Aktien Binnenwirtschaftliche Ungleichgewichte
Im Allgemeinen haben nur Schwellenländer unter außenwirtschaftlichen Ungleichgewichten zu leiden, da sie nicht über denselben Luxus verfügen wie die Industrieländer.
Das Jahr 2020 stand weitgehend im Zeichen der Pandemie und ihrer Folgen. Die Ungewissheit hinsichtlich des Zeitpunkts und der Ausmaße der Stabilisierung von Branchen, Volkswirtschaften und Ländern hat im abgelaufenen Jahr zu einem reflexartigen Bestreben nach „Sicherheit" geführt. Die beiden wesentlichen Finanzmarkttrends unter Covid-19 - negative Realzinssätze und erhebliche ökonomische Unsicherheiten - haben Wachstumsaktien besonders begünstigt.
Aufgrund dieser beiden Faktoren ist es für Investoren ausgesprochen problematisch, Zukunftsprognosen zu treffen. Dies wiederum hat zu einer intensiven Suche nach Sicherheiten bei eindeutigen "digitalen" Gewinneraktien geführt. Durch den FOMO-Effekt – die Angst, etwas zu verpassen – wurde diese Entwicklung noch verstärkt. In der Summe hat dies in einigen Marktbereichen zu einem besorgniserregenden Konzentrationsniveau und in einzelnen Segmenten zu strukturellen Überbewertungen geführt.
Wachstumsaktien aus Schwellenländern haben in den vergangenen zehn Jahren eine beispiellose Outperformance gegenüber Value-Titeln gezeigt. Die Pandemie hat den Run auf Wachstumswerte verstärkt. Unserer Ansicht nach sind einige Titel dadurch inzwischen stark überbewertet. Covid-19 hat im Wesentlichen die Trends verstärkt, die in den Emerging Markets bereits im Gange waren, und die Wachstumsaussichten für E-Commerce, Fintech, Lebensmittellieferung, Fahrdienste, Spiele, Cloud und andere ähnliche digitale Geschäftsmodelle nochmals verbessert.
Wir sind der Ansicht, dass sich die Prognosen über das Potenzial und die Bewertungen dieser disruptiven Wachstumsunternehmen in vielen Fällen deutlich von der Realität gelöst haben. Vorstellungskraft ist wichtig, um überdurchschnittliche Anlageergebnisse zu erzielen, aber hier handelt es sich ganz klar um Fehlbewertungen. Die gewagten Annahmen, mit denen Bewertungen gerechtfertigt werden, berücksichtigen häufig nicht den intensiven Wettbewerb in vielen dieser Branchen und den mühevollen Kampf, den sich die Unternehmen um die Marktdominanz liefern. Für viele Anleger ist die Angst etwas zu verpassen die wichtigste Anlagemotivation geworden.
Unserer Ansicht nach wird 2021 ein Jahr mit einer stark ausgeprägten Währungsperformance gegenüber dem US-Dollar in den Schwellenländern sein. Nach zehn sehr schwierigen Jahren sehen wir gute Voraussetzungen für einen nachhaltigen Bullenmarkt für Schwellenländeraktien. In Verbindung mit einem schwächeren Dollar dürfte eine kräftige wirtschaftliche Erholung an den Aktienmärkten der Schwellenländer außerhalb Chinas zu soliden Zugewinnen führen.
Wir sehen alle Voraussetzungen für eine sich selbst verstärkende Dynamik, wie sie bereits in früheren Phasen einer längeren Outperformance der Emerging Markets zu beobachten war – indem ausländische Kapitalzuflüsse zu Kreditschöpfung, Kapitalbildung, BIP- und Beschäftigungswachstum in der formellen Wirtschaft sowie einer bedeutenden Gewinndynamik führen. Von dieser Dynamik dürften neben großen Teilen von Lateinamerika und Südostasien auch einige Märkte im südlich der Sahara gelegenen Afrika profitieren.
Unterdessen erscheinen auch die strukturellen Grundlagen für einen Bullenmarkt in China (das fast 50% des Gewichts und der Marktkapitalisierung des MSCI EM Index ausmacht) weiter intakt. Dazu gehören das überdurchschnittliche Wachstum der chinesischen Wirtschaft, die Diversifikation der inländischen Anlageportfolios und der bessere Zugang zu hochwertigen neuen Aktienemissionen.
Unser Ausblick für China bleibt sehr positiv, da wir erwarten, dass die größte aufstrebende Wirtschaft ihre Ausrichtung auf ein nachhaltigeres Wachstum weiter vorantreiben wird und sich der Reifungsprozess der chinesischen Finanzmärkte fortsetzen wird. Nachdem das weltweite Wachstum bereits in den letzten zehn Jahren überwiegend auf China zurückzuführen war, dürfte das Land auch in den nächsten Jahren mehr als 50% zum globalen BIP-Wachstum beitragen, da sich der Rest der Welt deutlich langsamer von den wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 erholt.
Für einen anhaltenden Bullenmarkt in China spricht unserer Ansicht nach auch die Tatsache, dass in China immer mehr hochklassige Unternehmen an die Börse gehen und sich dadurch bessere Anlagemöglichkeiten für Chinas bedeutende und kaum diversifizierte Sparreserven eröffnen könnten. Wir gehen davon aus, dass dies zu einer massiven Verlagerung der Vermögensaufteilung hin zu Aktien führen wird. Durch seine Resilienz und Wachstumsstärke ist China aber für viele Aktienmanager, die nach „sicheren“ Anlagen suchen, genauso interessant geworden wie für „FOMO-Anleger“, die einfach nur Sorge haben, etwas zu verpassen. Wir beobachten ein stark wachsendes Anlegerinteresse an China, vor allem bei Investoren, die bislang wenig Erfahrung in China gesammelt haben. Dadurch ist es an den Märkten stellenweise zu Überhitzungen gekommen.
Im Zuge einer breiter basierten wirtschaftlichen Erholung rechnen wir 2021 mit einer Rückbesinnung auf stärker nuancierte Investmentansätze. Mit solchen lassen sich unserer Ansicht nach einerseits Unternehmen und Länder identifizieren, die gut aufgestellt sind, um sich rasch wieder vom pandemiebedingten Wachstumsschock zu erholen, und anderseits Branchen, in denen eine Konsolidierung zu besseren Preisstrukturen, Margen und Renditen führen kann.
Sehr interessante Anlagemöglichkeiten sehen wir in Branchen, die von der Pandemie am stärksten getroffen wurden, da die wirtschaftliche Erholung hier mit einer Branchenkonsolidierung einhergeht. Dies betrifft Bereiche wie Hotels/Tourismus, zyklische Konsumgüter, ausgewählte Banken und Restaurants. In diesen Branchen finden sich viele sehr attraktiv bewertete Titel. Mit diesem Ansatz werden auch die Regionen berücksichtigt, die von Schattenwirtschaften dominiert werden, wie Indien, die Philippinen und Indonesien, die nach unserer Einschätzung eine V-förmige Erholung nach der Pandemie erleben dürften.
In der postpandemischen Ära wird der Anlageerfolg unserer Ansicht nach entscheidend davon abhängen, zwischen zwei Arten von Unternehmen zu unterscheiden: den wirklich nachhaltigen Wachstumsunternehmen und jenen Unternehmen, deren Aktien durch den FOMO-Effekt oder durch die Suche nach Sicherheiten Auftrieb erhalten haben. Der Preis der Sicherheit ist schlicht zu hoch und führt wahrscheinlich zu sicheren Verlusten. Eine disziplinierte Fokussierung auf hochwertige, angemessen bewertete Emerging-Market-Unternehmen mit stabilem Wachstumspotenzial und nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen, die dank neuer Initiativen und Projekte den Charakter einer Realoption haben, also ähnlich einer Finanzoption ein riesiges Gewinnpotenzial haben, trägt dazu bei, Stolpersteine zu vermeiden und im aktuellen Umfeld attraktive Renditen zu erzielen.
Im Allgemeinen haben nur Schwellenländer unter außenwirtschaftlichen Ungleichgewichten zu leiden, da sie nicht über denselben Luxus verfügen wie die Industrieländer.
Wir rechnen in den nächsten Jahren mit einer deutlichen Abkoppelung Chinas von den anderen Schwellenländern, da wir davon überzeugt sind, dass China sich im kommenden Jahrzehnt in der Welt als dominanter Wachstumstreiber erweisen dürfte.
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