Wissen ist Macht. Einfach ausgedrückt sind Faktoren quantifizierbare Eigenschaften, die helfen können, Risiko und Ertrag eines bestimmten Vermögenswerts oder Portfolios zu erklären. Dies gilt unabhängig davon, ob ein faktorbasierter Anlageansatz verfolgt wird oder nicht. Aus diesem Grund bemühen sich Anleger zunehmend darum, ihre Faktorexposures zu verstehen und gezielt zu steuern.
Faktorbasierte Strategien können Anlegern helfen, bestimmte, auch langfristige Anlageergebnisse zu erreichen, höhere risikobereinigte Renditen zu erzielen oder taktische Markteinschätzungen umzusetzen
1. Welche Rolle können faktorbasierte Strategien in einem breiter aufgestellten Portfolio spielen?
Faktoren sind ein Bestandteil aller Anlageportfolios und spielen eine unserer Ansicht nach wesentliche Rolle für das Verständnis und den Aufbau von Portfolios. Durch eine weiterreichende Portfolioanalyse, die nicht nur Anlageklassen, sondern auch das Engagement in Faktoren umfasst, erhalten Anleger beziehungsweise ihre Finanzberater eine bessere Informationsgrundlage für die Identifizierung von Risiken, die Bewertung von Anlagemöglichkeiten und die Formulierung von Anlagestrategien.
Bei der Entscheidung, wie viel Anlagevermögen in spezifische Faktorstrategien investiert werden soll, sollten Anleger zunächst ihre bestehenden Faktorexposures ermitteln und dann prüfen, wie effektiv Anpassungen dieser Exposures in Bezug auf die Realisierung ihrer Anlageziele wären.
2. Multifaktor- oder Einzelfaktorstrategien?
Faktorbasierte Portfolios können eine Kombination aus Einzelfaktorstrategien oder eine Multifaktorstrategie verwenden. Multifaktorstrategien streben eine größere Diversifikation und Effizienz an, indem sie Faktoren mit unterschiedlichen Eigenschaften miteinander kombinieren und Wertpapiere gleichzeitig anhand mehrerer Kriterien beurteilen. Bei Einzelfaktorstrategien hat der Anleger oft eine bessere Kontrolle, während Multifaktorstrategien dem Investmentmanager mehr Flexibilität geben.
3. Indexbasierte und aktive Strategien richtig kombinieren
Unabhängig davon, ob Anleger einen Einzel- oder einen Multifaktoransatz verfolgen, können Faktorstrategien in Kombination mit passiven Indexstrategien, die kapitalisierungsgewichtete Indizes nachbilden, und/oder traditionellen aktiven Strategien umgesetzt werden. Die folgenden vier Faktoransätze können helfen, spezifische Anlageziele zu erreichen.
- Positionierung für höhere langfristige Renditen: Dank des Wiederanlageeffekts kann selbst eine bescheidene Ertragssteigerung die langfristige Rendite über einen langen Zeitraum dramatisch erhöhen. Ein Kerninvestment in bestimmte Faktoren, von denen erwartet wird, dass sie überdurchschnittliche Renditen liefern, kann die erwartete Rendite gegenüber passiven Strategien, die kapitalisierungsgewichtete Indizes nachbilden und nur die Marktrendite liefern sollen, verbessern. Factor-Investing-Fonds können ohne Hebelung sowohl ein Marktexposure als auch ein Faktorexposure bieten. Eine höhere erwartete Rendite kann mit einem höheren Risiko einhergehen. Daher eignet sich ein derartiger Ansatz der Renditemaximierung möglicherweise nicht für Anleger, die kurzfristige Wertschwankungen vermeiden möchten.
- Risikoreduktion oder -kontrolle: Marktgewichtete Strategien tragen in der Regel das volle Marktrisiko, während traditionelle aktive Strategien tendenziell eher konzentrierte Wetten eingehen. Faktorstrategien können Portfoliobausteine ergänzen oder ersetzen, um das Marktrisiko und/oder wertpapierspezifische Risiken zu diversifizieren. Beispielsweise könnte eine Beimischung von Fonds mit spezifischen Exposures in den Faktoren „Low Volatility“ und „Quality“, die in fallenden Märkten erfahrungsgemäß relativ gut abschneiden, die Diversifikation des Gesamtportfolios verbessern. So könnten das Gesamtmarktrisiko und die Konzentration in den größten Positionen reduziert werden, ohne dass sich dies notwendigerweise negativ auf die Rendite auswirken würde.
- Passgenaue Allokationen: Die Anlageziele können kundenindividuelle Anlagebeschränkungen und -prioritäten umfassen. Sehr geläufig sind zum Beispiel individuelle ESG-Prioritäten (Environmental, Social and Governance – Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung). Faktorstrategien sind datengetrieben und investieren systematisch über breite Wertpapiergruppen hinweg. Daher können derartige Präferenzen in Faktorportfolios berücksichtigt werden, ohne die Renditegenerierung zu beeinträchtigen.
- Steuerung der Gesamtkosten auf Portfolioebene: Sehr aktive „High-Conviction“-Strategien streben Überrenditen („Alpha“) an, sind in der Regel aber auch mit höheren Kosten verbunden. Eine Kombination guter Alpha-Strategien mit einem relativ günstigen Faktoransatz kann die Gesamtkosten des Portfolios reduzieren.
Fazit
Zusammengefasst ist Factor Investing ein systematischer, auf einem soliden Fundament beruhender Ansatz, der andere Strategien ergänzen kann. Ein gutes Verständnis des Faktorexposures eines Portfolios ermöglicht besser informierte Entscheidungen. Durch Umsetzungsstrategien, die speziell auf ihre Anlageziele zugeschnitten sind, können Anleger das Potenzial des Factor Investing erschließen.