungen für datentechnische und regulatorische Herausforderungen

ESG Investmentausblick 2023
ESG Investmentausblick 2023
Kurz zusammengefasst
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Anleger können es sich nicht leisten, ESG-Faktoren (Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) zu ignorieren. Im Jahr 2023 legen wir den Fokus auf vier Themen, die unseren Kunden helfen können, die mit ESG-Anlagen verbundene Komplexität erfolgreich zu bewältigen.

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Angesichts der herausfordernden ESG-Datenlandschaft und der zunehmenden – aufsichtsrechtlichen und anderweitigen – Fokussierung auf die Nachhaltigkeitspräferenzen der Anleger wollen wir den Austausch zu ESG-Themen intensivieren. 

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Weitere wichtige Themen sind die soziale Dimension von ESG, die Bedeutung von Klimaanpassung und Biodiversität sowie ein besseres Verständnis der weltweit unterschiedlichen ESG-Regelwerke. 

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    Cathrine de Coninck-Lopez

    Global Head of ESG

Von Anlegern wird zunehmend erwartet, dass sie erklären können, in welcher Beziehung ESG-Faktoren zu ihren Wertgrundsätzen stehen. Daher werden eine erhöhte Medienaufmerksamkeit und eine stärkere Konzentration auf die Verhinderung von „Greenwashing“ im Jahr 2023 und darüber hinaus wichtige Themen sein.

Zu den Themen, die für das Global ESG Team von Invesco im Jahr 2023 im Fokus stehen werden, gehören:

1. Unterstützung unserer Kunden beim Umgang mit einer komplexen ESG-Landschaft

Innovative Produkte und Lösungen

Invesco hat 2022 mehrere neue ESG-Strategien aufgelegt, darunter die „Net Zero“- und „Social Progress“-Strategien. Mit Blick auf 2023 erwarten wir ein größeres Interesse unserer Kunden an diesen Lösungen.
 
Strukturierung der Datenlandschaft

Invesco verwendet mehr als 50 verschiedene ESG-Datenquellen. Wir kennen die herausfordernde Datenlage und haben daher im Jahr 2022 ESGCentral gestartet, um unsere internen und externen Kunden bei der Bewältigung dieser Komplexität zu unterstützen. Im Jahr 2023 dürfte uns dieses Tool maßgeblich bei der Portfolioberichterstattung helfen.

ESG-Themen richtig ansprechen

Invesco Consulting hat Gespräche mit 1.500 Finanzberatern in den USA geführt und diese dazu beraten, wie sie im Austausch mit Privatanlegern ESG-Themen adressieren können. Marktdiskussionen zu den MIFID II-Eignungsrichtlinien zeigen, dass 20-40% der Kunden die Frage nach einer klaren Nachhaltigkeitspräferenz mit „ja“ beantworten. Die Invesco Consulting Studie stellte fest, dass rund 80% der Privatanleger mehr darüber erfahren möchten, wie sie ihre Kapitalanlagen mit ihren persönlichen Werten in Einklang bringen können.

2. Mehr Gespräche über (S)oziales

Im direkten Dialog mit den Unternehmen standen soziale Themen in rund 40% der Fälle auf der Tagesordnung, verglichen mit etwa 60-70% für Umwelt- und Governance-Themenii. Es spricht einiges dafür, dass soziale Themen im Jahr 2023 stärker im Fokus stehen werden.

Aktuell gibt es weltweit große Unterschiede in Bezug auf die Berichterstattung über das „S“ in ESG und das Management sozialer Faktoren. Daten der World Benchmarking Allianceiii verdeutlichen dies. Im Januar 2022 wurden 1.000 Unternehmen weltweit anhand von 18 sozialen Indikatoren bewertet, die sich auf die Bereiche menschenwürdige Arbeit, ethisches Verhalten und Achtung der Menschenrechte beziehen. Im Schnitt erreichten diese Unternehmen nur 5,2 von 20 Punkten.

Menschenrechte sind ein weiteres wichtiges Thema. Die EU hat ihren Aktionsplan im August 2022 veröffentlicht, und die USA haben ein Gesetz über die Berücksichtigung von Menschenrechtsfragen im Beschaffungswesen verabschiedet, das ebenfalls im Sommer 2022 in Kraft getreten ist. Diese Entwicklungen üben zusätzlichen Druck auf die Investoren aus, Due-Diligence-Prüfungen durchzuführen. Diese werden jedoch durch die begrenzte Datenverfügbarkeit behindert.

Im Jahr 2022 haben wir unsere unternehmenseigene ESG-Researchplattform ESGintel weiter ausgebaut. Zu den über die Plattform bereitgestellten Datensätzen gehört jetzt auch ein Wert zu Kinderrechten, der stellvertretend für die Achtung der Menschenrechte in Betrieb, Produkten und Dienstleistungen steht. Dieser Wert wird vom Global Child Forum ermitteltiv.

Vergütung wird ein Thema sein, das uns in der Abstimmungssaison 2023 wahrscheinlich besonders beschäftigen wird. Außerdem erwarten wir eine hohe Anzahl von Aktionärsanträgen. Die erheblichen Marktturbulenzen könnten die Unternehmen dazu veranlassen, Aktien auszugeben, um ihren Mitarbeitern einen gewissen Ausgleich für die voraussichtlich geringeren Barvergütungen zu bieten.

Gemäß der Abstimmungsrichtlinie von Invesco orientieren sich unsere Investmentteams bei der Ausübung der Stimmrechte für die von ihnen gehaltenen Aktien an den globalen Unternehmensvorgaben, jedoch vorbehaltlich ihrer eigenen Einschätzung der Unternehmensperformance.

3. Klima- und Übergangspläne

Klimaanpassung bezieht sich auf die Fähigkeit von Mensch und Natur, sich auf die mit dem Klimawandel einhergehenden Risiken einzustellen. In Bezug auf die Erlösverwendung grüner Anleihen betrug der Anteil der Anpassungsfinanzierung am gesamten Green-Bond-Universum im Jahr 2022 lediglich 10%. Mit Blick auf 2023 rechnen wir hier jedoch mit einer deutlichen Zunahme, wobei der Schwerpunkt vor allem auf Anpassungsfinanzierungen in Schwellenländern liegen wirdv.

Wir erwarten, dass die Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) im Jahr 2023 ihr endgültiges Rahmenkonzept für die Berichterstattung über Biodiversitätsrisiken veröffentlicht. Eine weitere wichtige Komponente ist der PAI-Indikator der EU SFDR Nr. 7.

Die Wechselwirkungen zwischen Klima, Artenvielfalt und Ernährungssicherheit sind bedeutend. Das Aufkommen des „Smart Food“-Themas geht mit einer Debatte über den Verlust der Artenvielfalt einher. Ab 2023 wird die EU genetische Veränderungen bestimmter Nutzpflanzen erlauben, um die Ernährungssicherheit angesichts des Klimawandels zu gewährleistenvi.

Mit der zunehmenden Popularität von Biodiversitätsfinanzierungen werden die Verbindungen zwischen potenziellen CO2-Kompensationen und dem natürlichen Kapital deutlicher. Naturbasierte Lösungen in Form von CO2-Kompensationsprojekten können helfen, die Emissionen zu reduzieren und die naturbasierte Resilienz zu stärken. Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums könnten naturbasierte Lösungen 37% der CO2-Reduktion erbringen, die bis 2030 erforderlich ist, um die globale Erwärmung auf 2 °C zu begrenzen – und das zu geringeren Kosten als andere gängige Optionen. 

Was die Unternehmen angeht, verfolgen wir genau, wie es mit der Transition Plan Taskforce weitergeht, die auf der COP27 im November 2022 ins Leben gerufen wurde. Die Konsultation über den von der UK Transition Plan Taskforce (TPT) veröffentlichten Rahmen und Umsetzungsleitfaden für die Übergangsplanung läuft noch bis Februar 2023. Einige Unternehmen haben bereits eigene Übergangspläne veröffentlicht. Weitere Berichte dürften im Jahresverlauf 2023 vorgelegt werden. Die TPT, deren Fokus vor allem auf der Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen für die Übergangsplanung liegtvii, wurde im April 2022 ins Leben gerufen und fordert die Unternehmen dazu auf, folgende Aspekte zu berücksichtigen:

  • allgemeine Ziele in Bezug auf den Klimawandel und die Klimaresilienz; 
  • kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen; 
  • Governance- und Rechenschaftsmechanismen;
  • Maßnahmen, die Risiken für die Umwelt und Stakeholder adressieren. 

4. ESG-Definitionen

Wir erwarten eine zunehmende Vereinheitlichung von Standards, z. B. in Bezug auf nachhaltige Investitionen.

Im Jahr haben die Unternehmen viel Zeit für die Umsetzung der EU-Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor (SFDR) aufgewendet.

Die britische Finanzaufsichtsbehörde (Financial Conduct Authority, FCA) hat im vierten Quartal 2022 ihre eigenen Leitlinien für ESG-Kennzeichnungen und -Angaben herausgegeben und wird bis Januar 2023 darüber beraten. Die vorgeschlagenen Regeln unterscheiden sich von der SFDR und sind stärker an die Vorschläge der US-Wertpapieraufsicht SEC angelehnt. Auch diese dürften im ersten Halbjahr 2023 verabschiedet werden.

Auch die kanadische Aufsichtsbehörde hat sich zu ESG geäußert. In Asien haben die Aufsichtsbehörden in Hongkong und Singapur in den vergangenen zwei Jahren Rundschreiben zur Berichterstattung von ESG-Fonds veröffentlicht.

Um mit den weltweit unterschiedlichen Regelwerken klarzukommen, brauchen globale Unternehmen einen eigenen internen Standard, der für alle geografischen Regionen gilt. Bei Invesco legen wir unsere Definitionen transparent dar und werden im Jahr 2023 voraussichtlich mehr Zeit für die diesbezügliche Kommunikation aufwenden.

Fonds-Terminologie
Fonds-Terminologie

Häufig gestellte Fragen

Die Finanzmarktrichtlinie (Markets in Financial Instruments Directive, MiFID) ist eine EU-Regulierung, die seit dem 3. Januar 2018 in Kraft ist. Sie soll den Anlegerschutz stärken und die Funktionsfähigkeit der Finanzmärkte verbessern, um diese effizienter, resilienter und transparenter zu machen. Nach den MiFID-Eignungsleitlinien müssen Berater in Europa ihre Kunden nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen fragen.

Die Sustainable Finance Disclosure Regulation ist eine EU-Verordnung zu den ESG-Offenlegungspflichten für Asset Manager und andere Finanzmarktteilnehmer. Artikel-6-Produkte berücksichtigen keine Nachhaltigkeitsfaktoren - derartige Fonds könnten zum Beispiel Aktien aus Bereichen wie der Kohle- oder Tabakindustrie halten, die von ESG-Fonds ausgeschlossen werden.

Artikel 8 der SFDR bezieht sich auf Fonds, die bei der Auswahl ihrer Anlageinstrumente ökologische und soziale Aspekte berücksichtigen. Artikel-9-Fonds haben ein nachhaltiges Anlageziel.

Der Begriff Principal Adverse Impact (PAI) bezieht sich auf nachteilige Auswirkungen der Aktivitäten eines Unternehmens bzw. einer Organisation auf ökologische und soziale Nachhaltigkeitsfaktoren. Die PAI werden anhand der Schwere und Häufigkeit der Auswirkungen bestimmt und variieren je nach Sektor und Region.

Fußnoten

  • i  https://www.invesco.com/us/en/financial-professional/invesco-global-consulting.html 

    ii Quelle: Global ESG Team, Invesco

    iii Eine auf lokaler und globaler Ebene tätige Organisation, die misst und bewertet, welchen Beitrag der private Sektor zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDG) leistet. Bei den SDG handelt es sich um 17 miteinander verknüpfte globale Ziele, die als "gemeinsamer globaler Plan für Frieden und Wohlstand für unseren Planeten und seine Bewohner" dienen sollen.

    iv Das Global Child Forum wurde von der schwedischen Königsfamilie gegründet. Ziel ist es, weltweit führende Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik zusammenzubringen, um den sozialen Wandel im Bereich der Rechte von Kindern voranzutreiben. Das Forum bewertet mehr als 3.000 Unternehmen weltweit und umfasst u. a. Materialitätsbewertungen, Beschwerdemechanismen und Kennzahlen zum Arbeitsalter.

    v Full-report-Global-Landscape-of-Climate-Finance-2021.pdf (climatepolicyinitiative.org)

    vi  https://www.efsa.europa.eu/en/news/faq-criteria-risk-assessment-plants-produced-targeted-mutagenesis-cisgenesis-and-intragenesis 

    vii Die Taskforce wird mit der Taskforce for Climate Financial Related Disclosures (TCFD) verglichen, aber mit einer stärkeren Fokussierung auf einen fairen Übergangsprozess. Dies ist wichtig, weil die World Benchmarking Alliance im November 2021 180 Unternehmen aus den Bereichen Öl und Gas, Elektrofahrzeuge und Automobilhersteller befragte. Dabei stellte sie fest, dass die Mehrheit der emissionsintensiven Unternehmen keine Bemühungen in Bezug auf einen fairen Übergangsprozess zeigte.

Wesentliche Risiken

  • Die vollständigen Informationen zu den Risiken erhalten Sie in den Verkaufsunterlagen. Der Wert einer Anlage und die Erträge hieraus können sowohl steigen als auch fallen und es ist möglich, dass Anleger den ursprünglich angelegten Betrag nicht zurückerhalten.

Wichtige Informationen

  • Die in diesem Material dargestellten Prognosen und Meinungen sind subjektive Einschätzungen und Annahmen des Fondsmanagements oder deren Vertreter. Diese können sich jederzeit und ohne vorherige Ankündigung ändern. Es kann keine Zusicherung gegeben werden, dass die Prognosen wie vorhergesagt eintreten werden.

     

    Dieses Marketingdokument stellt keine Empfehlung dar, eine bestimmte Anlageklasse, Finanzinstrument oder Strategie, zu kaufen oder verkaufen. Das Dokument unterliegt nicht den regulatorischen Anforderungen, welche die Unvoreingenommenheit von Anlageempfehlungen/Anlagestrategieempfehlungen sowie das Verbot des Handels vor der Veröffentlichung der Anlageempfehlung/Anlagestrategieempfehlung vorschreiben.

     

    EMEA 2636744