Goldangebot und -nachfrage in Q4 2022
Im ersten Teil unseres Goldberichts für Q4 haben wir die positiven Auswirkungen einer nachlassenden Inflation auf den Goldpreis hervorgehoben, insbesondere im Zusammenhang mit einem potenziellen Kurswechsel der Fed und einem schwächeren USD im Berichtsquartal. Der Goldpreis ist bis zum Jahresende stark gestiegen und hat das letzte Quartal mit einem Plus von 9,8% geschlossen. Damit war die Gesamtjahresbilanz des Edelmetalls letztlich praktisch ausgeglichen1. Wir haben auch andere wesentliche Makrofaktoren analysiert und die Wertentwicklung von Gold mit anderen Anlageklassen verglichen. In diesem zweiten Teil unseres Goldberichts untersuchen wir die verschiedenen Angebots- und Nachfragequellen, um die jüngsten Bewegungen des Goldpreises genauer zu erläutern.
Im vierten Quartal stieg die Goldnachfrage um 11,5% auf 1.337 Tonnen. Damit war dies das nachfragestärkste Quartal seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2010. Die Zusammensetzung der Nachfrage blieb weitgehend unverändert gegenüber dem Vorquartal. Allerdings hatte Schmuck in diesem Quartal einen etwas größeren Anteil an der Gesamtnachfrage (+4%), der zu Lasten der Privatanleger und des Technologiesektors ging (-3% bzw. -1%). Dass ETFs im Berichtsquartal erneut Nettoverkäufer des Metalls waren, mag angesichts des Anstiegs des Goldpreises um 9,8% überraschen.
Im Gesamtjahr 2022 erhöhte sich die Nachfrage um 18,1% gegenüber dem Vorjahr. Dies ist ausschließlich auf die umfangreichen Käufe der Zentralbanken im zweiten Halbjahr 2022 zurückzuführen, die ihre Goldkäufe im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelten. Im Gesamtjahr lag die Nachfrage bei 4.741 Tonnen und damit 5 Tonnen unter dem Rekordwert von 2011 (4.746 Tonnen).
Die Nachfrage des Schmucksektors stieg im Berichtsquartal um 20,0%. Grund war eine außergewöhnlich hohe Nachfrage aus Indien, wo das Lichterfest Diwali in den späten Oktober fiel. Von den 629 Tonnen Gold, die im vierten Quartal in die Schmuckproduktion gingen, entfielen 35% auf Indien, wo die Nachfrage im Vergleich zum Vorquartal um 50,2% stieg. Die vergleichsweise kleineren Märkte in Europa und Amerika hatten mit einem saisonalen Aufschwung gerechnet, der den durch die pandemiebedingten Lockdowns in China bedingten Nachfragerückgang etwas abfedern konnte. Die Nachfrage des chinesischen Schmucksektors lag im vierten Quartal 2022 um 28,1% unter dem Wert des vierten Quartals 2021.
Im Gesamtjahr blieb die Nachfrage des Schmucksektors mit 1.867 Tonnen um 4,0% hinter dem Vorjahreswert zurück. An erster Stelle war dies auf die Wachstumsschwäche in China zurückzuführen, wo die Nachfrage nach Goldschmuck im Vergleich zum Vorjahr um 15,2% sank.
Nachdem die Goldkäufe der Zentralbanken im dritten Quartal 2022 auf ein Allzeithoch von 445 Tonnen nach oben korrigiert worden waren, blieben die Notenbanken auch im vierten Quartal bemerkenswert aktiv. Aktuell liegen die Schätzungen der Goldankäufe der Zentralbanken (die häufiger nachträglich revidiert werden als andere Nachfragekategorien) für das Abschlussquartal bei 417 Tonnen. Das entspräche zwar einem Rückgang von 6,2% gegenüber dem Vorquartal, wäre aber immer noch ein sehr hohes absolutes Volumen. Im vergangenen Jahr war die türkische Zentralbank der größte Goldkäufer unter den Notenbanken. Sie stockte ihre Goldreserven um mehr als das 3,5-Fache auf 548 Tonnen auf. Möglicherweise noch bedeutender ist jedoch, dass die People‘s Bank of China ihre Goldkäufe zum Jahresende wieder aufnahm und im letzten Quartal mehr als 60 Tonnen ankaufte. Damit stiegen ihre Goldreserven erstmals überhaupt über die Marke von 2.000 Tonnen. Was die Goldbestände angeht, liegt China damit auf Platz vier hinter den Zentralbanken der USA, Deutschlands, Frankreichs und Italiens.
Die Goldrally im vierten Quartal 2022 war nicht auf eine höhere Nachfrage von ETFs zurückzuführen. Die Goldbestände der ETFs gingen im Verlauf des Quartals kontinuierlich zurück, da sich die Anleger weltweit von Gold-ETFs trennten. Normalerweise besteht eine starke Korrelation zwischen dem Goldpreis und den Zuflüssen in Gold-ETFs. Damit war Q4 2022 ein Ausreißer. Die Goldbestände der ETFs gingen im Quartal um 3,1% zurück, während der Goldpreis aufgrund der Nachfrage des Schmucksektors und der Zentralbanken anstieg.
Obwohl alle Regionen im vierten Quartal Nettoverkäufer waren, kam es in Nordamerika im Dezember zu Nettozuflüssen, als der Goldpreis die Marke von 1.750 USD durchbrach. Auch in Asien drehten die Anlageflüsse im letzten Monat des Jahres leicht ins Plus.
Das Goldangebot erhöhte sich im Quartal um 1% und im Gesamtjahr um 1,5%. Die Minenproduktion stieg im Jahr 2022 um 1,5%. Damit war 2022 das stärkste Jahr seit 2018, was auf eine Erholung von der Pandemie hindeutet. Im vierten Quartal 2022 ging die Minenproduktion jedoch um 1,6% auf 930 Tonnen zurück, da die höheren Preise zu einem größeren Angebot aus dem Recyclingsektor führten. Das Angebot an Recyclinggold erhöhte sich um 8,3% gegenüber 270 Tonnen in Q3 2022, obwohl das Angebot aus diesem Sektor aufgrund der – bis vor kurzem andauernden – Preisschwäche auf Gesamtjahresbasis praktisch unverändert war. Angesichts der höheren Preise spielte auch das Hedging der Minenbetreiber zur Preisabsicherung am Terminmarkt eine geringere Rolle, obwohl das Produzenten-Hedging das Angebot immer noch um 5 Tonnen minderte, was allerdings weniger war als im Vorquartal (10 Tonnen).
Quelle
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1 Bloomberg, LBMA-Goldpreis, in USD. Die frühere Wertentwicklung lässt nicht auf zukünftige Renditen schließen.
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