Paul Syms und Kathy Kriskey feiern das 15-jährige Bestehen unseres Gold-ETCs. In ihrem jüngsten Gespräch haben sie sich mit den wichtigsten Treibern des Goldpreises und dem Ausblick für die nächsten Monate beschäftigt. Eine glänzende Gelegenheit, um mehr über die Geschichte und die Zukunft von Gold-Investments zu erfahren.
15 Jahre Gold
Invesco hat vor 15 Jahren einen Gold-ETC aufgelegt – zu einer Zeit, zu der die Marke von 1.000 Dollar je Feinunze als Schallmauer galt, die der Goldpreis nicht durchbrechen würde. In diesem Jahr hat der Goldpreis nach einer fulminanten Rally vor Kurzem die 2.400 Dollar/Feinunze übersprungen. Wie sind wir an diesen Punkt gekommen?
[Kathy] Die letzten 15 Jahre waren eine interessante Zeit für Gold. Dabei ist es wichtig, die seit jeher bedeutende kulturelle und gesellschaftliche Rolle von Gold zu bedenken. Nachdem es ursprünglich für zeremonielle Rituale verwendet wurde, diente Gold später als globale Währung und Wertaufbewahrungsmittel.
Mit Aufhebung der Goldbindung des Dollars beendeten die USA 1971 das nach dem Zweiten Weltkrieg eingerichtete Währungssystem von Bretton Woods. Dies führte zu einem sprunghaften Anstieg des Goldpreises von 40 Dollar je Feinunze auf 660 Dollar je Feinunze im Jahr 1980. Es war eine Zeit großer wirtschaftlicher Unsicherheit mit einer Stagflation in den USA, hohen Inflationsraten, einem schwachen Wirtschaftswachstum und einer hohen Arbeitslosigkeit.
Danach war Gold etwa 20 Jahre lang stabil. Richtig zu glänzen begann es in den 2000er Jahren im Zuge der globalen Finanzkrise und der anschließenden großen Rezession, die zu einer Flucht der Anleger in vermeintlich sichere Anlagewerte führten. Von 2001 bis 2012 stieg der Goldpreis von 300 auf 1.700 Dollar je Feinunze. In dieser turbulenten Zeit wurde der Goldpreis auch von der europäischen Staatsschuldenkrise gestützt.
Mit der Beendigung der Politik der quantitativen Lockerung durch die Notenbank (Fed) und dem Erstarken des Dollars (USD) begann sich die Lage wieder zu normalisieren, wodurch der Goldpreis bis Ende 2014 wieder auf 1.200 Dollar je Feinunze zurückfiel.
Im Jahr 2020 kam es dann durch die Corona-Pandemie zu beispiellosen Einschnitten in allen Lebensbereichen und der Wirtschaft, die auch Auswirkungen auf den Goldmarkt hatten. Letztlich durchbrach der Goldpreis die Marke von 2.000 Dollar je Feinunze. Von da an bis zu seiner jüngsten Rally bewegte sich der Goldpreis weitgehend in einer Spanne von 1.700 bis 1.900 Dollar je Feinunze.
Was sind die wichtigsten Faktoren, die den Goldpreis heute beeinflussen? Die Zentralbanken haben verstärkt Gold nachgefragt. Glauben Sie, dass sie auch in Zukunft große Goldkäufer sein werden?
[Kathy] Die Hauptgründe für das Allzeithoch des Goldpreises sind die Goldkäufe der Zentralbanken der Schwellenländer, die ihre Reserven „entdollarisieren“ wollen, und die Nachfrage der Privatanleger nach physischen Goldbarren und -münzen. Die Zentralbanken Chinas, der Türkei, Indiens, Polens, Kasachstans, Singapurs, Russlands und der Tschechischen Republik haben ihre Goldbestände erhöht. Das Einfrieren der russischen Dollarreserven nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine hat Zentralbanken in aller Welt beunruhigt, und der World Gold Council berichtet, dass sich die Zentralbankkäufe von (Gold-)Barren verdoppelt haben.
Was die Anlegernachfrage angeht, so haben die chinesischen Konsumenten aus Sorge über die Lage der chinesischen Wirtschaft und Währung sowie der Krise auf dem chinesischen Immobilienmarkt vermehrt physisches Gold gekauft – im März sogar so viel wie zuletzt vor sieben Jahren. Das Anlegerinteresse an Gold ist jedoch nicht nur in China hoch. In den USA bietet die Supermarktkette Costco ihren Kunden jetzt auch Goldbarren an. Auch die weltweit zunehmende Staatsverschuldung veranlasst die Anleger dazu, eine Diversifizierung weg von Staatsanleihen und Währungen zu suchen. Außerdem gibt es zwei aktive Konflikte (Israel-Palästina und Russland-Ukraine), die Gold als vermeintlich „sicheren Hafen“ attraktiv machen. Anleger kaufen sowohl physisches Gold als auch börsengehandelte Produkte, die physisches Gold halten.
Ein weiterer Faktor, der sich normalerweise auf den Goldpreis auswirkt, sind die Zinssätze. Während die Europäische Zentralbank vor kurzem ihre erste Zinssenkung vorgenommen hat, wartet die Fed mit der Zinswende noch ab. Die jüngste Mitteilung der US-Notenbank signalisiert, dass die US-Zinsen noch länger auf einem höheren Niveau bleiben könnten, was nicht gut für den Goldpreis ist. Eine mögliche Lockerung der Fed-Geldpolitik, hoffentlich bis Ende des Jahres, dürfte Gold stützen. Bis dahin könnten sich einige Edelmetallanleger jedoch mit weiteren Investitionen zurückhalten.
Wie also geht es weiter? Ich hätte gerne Ihre Einschätzungen zu zwei möglichen Szenarien. Erstens: Was spricht Ihrer Meinung nach im nächsten Jahr für einen Anstieg des Goldpreises?
[Kathy] Der Goldpreis ist bereits relativ hoch, die Zinsen in den USA aber noch immer nicht gesunken. Gold ist kein verzinster Anlagewert. Wenn also andere Anlagen wie Anleihen weniger Zinsen abwerfen, ist Gold attraktiv. Und die Inflation in den USA hat sich hartnäckig über dem 2-Prozent-Ziel der Fed gehalten. Anleger nutzen Gold häufig zur Inflationsabsicherung. Solange die Zentralbanken also weiter Gold ankaufen und die geopolitischen Risiken bestehen bleiben, könnte der Goldpreis steigen, wenn die Fed die Zinsen letztlich senkt. Sorgen und Ungewissheiten im Zusammenhang mit Wahlen (in den USA und anderen Ländern) könnten Anleger ebenfalls dazu veranlassen, Zuflucht in Gold zu suchen.
Und was könnte zu einem Rückgang des Goldpreises führen?
[Kathy] Es gibt eine Reihe von Ereignissen, die zu einer Abwärtsbewegung des Goldpreises führen könnten. Der Markt geht davon aus, dass die Käufe der Zentralbanken ein Absinken des Goldpreises unter die Marke von zunächst rund 1.900 Dollar je Feinunze und zuletzt etwa 2.000 bis 2.100 Dollar je Feinunze verhindert haben. Wenn die Zentralbanken diese Preisuntergrenze nicht mehr absichern (weil sie ihre Käufe aussetzen oder einstellen), könnte es zu einer Korrektur kommen.
Eine solche Korrektur hat China vor kurzem ausgelöst, als das Land seine 18-monatige Kauforgie pausiert hat. Etwas Ungewöhnliches ist eine derartige Aussetzung von Goldkäufen an sich nicht. Dazu kam es auch 2016 bereits, wonach China wieder in den Markt zurückkehrte. Außerdem gibt es andere Zentralbanken, wie die der Türkei, die ihre Goldkäufe ausweiten. Und auch wenn wir natürlich alle darauf hoffen, dass es dazu kommt, könnte ein Ende der andauernden geopolitischen Konflikte dazu führen, dass Gold etwas von seiner Stärke als „sicherer Hafen“ verliert. Sollte die Fed beschließen, die Zinswende bis Mitte 2025 aufzuschieben, könnte dies die Anleger an allen Märkten verunsichern und auch die Goldnachfrage dämpfen.
Viele betrachten Gold als eine Art Rettungsdecke, an der sie sich festhalten können, wenn die Unsicherheit zunimmt. Ob sie meinen, dass sie diese Decke benötigen werden, bleibt abzuwarten. Trotz des starken Anstiegs des Goldpreises in den letzten Monaten scheint es für Anleger immer noch viele gute Gründe zu geben, auf Gold zu setzen, um bestimmte Anlageziele zu erreichen.
Goldnachfrage
Nachdem wir über die wichtigsten Treiber des Goldpreises im aktuellen Umfeld und in den letzten 15 Jahren seit der Einführung unseres physischen Gold-ETCs im Jahr 2009 gesprochen haben, möchten wir nun einige Einblicke in die Nachfrage nach börsengehandelten Goldprodukten geben.
Wie hat sich die Nachfrage nach börsengehandelten Produkten (ETCs) aus Ihrer Sicht in den USA entwickelt?
[Kathy] Die Reaktion der ETCs auf den jüngsten Anstieg des Goldpreises war interessant. Es kam zu Abflüssen. Ich glaube, dass es sich dabei zum Teil um Gewinnmitnahmen von Anlegern handelte, die bereits seit langem in Gold-ETCs investiert waren. Vermutlich haben sie sich angesehen, wie es um die makroökonomischen Faktoren steht, die den Goldpreis normalerweise in die Höhe treiben (wie niedrigere Zinsen oder ein schwächerer Dollar), und festgestellt, dass mit diesen zumindest kurzfristig nicht zu rechnen ist. Sie haben ihr Geld verdient und ihre Chips vom Tisch genommen.
Jetzt zeichnet sich eine Verschiebung hin zu Zuflüssen bei Gold-ETCs ab. Bei den jüngsten Abwärtsbewegungen haben wir zum Teil beobachtet, dass disziplinierte Anleger die Rücksetzer für Zukäufe genutzt haben, wenn sie noch kein Goldengagement hatten, oder an ihren bestehenden ETC-Investments festgehalten haben.
Es gibt viele Gründe, Gold-ETCs als Teil eines diversifizierten Portfolios zu halten. Sie können eine potenzielle Absicherung gegen Inflation und Unsicherheit, einen Beitrag zur Diversifikation und attraktive Renditen bieten. Die Ungewissheiten scheinen weiter zuzunehmen.
Wie können Anleger in Gold investieren?
Wir haben unseren Gold-ETC im Jahr 2009 aufgelegt, um Anlegern ein günstiges, effizientes Engagement in Gold zu ermöglichen. Seither ist das verwaltete Vermögen auf mehr als 15 Milliarden Dollar angewachsen. Damit ist unser ETC das größte und kosteneffizienteste börsengehandelte Goldprodukt in Europa*.
Gründe für ein Investment?
Zunächst einmal ist hervorzuheben, dass die beste Möglichkeit für eine Partizipation an der Entwicklung des Goldpreises eine Investition in physisches Gold ist. Dies mag offensichtlich erscheinen. Einige Anleger denken sich jedoch vielleicht, dass sich ein solches Engagement auch mit einer Anlage in Goldminenaktien erreichen lässt. In den letzten 20 Jahren ist die Aktienrendite von Goldminengesellschaften jedoch hinter dem Anstieg des Goldpreises zurückgeblieben. Das liegt daran, dass die Aktienmärkte von vielen anderen Faktoren neben der Entwicklung des Goldpreises beeinflusst werden.
Als nächstes können Anleger zwischen dem direkten Besitz von physischem Gold, Gold-Futures und einem ETC, der mit physischem Gold unterlegt ist, wählen. Beim Besitz von physischem Gold ist zwar die direkte Verbindung zum Goldpreis gegeben - beim Kauf und Verkauf des Metalls können jedoch hohe Kosten für Lagerung und Versicherung sowie Transaktionskosten anfallen. Auch Futures können Renditen erzielen, die den Bewegungen des Goldpreises ähnlich sind. Sie müssen jedoch alle paar Monate gerollt werden, um eine physische Lieferung zu vermeiden, was Transaktions- und Rollkosten verursachen kann. Außerdem können die Futures-Preise vom Spot-Goldpreis abweichen.
Die letzte Option ist die eines Engagements über einen Gold-ETC. In diesem Fall investieren die Anleger in Zertifikate, die durch das zugrunde liegende Edelmetall abgesichert sind und den Vorteil niedriger und gleichbleibender Kosten haben. Die feste Verwaltungsgebühr für unseren Gold-ETC beträgt nur 12 Basispunkte. Die Handelskosten sind niedrig: Die Spreads betragen in der Regel weniger als 4 Basispunkte. In Verbindung mit der einfachen Handhabung macht dies unseren Gold-ETC zu einer effizienten und kostengünstigen Möglichkeit, an der Entwicklung des Goldpreises teilzuhaben.