Blockchain und mehr: Transaktionen im Metaversum
Kaufen und Verkaufen 2.0
Im Metaversum wird die physische Welt auf einzigartige Weise mit der digitalen verschmelzen. Dadurch werden sich unsere Interaktionen miteinander grundlegend verändern. Der Wandel wird sich auch erheblich darauf auswirken, wie wir uns beschäftigen, Kontakte pflegen, arbeiten, lernen und viele andere alltägliche Aktivitäten ausüben.
Auch die Art von Transaktionen wird sich radikal verändern. Zwar dürften traditionelle Arten von Geld und Zahlungen auch in den virtuellen Ökosystemen der nahen Zukunft noch Bestand haben. Die Wallets unserer Avatare werden jedoch voraussichtlich noch viel mehr enthalten.
Möglich wird das hauptsächlich durch die Blockchain. Die Idee dazu wurde erstmals 2008 in einem Whitepaper skizziert, das Satoshi Nakamoto zugeschrieben wird.1 Viele Aspekte der hochmodernen Hyperkonnektivität, die unser Alltagsleben bestimmt, baut zunehmend auf dieser Technologie auf.
Ursprünglich blieb die Blockchain eher unbeachtet − ganz anders als heute. Stattdessen machte das zugehörige und ebenfalls von Nakamoto vorgestellte Konzept der Kryptowährungen die meisten Schlagzeilen und wurden als die nächste große Sache propagiert.
Kryptowährungen konnten seither zweifellos Akzente setzen, und dieser Trend wird sicherlich auch im Metaversum andauern. Darauf werden wir gleich eingehen. Mittlerweile verfügt die Blockchain über eine noch größere gestalterische Kraft, um das „verkörperte Internet“2, wie der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg es nennt, zu prägen.
Digitalisierung und Dezentralisierung
Die Blockchain ist ganz einfach zusammengefasst ein Register zur sicheren, verifizierbaren und dauerhaften Aufzeichnung digitaler Transaktionen. Ohne sie dürfte das Metaversum kaum funktionieren.
Nakamoto präsentierte eine bahnbrechende Lösung, um das Problem der „Doppelausgabe“ zu lösen − das Risiko, dass ein digitaler Token durch Duplizierung oder Fälschung mehrmals verwendet werden könnte. Sein Vorschlag war ein verteiltes digitales Register, das dezentralisiert ist und dadurch „Datendemokratie“ ermöglicht.
In einem zentralisierten System (das zuvor für digitale Transaktionen bevorzugt wurde) werden die Daten von einem einzigen Teilnehmer gespeichert und gepflegt. In einem dezentralisierten System im Sinne von Nakamoto wird dieses Nabe-Speiche-System durch ein Netz ersetzt, in dem jeder Nutzer über eine Kopie des Verzeichnisses verfügt.
Dezentralisierung ermöglicht den direkten Datenaustausch zwischen Nutzern („Peer to Peer“). Zusätzlich kann dadurch jeder Nutzer die Integrität der Information jederzeit prüfen. Das Metaversum wird voraussichtlich großteils auf diese Weise funktionieren. Die entscheidende Infrastruktur dafür werden die Blockchain und ihre „Smart Contracts“ liefern.
Ethereum ist heute die dominierende Blockchain-Technologie. Ihr Mitentwickler Gavin Wood beschrieb sie als „Computer für den gesamten Planeten“.3 Dabei legte er besonders viel Wert darauf, den Nutzern bei digitalen Transaktionen „verlässliche Garantien“ zu bieten − nicht zuletzt im Hinblick darauf, „was sie bezahlen und was im Gegenzug dafür erhalten“.4
Die Welt nicht-fungibler Token
Nicht-fungible Token (NFT) sind bislang wohl der überzeugendste Anwendungsfall effektiver Transaktionen auf Blockchain-Basis, wie sie für das Metaversum nötig sind. Der signifikante Anstieg von NFT-Umsätzen Ende 2021 hat das Phänomen des Metaversums stärker in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt.5
NFT sind grundsätzlich digitale Vermögenswerte. Sie sind unveränderbar, handelbar und üblicherweise interoperabel. Viele sind Sammlerstücke wie Kunstwerke, Objekte in Spielen und sogar Algorithmen oder Textlisten. Die Blockchain ermöglicht die einfache Verifikation von Provenienz und Seltenheitswert.
NFT selbst werden aufgrund von Kostenüberlegungen nur selten auf einer Blockchain gespeichert. Man nutzt die Technologie eher, um die Dauerhaftigkeit und unbestreitbare Eigentümergeschichte sicherzustellen. Das ermöglicht wiederum „Zusammensetzbarkeit“, d. h. Entwickler können gemeinsam etwas Neues schaffen, ohne dass die zugrunde liegenden Komponenten ihre Relevanz verlieren oder ganz verschwinden.
Gaming ist zurzeit der gebräuchlichste Anwendungsfall von NFT. Allerdings umfassen die meisten Transaktionen in diesem Bereich nur geringe Beträge. Kunst hingegen macht den größten Betrag aus und führte zwischen April 2021 und März 2022 zu einem Gesamtumsatz von 18,4 Mrd. USD6. Im März 2021 wurde ein einzelner NFT, der eine Collage des Digitalkünstlers Beeple repräsentiert, für 69 Mio. USD verkauft.7
Andere Anwendungsfälle sind etwa sportnahe Medien, Mode, Luxusartikel, Domainnamen und „Social“ Token. Daher ist es verständlich, dass die Anleger immer mehr Interesse an diesem Bereich zeigen.
Geld im Metaversum
Das bringt uns wieder zu Nakamoto und sein damals bahnbrechendes Konzept der Kryptowährung zurück. NFT werden üblicherweise mit Kryptowährung gekauft und verkauft. Doch dies wird sicher nicht die einzige Transaktionsart im Metaversum bleiben.
Kryptowährungen sind seit ihrer Einführung volatil. Kurz nach der Veröffentlichung der richtungweisenden Studie von Nakamoto kam es zu vielbeachteter Euphorie, gefolgt von einem Absturz. Die Alternative sind Stablecoins, deren Wert auf Assets mit weniger Schwankungen, wie etwa Fiat-Währungen7.
Auch staatlich emittiertes digitales Zentralbankgeld (CBDCs) nimmt an Bedeutung zu, obwohl diese Währungen meist noch in der Entwicklungsphase sind. Die erste CBDC einer großen Volkswirtschaft war der digitale Renminbi von China. Berichten der Europäischen Zentralbank zufolge planen über 80 Länder, diesem Beispiel zu folgen.8
Besonders Token in Spielen ziehen die Aufmerksamkeit von Anlegern auf sich.9 Einige Beobachter führen diese Idee bis zum Boom der Videospiele in Spielhallen der 1980er- und 1990er-Jahre zurück.10 Es hat sich jedoch viel verändert, seit wir in Spielautomaten wie Double Dragon III immer wieder Münzen nachgeworfen haben.
Die gesamte Marktkapitalisierung von Gaming Coins wie Axie Infinity, Illuvium und The Sandbox beträgt heute bereits Milliarden US-Dollar.11
Vom Rätsel zum Umbruch im großen Stil
Die meisten Innovation, denen man einen echten Wandel zutraut, werden mit ihren Erfindern in Verbindung gebracht − die Druckerpresse mit Gutenberg, das Telefon mit Bell oder das Internet mit Berners-Lee.
Eine auffällige Ausnahme ist vielleicht das Rad − eine runde Sache, deren Ursprünge sich in der Vergangenheit verlieren. Das Zeitalter des Metaversums rückt immer näher, die Ursprünge der Blockchain sind jedoch ähnlich rätselhaft.
Satoshi Nakamoto hatte die zündende Idee für einen billionenschweren Markt, bleibt jedoch geheimnisumwoben. Manche behaupten zwar, ihn gefunden zu haben oder sogar er zu sein. Wir wissen jedoch nicht einmal sicher, ob er Japaner, männlich, weiblich oder überhaupt nur eine einzige Person ist.
Was wir jedoch mit einiger Überzeugung sagen können, ist, dass die Rolle der Blockchain zur Unterstützung des Metaversums wahrscheinlich genauso viel transformative Kraft entfalten wird wie andere epochale Durchbrüche in der Vergangenheit. Die Blockchain verändert bereits jetzt unser Kauf- und Verkaufsverhalten und sogar unsere Einstellung zu Geld.
Wie wir gesehen haben, eröffnet sie viele Möglichkeiten für Anleger. Konzepte wie NFT, Kryptowährungen und Tokenisierung sind in vielerlei Hinsicht die Bausteine einer ganz neuen Welt. Genau das will das Metaversum ja auch werden.
Dr. Henning Stein ist Global Head of Thought Leadership and Market Strategy bei Invesco.
Metaverse
Es ist nicht nur eine neue Stufe der digitalen Evolution, es ist unserer Meinung nach eine der größten Revolutionen seit der Erfindung des World Wide Web.
Fußnoten
-
1 Vgl. Nakamoto, S. (2008): „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“.
2 Zum Beispiel: The Verge: „Mark in the metaverse“, 22. Juli 2021.
3 Zum Beispiel: New Statesman: „Ethereum: the competitor to Bitcoin which could transform entire industries“, 12. April 2016.
4 Zum Beispiel: „A brief summary of everything Substrate and Polkadot“, 14. März 2019.
5 Zum Beispiel: CNBC: „Trading in NFTs spiked 21,000% to more than $17 billion in 2021, report says“, 10. März 2022.
6 Vgl. NonFungible.com (2022): Yearly NFT Market Report 2021.
7 Fiat-Währungen sind künstlich erschaffen und sie haben keinen inneren Wert, sondern basieren auf dem Vertrauen in eine Regierung oder Zentralbank. Währungen wie der Euro, der US-Dollar, der Schweizer Franken sind daher Fiatgeld, da sie beliebig gedruckt werden können.
8 Zum Beispiel: The Verge: „Beeple sold an NFT for $69 million“, 11. März 2021.
9 Zum Beispiel: Economist: „Will central bank digital currencies break the banking system?“, 5. Dezember 2020.
10 Zum Beispiel: Motley Fool: „Investing in gaming coins“, 21. Januar 2022.
11 Zum Beispiel: Gaming Bible: „Video-game microtransactions are much older than you think“, 29. Oktober 2021.
12 Zum Beispiel: CoinMarketCap: „Top gaming tokens by market capitalisation“ (Aktualisierung in Echtzeit).
Wesentliche Risiken
-
Der Wert einer Anlage und die Erträge hieraus können sowohl steigen als auch fallen und es ist möglich, dass Anleger den ursprünglich angelegten Betrag nicht zurückerhalten.
Wichtige Informationen
-
Dieses Marketingdokument stellt keine Empfehlung dar, eine bestimmte Anlageklasse, Finanzinstrument oder Strategie, zu kaufen oder verkaufen. Das Dokument unterliegt nicht den regulatorischen Anforderungen, welche die Unvoreingenommenheit von Anlageempfehlungen/Anlagestrategieempfehlungen sowie das Verbot des Handels vor der Veröffentlichung der Anlageempfehlung/Anlagestrategieempfehlung vorschreiben.
Stand der Daten: Juni 2022
Die in diesem Material dargestellten Prognosen und Meinungen sind subjektive Einschätzungen und Annahmen des Fondsmanagements oder deren Vertreter. Diese können sich jederzeit und ohne vorherige Ankündigung ändern. Es kann keine Zusicherung gegeben werden, dass die Prognosen wie vorhergesagt eintreten werden.
EMEA 2257783/2022