Artikel

Politische Weichenstellungen in 2022 maßgeblich für die Richtung der Märkte in Asien ex-Japan

Chinese equities outlook
Kurz zusammengefasst
1
Moderate Inflation und solides makroökonomisches Umfeld ermöglichen längere Beibehaltung der akkommodierenden Geldpolitik
2
Zunehmende Orientierung an ESG-Kriterien stärkt Attraktivität asiatischer Anlagen und eröffnet neue Anlagemöglichkeiten
3
China bleibt interessant und die relative Attraktivität chinesischer Anlagen nimmt weiter zu; ASEAN-Märkte mit zunehmend positiver Dynamik durch wirtschaftliche Wiedereröffnung

Für Asiens politische Entscheidungsträger dürfte das Jahr 2022 ein herausforderndes Jahr werden. Die regionalen Volkswirtschaften befinden sich in unterschiedlichen Phasen der Erholung. Einige verfolgen eine Null-Covid-Strategie, während andere die Einschränkungen lockern, um die Mobilität im Inland anzukurbeln und die Grenzen wieder zu öffnen.

Die Zentralbanken beobachten die steigende Inflation und jedwede Hinweise auf einen Kurswechsel der US-Notenbank (Fed) mit Argusaugen. Gleichzeitig erfordern viele weitere drängende Herausforderungen wie Lieferkettenstörungen, der Klimawandel und die zunehmende soziale Ungleichheit langfristige Lösungen.

Wir glauben, dass die politischen Entscheidungsträger diese Themen aktiv adressieren müssen. Die Maßnahmen, mit denen sie die sich stellenden Herausforderungen angehen, haben großen Einfluss auf unsere Einschätzungen der Anlagechancen in der Region. In diesem Beitrag geben wir Einblicke in unsere Überlegungen zu vier wichtigen Fragen mit maßgeblichem Einfluss auf unsere Anlageentscheidungen im Jahr 2022.

1. Wird sich die Covid-Strategie ändern?

Die meisten asiatischen Volkswirtschaften haben während dieser Pandemie größtenteils eine strenge Null-Covid-Politik verfolgt, um das Virus auszuschalten. Seit dem Sommer ändert sich dies. Einige Länder zeigen sich bereit, mit Covid zu leben, und haben die Einschränkungen des öffentlichen Lebens weitgehend zurückgenommen und den grenzüberschreitenden Reiseverkehr wieder aufgenommen. Ein prominentes Beispiel dafür ist Singapur.

Mobilität in Asien wieder auf Vor-Covid-Niveau (Google Community Mobility Reports für Asien ohne China, 7-Tage-Durchschnitt)

Quelle: Google, CEIC, Morgan Stanley Research. Der Ausgangswert ist der Medianwert für den jeweiligen Wochentag im 5-Wochen-Zeitraum vom 3. Januar bis zum 6. Februar 2020.

Die Impfquoten in Asien sind gestiegen und liegen jetzt über dem weltweiten Durchschnitt. In wohlhabenderen Ländern wie Singapur, Südkorea und China sind mehr als 70% der Bevölkerung voll geimpft. In Vietnam, Taiwan, Indien und den ASEAN-Staaten wurden die Impfkampagnen zuletzt entschlossener vorangetrieben.

Unabhängig davon, welche Covid-Strategie die einzelnen Märkte verfolgen, dürften die schweren Infektionen und Hospitalisierungsraten in der Region wie in den westlichen Staaten tendenziell zurückgehen. Das spricht für eine anhaltende Erholung.

Trotzdem wird der Umgang mit der Pandemie Auswirkungen auf die Entwicklung der jeweiligen Wirtschaft haben. Zurzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass China, eingeschlossen Hongkong, seine Null-Covid-Strategie aufgeben wird, und das Wachstum wird sich angesichts der anhaltenden Beschränkungen wahrscheinlich ebenso verlangsamen, wie es bereits im Sommer der Fall war.

In anderen Märkten scheint die Bereitschaft für Lockerungen größer zu sein. Das sollte diesen Märkten zu einer weiteren Normalisierung und einem schnelleren Wachstum verhelfen.

2. Werden die Zentralbanken die Zügel straffen?

Wir bei Invesco sind davon überzeugt, dass die Inflation ein monetäres Phänomen ist. Von Dezember 2019 bis August 2021 wuchs die breite US-Geldmenge (M2) um 5,5 Billionen US-Dollar, also um ganze 35,7%. Selbst nach Abzug der zur Finanzierung des Wirtschaftswachstums verwendeten Mittel und der Zunahme der Barbestände, die die Öffentlichkeit im Verhältnis zum Einkommen halten möchte, blieb unter dem Strich ein Zuwachs von 3,1 Billionen US-Dollar.

Wir glauben, dass diese Überschussliquidität in den nächsten zwei bis drei Jahren zu einem höheren realen Wachstum und einer anhaltenden und nicht nur vorübergehenden Inflation führen wird.

Mit der Anhebung der Leitzinsen im August hat Südkorea als erstes asiatisches Land eine Normalisierung der Geldpolitik eingeleitet, und es wird zunehmend erwartet, dass weitere Zentralbanken diesem Beispiel folgen werden. Der Unterschied in Asien besteht darin, dass das Geldmengenwachstum in großen Volkswirtschaften wie China schwächer ausfällt als in den USA.

Wir sind zuversichtlich, dass die Inflation in diesen Volkswirtschaften nicht im gleichen Maße in die Höhe schießen wird wie in den USA, sodass die entsprechenden Zentralbanken länger an ihrer akkommodierenden Politik festhalten können. Angesichts des Zinsgefälles und der Wachstumschancen in Asien dank der größeren makroökonomischen Stabilität könnte zudem die Nachfrage nach US-Dollar-Anlagen nicht so hoch sein wie 2013.

3. Wird es zu einer Neuordnung der regionalen Lieferketten kommen?

Mit Chinas Aufstieg in der Wertschöpfungskette haben sich asiatische Länder wie Vietnam, Thailand und Malaysia in den vergangenen Jahren zu wichtigen Akteuren in globalen Lieferketten entwickelt. Die Geschäftstätigkeit in diesen Ländern wird durch die wiederholten Covid-Ausbrüche gestört. Investoren befürchten daher, dass es in Zukunft zu einer Neuordnung der regionalen Lieferketten kommen könnte.

Wir meinen, dass Asien als wichtiger Produktionsstandort weiterhin viele Vorteile bietet, zum Beispiel einen großen Pool an qualifizierten Arbeitskräften, eine verbesserte Infrastruktur und reformorientierte Regierungen. Selbst in China, wo die Kosten der Geschäftstätigkeit steigen, hält die Mehrheit der ausländischen Unternehmen an ihrer Präsenz vor Ort fest, um den wachsenden Inlandsmarkt zu bedienen und dessen Supply-Chain-Ökosystem zu nutzen.

Unserer Ansicht nach hat Covid nochmals deutlich gemacht, wie wichtig die strategische Diversifikation ist, um die Stärken verschiedener Standorte nutzen und den Betrieb auch dann am Laufen zu halten, wenn ein Standort bestimmten Risiken ausgesetzt ist. Mit seiner demographischen, geographischen und kulturellen Vielfalt bietet Asien den Unternehmen eine Vielzahl von Möglichkeiten. Eine Rückverlagerung von Produktionsstätten durch internationale Unternehmen ist zwar zu beobachten, wird aber begrenzt bleiben.

4. Welche Auswirkungen kann der Trend zu ESG-Anlagen auf Asien haben?

Asien steht in allen ESG-Bereichen vor Herausforderungen. Mit China, Indien und Indonesien sind drei der fünf größten Emittenten von Treibhausgasen – gemessen in Tonnen CO2-Äquivalenten – in Asien beheimatet. Gleichzeitig sorgt das soziale Gefälle in allen Ländern für gesellschaftliche Spannungen, und Governance-Defizite werden von globalen Anlegern häufig als ein wesentlicher Grund für ein untergewichtetes Engagement in der Region angeführt.

Eine nachhaltige Zukunft ist wichtig für Asien. Die asiatischen Regierungen sind bemüht, die Ungleichgewichte in der Wirtschaft zu adressieren. Chinas Agenda für „gemeinsamen Wohlstand“ zielt auf hochwertiges Wachstum, soziales Wohlergehen und ökologische Nachhaltigkeit ab.

Singapur hat in diesem Jahr mit seinem „Green Plan“ eine neue Nachhaltigkeitsstrategie ausgelobt. Wir sind davon überzeugt, dass alle diese Initiativen und Maßnahmen die regionale Wirtschaft stärken und zunehmend attraktive Anlagemöglichkeiten eröffnen werden – und damit zu höheren Zuflüssen in die regionalen Anlageklassen führen werden.

Wir legen einen starken Fokus auf ESG-Faktoren und wirken aktiv auf positive Veränderungen hin. Unsere Interessen als Investoren stehen mit denen der politischen Entscheidungsträger in Übereinstimmung.

Attraktive Anlagemöglichkeiten im Jahr 2022

Die politischen Entscheidungsträger dürften 2022 eine entscheidende Rolle spielen, da sie den kurzfristigen Wachstumspfad bestimmen und strukturelle Defizite in den Lieferketten und im ESG-Bereich adressieren werden. Wir glauben, dass China mit seiner Fokussierung auf das langfristige Ziel des gemeinsamen Wohlstands ein attraktiver Anlagemarkt bleibt und das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen wird.

Durch seinen Bewertungsabschlag gegenüber dem indischen Markt hat der chinesische Markt zudem an relativer Attraktivität gewonnen. In den ASEAN-Staaten sollten schnellere Impffortschritte und die schrittweise Öffnung der Grenzen für eine positivere Dynamik sorgen.

Wesentliche Risiken

  • Der Wert einer Anlage und die Erträge hieraus können sowohl steigen als auch fallen und es möglich ist, dass Anleger den ursprünglich angelegten Betrag nicht zurückerhalten.

    Da ein großer Teil der Strategie in Schwellenländer investiert wird, sollten Sie bereit sein, erhebliche  Wertschwankungen der Strategie in Kauf zu nehmen.

Wichtige Informationen

  • Stand der Daten: 31.10.2021, sofern nicht anders angegeben.

    Dieses Marketingdokument stellt keine Empfehlung dar, eine bestimmte Anlageklasse, Finanzinstrument oder Strategie, zu kaufen oder verkaufen. Das Dokument unterliegt nicht den regulatorischen Anforderungen, welche die Unvoreingenommenheit von Anlageempfehlungen/Anlagestrategieempfehlungen sowie das Verbot des Handels vor der Veröffentlichung der Anlageempfehlung/Anlagestrategieempfehlung vorschreiben.

    Die in diesem Material dargestellten Prognosen und Meinungen sind subjektive Einschätzungen und Annahmen des Fondsmanagements oder deren Vertreter. Diese können sich jederzeit und ohne vorherige Ankündigung ändern. Es kann keine Zusicherung gegeben werden, dass die Prognosen wie vorhergesagt eintreten werden.