Ertragsorientiertes Investieren
Profitieren Sie vom umfangreichen Wissen der Anlag-Experten von Invesco, um mehr über Anleihen und festversinsliche Anlagen zu erfahren..
Mit Beiträgen von Paul Jackson und den Redaktions- und Anlageteams von Invesco
Überall in Europa sehen sich die Verbraucher mit einer höheren Inflation konfrontiert. Unterdessen müssen sich Anleger mit einem komplexen gesamtwirtschaftlichen Umfeld auseinandersetzen, welches durch geopolitische Faktoren zusätzlich verkompliziert wird.
Sollte die Inflation – wie in unserem Basisszenario angenommen – ihren Höhepunkt inzwischen erreicht haben, bieten die Anleihemärkte verschiedene interessante Anlagemöglichkeiten für Investoren. In unserer Modell-Asset-Allokation bevorzugen wir Hochzinsanleihen und Schwellenmärkte.
Im alternativen Szenario einer noch für eine längere Zeit erhöhten Inflation hätten wir eine Präferenz für defensive Anlagen wie Cash und Staatsanleihen. Unser Ausblick für Investment-Grade-Anleihen ist in beiden Szenarien positiv.
Dieser Abschnitt wurde am 28. März 2023 hinzugefügt
als Reaktion auf Marktereignisse
Wir haben diesen Ausblick für Anleiheinvestments erstmals Ende 2022 verfasst, nach einem Jahr, das von Inflation, aggressiven Zinserhöhungen der Zentralbanken und geopolitischen Turbulenzen geprägt war.
Wir haben keine Kristallkugel, aber als wir in das Jahr 2023 blickten, war deutlich, dass der Ausblick für das kommende Jahr von der Inflation abhängen würde. Hatte sie ihren Höhepunkt erreicht? Und wenn ja, wann würden die Zentralbanken damit beginnen, ihre Zinserhöhungen zu verlangsamen, zu pausieren und schließlich zu beenden.
Wie wir im Folgenden näher erläutern, ging unser Basisszenario davon aus, dass die Inflation wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht hat und dass eine Pause bei der Straffung der Zentralbankpolitik in der ersten Jahreshälfte zu einer wirtschaftlichen Erholung beitragen würde.
Wir haben auch ein alternatives Szenario in Betracht gezogen. In diesem Fall würden die Zentralbanken die Zinsen noch länger anheben, was die Wahrscheinlichkeit einer weltweiten Rezession erhöhen würde.
Wir befinden uns nun am Ende des ersten Quartals des Jahres 2023. Und wenn die Anleger auf ein langweiliges Jahr gehofft hatten, um die Dramatik des Jahres 2022 auszugleichen, wurden sie durch die jüngsten Ereignisse wohl enttäuscht.
Der Ausfall der Silicon Valley Bank (SVB) im März wirkte sich auf die Märkte aus, und es entstanden Bedenken hinsichtlich der möglichen Auswirkungen auf den Finanzsektor und die globale Geldpolitik. Auf der anderen Seite des Atlantiks wurden die Probleme der Credit Suisse immer größer. Die Schweizer Aufsichtsbehörde und die Zentralbank handelten schnell und vermittelten eine Übernahme der Credit Suisse durch die UBS.
Einige der Herausforderungen im Bankensektor verdeutlichen den politischen Drahtseilakt, dem sich die Zentralbanken gegenübersehen: Sie müssen sich sowohl um die Finanzstabilität als auch um die Inflation kümmern. Doch was bedeutet all dies für unseren Ausblick? Sind unsere Szenarien veraltet? Hat sich unsere Haltung geändert?
Kurz gesagt: noch nicht.
Zwischen Umsetzung und Wirkung der Maßnahmen liegt in der Regel eine beträchtliche Zeitspanne, was bedeutet, dass wir erst viel später (in der Regel in 12 bis 18 Monaten) wissen werden, ob die Zentralbanken zu streng oder nicht streng genug agieren.
Eine weitere Straffung birgt das Risiko einer früheren und möglicherweise tieferen Rezession. Wenn die Zentralbanken die Zinssätze jedoch nicht anheben, könnte die künftige Inflationsmoderation nicht zufriedenstellend genug sein. Dies wiederum würde die Wiederaufnahme eines aggressiveren und/oder längeren Straffungszyklus erzwingen. Ein längerer Straffungszyklus würde den Druck auf den Bankensektor erhöhen und das Rezessionsrisiko steigern, wodurch sich die Zeit bis zum Beginn einer wirtschaftlichen Erholung verlängern würde.
Es ist unmöglich, die Antwort heute zu kennen. Und die Vertreter der Zentralbanken werden ihre Einschätzungen auf der Grundlage eingehender Daten vornehmen, die politische Entscheidungen von vor einiger Zeit widerspiegeln. Sie sind wie Chirurgen, die mit einer Augenbinde operieren.
Wir glauben, dass Flexibilität der Schlüssel ist. Deshalb bieten wir unseren Kunden eine breite Palette an festverzinslichen Optionen, sei es in unserem Basisszenario oder in unserem Alternativszenario.
Da unsere Analyse des Konjunkturzyklus darauf hindeutet, dass wir uns jetzt in einer Schrumpfungsphase befinden, haben wir eine defensivere Haltung eingenommen. Wir sehen jedoch nach wie vor Chancen für Anleger und bleiben in Investment-Grade-Anleihen und Hochzinsanleihen übergewichtet.
Die folgenden Abschnitte enthalten
Ansichten ab Februar 2023
Im Jahr 2022 sind die Preise auf breiter Basis gestiegen. Am Jahresende kostete eine Packung Toastbrot in Großbritannien im Schnitt 1,30 GBP, verglichen mit rund 1,00 GBP ein Jahr zuvori.1 Auf der anderen Seite des Ärmelkanals mussten die französischen Verbraucher für ein Rinder-Hüftsteak 6% mehr zahlen.2 In Deutschland verteuerte sich Milch um fast 35%.3 In Italien kostete ein Essen im Restaurant fast 8% mehr als ein Jahr zuvor.4 Auf der iberischen Halbinsel musste für spanischen Wein knapp 9,3% mehr bezahlt werden.5 In den Niederlanden stiegen die Preise für Blumen um etwa 7%6 und weiter im Norden mussten die Schweden 16% mehr für ein ein Stück Gebäck zahlen.7
Wie diese Daten zeigen, kam es im vergangenen Jahr zu einer unerwartet starken Inflation, auf die die meisten Zentralbanken mit einer abrupten Abkehr von ihrer lockeren Geldpolitik reagierten, die den Finanzmärkten zu einer kräftigen Erholung verholfen hatte. Der russische Einmarsch in die Ukraine verschärfte die Lage nochmals, indem er zu einem stärkeren Anstieg der Rohstoffpreise führte, als ansonsten zu erwarten gewesen wäre.
Gleichzeitig machte Wladimir Putins Krieg Europas Abhängigkeit von russischem Öl und Gas schmerzhaft deutlich. Alle europäischen Länder müssen ihren Energiemix überdenken und dabei sowohl die Versorgungssicherheit als auch die Anforderungen der Energiewende im Blick haben. Der Konflikt in der Ukraine hat sich in vielerlei Hinsicht als Stresstest für ESG-Anlagen erwiesen (Anlagestrategien, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren berücksichtigen).
Für die meisten Anlageklassen war das vergangene Jahr ein hartes Jahr. Festverzinsliche Anlagen bilden da keine Ausnahme. Der starke Anstieg der Inflation war das eine; hinzu kam, dass die meisten Anlageklassen mit sehr hohen Bewertungen ins Jahr 2022 gestartet waren – eine Folge der extrem akkommodierenden Fiskal- und Geldpolitik während der Pandemie.
Unserer Ansicht nach sind die hohe Inflation und die höheren Zinsen, mit denen die Zentralbanken auf diese reagiert haben, ein Rezept für eine Wachstumsabschwächung. Die Tatsache, dass wir mit einer weiteren Verlangsamung der Weltwirtschaft rechnen, könnte dafür sprechen, dass vor uns eine mehrmonatige Kontraktionsphase liegt. Das würde bedeuten, dass das Wachstum unter Trend bleibt und weiter nachlässt und ein Rezessionsrisiko besteht. Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds sehen wir aktuell potenziell interessante Renditechancen an den Anleihemärkten.
Paul Jackson – Global Head of Asset Allocation Research[8]Nach einem schwierigen Jahr 2022, in dem Anleihen durch die aggressive Straffung der Geldpolitik hohe Verluste erlitten, sollte 2023 ein besseres Jahr werden, da die Anleiherenditen inzwischen höher sind, die Wachstumsdynamik nachlässt und die Zentralbanken ihre Zinserhöhungen vermutlich bald einstellen werden.
Wir betrachten zwei mögliche Szenarien, die Ihnen helfen könnten, durch volatile Märkte zu navigieren und potenzielle Chancen zu bewerten.
Unser Basisszenario ist das einer Disinflation9. In diesem Szenario würden wir im Vergleich zu einer neutralen Allokation stärker ins Risiko gehen. Wir erwarten eine erneute Wachstumsbeschleunigung, bei höheren Anleiherenditen, einer noch restriktiveren Geldpolitik und einer weltweit zunehmenden Risikobereitschaft.
Im hochinflationären Umfeld der letzten rund zwölf Monate haben die Zentralbanken die Geldpolitik gestrafft (die Zinsen erhöht), um die Inflation einzudämmen. Eine niedrigere Inflation nimmt den Druck von den Zentralbanken, die Geldpolitik zu straffen. Die Anleihenkurse steigen, wenn die Zinsen sinken, was in unserem Basisszenario der Disinflation der Fall wäre.
Außerdem reduziert die Inflation den Wert der Kuponverzinsung von Anleihen. Daher gilt: Je niedriger die Inflation, desto geringer die negativen Auswirkungen auf den realen Wert der Anleihenkupons. Risikoreichere Anlagen (wie Hochzins- und Schwellenländeranleihen) werden sich wahrscheinlich besser entwickeln als bonitätsstarke Kreditanlagen. In diesem Szenario würden wir davon ausgehen, dass festverzinsliche Wertpapiere besser abschneiden als variabel verzinsliche und lange Laufzeiten besser als kurze.
Allerdings müssen wir auch das Alternativszenario in Betracht ziehen und bedenken, dass wir mit unseren Annahmen zur Entwicklung von Inflation und Geldpolitik auch falsch liegen könnten. Falls die Inflation auf ihrem hohen Niveau verharren (oder noch weiter steigen) sollte, würden wir erwarten, dass die Zentralbanken ihre Zinserhöhungen noch länger fortsetzen, sodass die Zinsen am Ende auch auf einem höheren Niveau lägen als in unserem Basisszenario und die Zinskurven noch weiter invertieren würden. Unserer Ansicht nach würde dies sowohl Risiko als auch Ausmaß der erwarteten Rezession erhöhen und dazu führen, dass die Märkte in der Kontraktionsphase bleiben.
Im Alternativszenario würden wir das Risiko im Vergleich zur neutralen Allokation zurücknehmen. Wir würden mit einem schwierigen Anlageumfeld mit einer potenziell schwachen Performance der meisten Anlageklassen rechnen. In diesem Szenario würden wir Aktien gegenüber Anleihen untergewichten und einen Schwerpunkt auf defensive, hochwertige und schwankungsarme Werte legen. Das Alternativszenario spräche für eine Untergewichtung bonitätsschwächerer Kreditanlagen und eine Übergewichtung von Staatsanleihen und Duration sowie des US-Dollars.
Die beiden Szenarien (Disinflation und anhaltende Inflation) sowie die jeweils bevorzugten Anlagewerte sind in Abbildung 1 skizziert.
Im Anleihenbereich würde unser Basisszenario für eine Präferenz für risikoreichere Anlagen wie höher verzinsliche Unternehmensanleihen und Schwellenländeranlagen sprechen. Im alternativen Szenario einer anhaltend hohen Inflation würden wir dagegen eher auf defensive Anlageklassen wie Cash und Staatsanleihen setzen – wobei wir Investment-Grade (IG)-Anleihen in beiden Szenarien für interessant halten.
Basisszenario | Alternativszenario | |
---|---|---|
Inflationstrend | Disinflation | Anhaltende Inflation |
Zentralbankmaßnahmen | Zinshöchststand wird Mitte 2023 erreicht | Anhaltender Anstieg der Zinsen im Jahresverlauf 2023 |
Zinsstrukturkurven | Weitere Inversion mit Trendumkehr (steigende Zinsen am kurzen Ende, sinkende Zinsen am langen Ende) | Weitere Inversion (Zinsen steigen entlang der Kurve, aber stärker am kürzeren Ende) |
Globales Wachstum | Moderates Risiko einer milden Rezession | Erhöhtes Risiko einer tiefen Rezession |
Marktregime | Von Abschwächung zu Erholung bis Ende Q1 2023 | Situation der Abschwächung dauert an |
Bevorzugte Währungen | Von USD zu CAD EUR AUD GBP EM |
USD EUR GBP |
Bevorzuge Vermögenswerte | Von Cash zu Hochzinsanleihen Staatsanleihen Immobilien IG-Anleihen Aktien Industriemetalle Gold |
Cash Staatsanleihen IG-Anleihen |
Quelle: Invesco.
Unter normalen Umständen gehören defensive festverzinsliche Anlagen (Staatsanleihen und IG-Unternehmensanleihen) in Zeiten wie diesen in der Regel zu den Anlagen mit der besten Performance (basierend auf der historischen Performance – siehe Abbildung 2). Allerdings stellen wir fest, dass die Wertentwicklung von Finanzanlagen im Jahr 2022 nicht dem für Kontraktionsphasen üblichen Muster entsprach, da zum Beispiel Anleihen so schlecht abschnitten wie Aktien.
Die jüngsten Marktentwicklungen signalisieren, dass die Finanzmärkte kurz vor dem Eintritt in ein Erholungsregime stehen könnten, in dem risikoreichere Anlagen (wie Hochzinsanleihen) besser laufen. Auch wenn ein Wirtschaftsabschwung mit einer höheren Volatilität und Verunsicherung der Märkte verbunden sein könnte, vermuten wir, dass sich die Wirtschaft bereits am Ende des ersten Quartals 2023 in der Erholungsphase befinden könnte.
Die Märkte scheinen sich auf ein Ende des Straffungszyklus der US-Notenbank (Fed) einzustellen und damit zu rechnen, dass die Zinsen Mitte 2023 ihren Höchststand erreichen. Wir teilen diese Einschätzung.
In den USA dürften Anleihen mit langen Laufzeiten das beste Ertragspotenzial bieten und wir bevorzugen Unternehmensanleihen (IG und HY) gegenüber Staatsanleihen.
In Großbritannien halten wir es für wahrscheinlich, dass lang laufende Anleihen die höchsten Renditen generieren werden. Wir haben keine Präferenz für Unternehmens- oder Staatsanleihen (das höhere Rezessionsrisiko dämpft den Ausblick für Kreditanlagen im Vergleich zu den USA).
In Europa dürften Anleihen mit langer Duration die höchsten Renditen abwerfen. Wie in Großbritannien haben wir auch hier keine Präferenz für Unternehmens- oder Staatsanleihen (das höhere Rezessionsrisiko dämpft den Ausblick für Kreditanlagen im Vergleich zu den USA).
Nach einer relativ guten Performance im Jahr 2022 erwarten wir, dass chinesische Anleihen im Jahr 2023 schlechter abschneiden werden als ihre Pendants in den Industrieländern. Wir bevorzugen Instrumente mit kurzer Duration. Wir haben eine leichte Präferenz für Unternehmensanleihen, die vor allem in den höheren Renditen begründet ist.
In unserem Basisszenario geht der Markt davon aus, dass die Zentralbankzinsen weiter steigen werden, was zu immer höheren potenziellen Cash-Renditen und möglicherweise zu einer weiteren Inversion der Renditekurven führen wird. Wie Abbildung 3 zeigt, strafft die Fed ihre Geldpolitik normalerweise, bis die Arbeitslosigkeit ihren Tiefpunkt erreicht. Da die Arbeitslosigkeit jedoch bereits extrem niedrig war, als die Fed mit dem Straffungszyklus begann (und die Inflation dementsprechend hoch ist), wird die Fed möglicherweise sichergehen wollen, dass die Arbeitslosigkeit steigt, bevor sie ihre Zinserhöhungen beendet. Normalerweise invertiert die Renditekurve (10J-2J), bis die Arbeitslosigkeit ihren Tiefpunkt erreicht (siehe Abbildung 3). Wenn sich die Arbeitslosigkeit ihrem Tiefpunkt nähert (was unserer Ansicht nach der Fall ist), würden wir normalerweise davon ausgehen, dass die Zinskurve künftig wieder steiler wird (außer am sehr kurzen Ende, zum Beispiel im Drei-Monats-Segment). Selbst wenn die Renditen am kurzen Ende stärker zurückgehen als am langen Ende, sollte der Durationseffekt für Langläufer und damit für eine Verlängerung der Duration sprechen.
In unserem Basisszenario bevorzugen wir jetzt HY- und IG-Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen. In unserem Alternativszenario hätten wir eine Präferenz für Staatsanleihen und IG-Unternehmensanleihen.
Bei der Betrachtung der Spreads stellen wir fest, dass die Credit Spreads in den USA im Jahr 2022 zunächst weiter geworden sind und sich ihrer historischen Norm angenähert, diese aber noch nicht erreicht haben (siehe Abbildung 4). Im Zuge der wirtschaftlichen Abschwächung könnten sich die Credit Spreads noch weiter ausweiten. Allerdings haben sie sich zuletzt etwas verengt, da die Märkte begonnen haben, ein baldiges Ende der Zinsstraffung mit anschließender Erholung der Wirtschaft einzupreisen. Selbst bei einer leichten Ausweitung dieser Spreads würden unsere Projektionen für 2023 immer noch für höhere Gesamtrenditen aus Kreditanlagen als aus Staatsanleihen sprechen.
Noch besser ist, dass die Spreads für Schwellenländeranleihen großzügiger als üblich ausfallen. Wie Abbildung 5 zeigt, ist der Renditeabstand zwischen auf US-Dollar lautenden Staatsanleihen der Schwellenländer und US-Staatsanleihen größer als normal (d.h. außerhalb von Ausnahmezeiten wie der globalen Finanzkrise oder der Corona-Rezession). Unserer Ansicht nach sollten EM-Anlagen von der US-Dollar-Abwertung, mit der wir 2023 rechnen, profitieren. Da wir mit einer Verengung dieser Spreads rechnen, ist unser Ausblick für Schwellenländeranleihen besser als für ihre Industrieländer-Pendants. Angesichts der erwarteten Abwertung des US-Dollars dürften Lokalwährungsanleihen der Schwellenländer zudem besser abschneiden als Hartwährungsanleihen, wenn auch bei einer höheren Volatilität.
Russlands Krieg gegen die Ukraine hat enorme Auswirkungen auf den Energiemix der europäischen Staaten, von denen viele bislang sehr abhängig von günstiger russischer Energie waren. Daher ist die Energiewende auf der Agenda der Regierungen in der Europäischen Union und Großbritannien kurzfristig durch die Versorgungssicherheit verdrängt worden. In der Folge hatten Öl- und Gasaktien 2022 ein Rekordjahr9.
Normalerweise sollte ESG kein zyklisches Phänomen sein. Das fehlende Exposure in Energieaktien führt jedoch zu einer gewissen Zyklizität. Die Disinflationsthese in unserem Basisszenario gründet auch auf der Erwartung, dass die Energiepreise sinken, wobei der Gaspreis im Jahr 2023 am ehesten fallen wird. Das dürfte auf die Kurse der Energieaktien drücken, wodurch ESG-Indizes eine überdurchschnittliche Performance erzielen könnten.
„Im Anleihenbereich sollten risikoreichere Anlagen (wie High-Yield- und EM-Anleihen) von einer Disinflation profitieren. In Bezug auf ESG spricht das für eine stärkere Betonung des Risikomanagements für einen besseren Schutz gegen Abwärtsrisiken. In Anbetracht der möglicherweise drohenden Rezession wird ein gutes Management von größter Bedeutung sein.
Es gibt zwei Gründe, warum Anleihen und ESG im Jahr 2023 zulegen könnten. Erstens bieten Anleihen ein Exposure in Ländern und Unternehmen. Die Länder differenzieren sich zunehmend durch ihre Umweltpolitik, z. B. in den Bereichen Klima und Biodiversität. Das eröffnet aktiven Anleihenmanagern die Möglichkeit, Kapital gezielt in Länder zu lenken, die in dieser Hinsicht vorbildlich sind. Darüber hinaus ermöglichen Anleihen eine spezifische Zweckbindung für die Erlösverwendung mit gesellschaftlichem oder ökologischem Nutzen. Dadurch erhalten Anleger, die derartige Ergebnisse anstreben, ein zielgerichteteres Exposure als mit Aktien.
Der zweite wichtige Punkt ist, dass wir ein größeres Interesse an Anleihen-ETFs mit ESG-Schwerpunkt sehen, da die aktuell verfügbaren Produkte größtenteils aktienorientiert sind. Ein Marktschwerpunkt für 2023 ist zum Beispiel die Entwicklung von ESG-Indizes für Anleihen-ETFs, die Anlegern ein breites Marktengagement innerhalb eines ESG-Konstrukts ermöglichen.“
Cathrine de Coninck-Lopez, Global Head of ESG
Der Ausblick für Anleihen ist untrennbar mit der Aussicht auf Wachstum oder Rezession verbunden. Nach der kräftigen Erholung von der tiefen globalen Rezession im Jahr 2020 scheint die Wachstumsdynamik nachgelassen zu haben. Neben dem verarbeitenden Gewerbe zeigt sich diese Schwäche in vielen Ländern auch an den Wohnungsmärkten und im Wohnungsbau (z. B. in den USA). Insofern, als die Inflation die realen Einkommen schrumpfen lässt, halten wir eine Rezession in Europa für am wahrscheinlichsten. Grund dafür sind die hohen Gaspreise in der Region – eine Folge der begrenzten Lieferungen aus Russland (und der Suche der Europäer nach neuen Energiequellen). Auch die negativen Auswirkungen der Handelssanktionen gegen Russland werden in Europa vermutlich am stärksten zu spüren sein. Andererseits könnte China ein Abschwung, wie ihn der Westen erleben dürfte, erspart bleiben, weil die Inflation hier nicht so hoch ausgefallen ist wie in vielen anderen großen Volkswirtschaften und die Zentralbank die Geldpolitik gelockert hat (um der schwächelnden Wirtschaft unter die Arme zu greifen.
Wir glauben, dass die Inflation in den meisten Ländern im Jahr 2023 zurückgehen wird. Erstens sind die unmittelbaren Inflationsursachen wie steigende Rohstoffpreise und Lieferkettenstörungen inzwischen weniger präsent. Tatsächlich sind die Rohstoffpreise in den vergangenen Monaten gesunken und waren im Vorjahresvergleich zuletzt rückläufig. Daher beginnen die Rohstoffpreise die Inflation eher zu dämpfen als sie anzuheizen. In der Folge dürfte die Gesamtinflation in den meisten Ländern in den kommenden Monaten und Quartalen unter die Kerninflation fallen, sodass sich die Frage stellt, was mit der Kerninflation passiert.
Abgesehen von den unmittelbaren Inflationstreibern dürfte die aggressive Ausweitung der Geldmenge der vergangenen Jahre die Hauptursache für den jüngsten Preisdruck gewesen sein. In der Frühphase der Pandemie mussten die Regierungen den Unternehmen und privaten Haushalten mit milliardenschweren Entlastungen unter die Arme greifen, um eine tiefe Rezession zu vermeiden. Das erforderte eine starke Ausweitung der Staatsverschuldung. Dabei erhielten die Regierungen Beistand von ihren Zentralbanken, vor allem denjenigen, die dafür in großem Stil Anleihen ankauften. Abbildung 7 zeigt, wie auf die Beschleunigung des Geldmengenwachstums in den USA ein Anstieg der Kerninflation folgte. Inzwischen ist das Geldmengenwachstum jedoch deutlich schwächer. Dadurch könnte es unseres Erachtens auch zu einem Rückgang der Kerninflation kommen. Konkret glauben wir, dass das Lohnwachstum ein zyklisches Phänomen ist, das durch eine höhere Arbeitslosigkeit gedämpft werden wird. Auch der Anstieg der Wohnkosteninflation (Mietkosten usw.) dürfte sich abschwächen, wenn die Immobilienpreise sinken.
Wir vermuten, dass die Zentralbanken nicht darauf warten werden, dass die Inflation ihren Zielwert erreicht, bevor sie die Zinsstraffung beenden. Vermutlich wird es ihnen schon ausreichen, wenn klar ist, dass sich die Inflationsrate in die richtige Richtung entwickelt. Die Finanzmärkte scheinen diese Einschätzung zu teilen. Die Zinsterminkontrakte signalisieren, dass die Märkte den Höhepunkt des Zinserhöhungszyklus der großen Zentralbanken für Mitte 2023 erwarten und erste Zinssenkungen noch in diesem Jahr für möglich halten. Dabei wird angenommen, dass die Fed und die BOE dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus näher sind als die EZB. Wir gehen davon aus, dass dies den US-Dollar (eine Währung, die wir für teuer halten und die ihren Höhepunkt unserer Meinung nach erreicht hat) im Jahr 2023 weiter schwächen wird.
In politischer Hinsicht war das vergangene Jahr ereignisreicher als erwartet. Die Ergebnisse der Wahlen in Australien, Brasilien und Frankreich fielen wie erwartet aus, die Zwischenwahlen in den USA hingegen nicht, und im September sorgte das politische Chaos in Großbritannien für Turbulenzen an den globalen Märkten. Das größte geopolitische Ereignis des zurückliegenden Jahres (Russlands Einmarsch in die Ukraine) war jedoch weitgehend unerwartet und könnte zum allgemeinen Anstieg der Risikoprämien beigetragen haben.
Mit Blick in die Zukunft könnten Patt-Situationen zwischen Demokraten und Republikanern in Washington und zwischen Russland und der Ukraine die beherrschenden Themen des Jahres 2023 sein – dicht gefolgt von den Spannungen zwischen den USA und China. Jetzt, da die Republikaner die Kontrolle über das US-Repräsentantenhaus zurückerlangt haben, dürfte die Auseinandersetzung über die Schuldenobergrenze wieder zu einem regelmäßigen Bestandteil der Legislative werden. Das könnte die Märkte von Zeit zu Zeit verunsichern.
Auch wenn die für 2023 angesetzten Wahlen für die globalen Märkte kaum von Bedeutung sein dürften, meinen wir, dass einige durchaus interessant sein könnten. Bei den Kommunalwahlen im Vereinigten Königreich könnte sich zeigen, ob es Rishi Sunak gelungen ist, den Schaden, den das Ansehen der Konservativen Partei in den letzten Jahren erlitten hat, zu beheben. Die Wahlen in Spanien dürften (laut Meinungsumfragen) einen Schwenk von Links nach Mitte-Rechts bringen, auch wenn die Regierungsbildung erneut schwierig sein könnte. Schließlich signalisieren die jüngsten Meinungsumfragen, dass Präsident Erdogan in den Präsidentenwahlen in der Türkei eine Niederlage erleiden könnte, ganz egal, wer von der CHP (Republikanische Volkspartei) gegen ihn antritt (solange es sich um eine freie und faire Wahl handelt).
Mit Beiträgen von den Redaktions- und Investmentteams von Invesco
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Quelle: Invesco, Stand 31. Dezember 2022.
Quellen: Sofern nicht anders angegeben, stammen unsere Daten von Refinitiv Datastream.
8Paul Jacksons Ansichten spiegeln nicht notwendigerweise die Ansichten der Anlageteams wider und sind nicht entscheidend für deren Vermögensallokation.
Cash: Die Renditen basieren auf einem eigenen, anhand des Intercontinental Exchange Benchmark Administration Overnight LIBOR (London Interbank Offer Rate) berechneten Index. Ab dem1. Januar 2022 verwenden wir den Refinitiv-Tagesgeldsatz für den Euro, das britische Pfund und den japanischen Yen. Der globale Zinssatz bezieht sich auf den Durchschnitt der EUR-, GBP-, USD- und JPY-Zinsen. Ausgangspunkt der Zeitreihe ist der 1. Januar 2001 mit einem Wert von 100.
Gold Londoner Spotpreis in USD/Feinunze.
Investment-Grade (IG)-Unternehmensanleihen: Investment-Grade (IG)-Unternehmensanleihen: Bank of America Merrill Lynch Investment Grade Corporate Bond Indizes mit historischen Bandbreiten ab 31. Dezember 1996 für den globalen Index, 31. Januar 1973 für den USD-Index, 1. Januar 1996 für den EUR-Index, 31. Dezember 1996 für den GBP-Index, 6. September 2001 für den JPY-Index und 31. Dezember 2004 für die China-Indizes. Die Renditen und Erträge aus Emerging-Market-Anleihen basieren auf dem Bloomberg Emerging Markets Corporate US Dollar Bond Index mit historischen Bandbreiten ab dem 28. Februar 2003.
Hochzins-Unternehmensanleihen: Bank of America Merrill Lynch High Yield Indizes mit historischen Bandbreiten ab 29. August 1986 für den USD-Index und 31. Dezember 1997 für die globalen und EUR-Indizes.
Aktien: Die Aktienindexbewertungen basieren auf den Dividendenrenditen der Datastream-Benchmarkindizes mit historischen Bandbreiten ab 1. Januar 1973 für die globalen, US-, Europa ex-UK- und Japan-Indizes, 31. Dezember 1969 für den britischen Index, 2. Januar 1995 für den Emerging-Markets-Index und 26. August 1991 für den China-A-Aktien-Index.
Immobilien: Wir verwenden FTSE EPRA/NAREIT Indizes mit historischen Bandbreiten ab 29. Dezember 1989 für die US-, Europa ex-UK, UK- und Japan-Indizes, 18. Februar 2005 für den globalen Index und 31. Oktober 2008 für den Emerging-Markets-Index.
Rohstoffe: Goldman Sachs Commodity Index mit historischen Bandbreiten ab 31. Dezember 1969 für die All Commodities und Agriculture Indizes, 31. Dezember 1982 für den Energy Index, 3. Januar 1977 für den Industrial Metals Index und 2. Januar 1973 für den Precious Metals Index. Wir fassen Öl & Gas sowie Industriemetalle unter der Bezeichnung Industrierohstoffe zusammen.&
Der Wert einer Anlage und die Erträge hieraus können sowohl steigen als auch fallen (dies kann teilweise auf Wechselkursänderungen zurückzuführen sein) und es ist möglich, dass Anleger den ursprünglich angelegten Betrag nicht zurückerhalten.
Mit Annahme dieses Dokuments erklären Sie sich damit einverstanden, mit uns auf Englisch zu kommunizieren, sofern Sie uns nicht anderweitig informieren. Stand der Daten ist der 15. Dezember 2022, sofern nicht anders angegeben.
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